Die Wahllokale sind seit 13 Uhr Ortszeit (7 Uhr MEZ) geschlossen. Ein offizielles Ergebnis wird Ende März erwartet.
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Jakarta – Indonesien hat am Mittwoch einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt. Rund 205 Millionen Menschen waren im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt stimmberechtigt. Die meisten der 820.000 Wahllokale schlossen um 13 Uhr Ortszeit (7 Uhr MEZ). Als haushoher Favorit auf die Nachfolge von Präsident Joko Widodo gilt der 72-jährige Ex-General Prabowo Subianto. Laut Umfragen könnte er auf über 50 Prozent der Stimmen kommen und müsste nicht in eine Stichwahl.

Vorläufige Ergebnisse werden spätestens am Abend Ortszeit erwartet. Das offizielle Ergebnis soll aber erst Ende März verkündet werden.

Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen

Das amtierende Staatsoberhaupt, genannt Jokowi, darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Als Vizepräsidenten hat Prabowo aber Jokowis 36-jährigen ältesten Sohn Gibran Rakabuming Raka nominiert. Dafür ließ der Staatspräsident selbst dem Verfassungsgericht die Vizepräsidentschaftskandidatur seines Sohnes erlauben, obwohl Gibran laut Gesetz für dieses Amt eigentlich mindestens 40 Jahre alt sein müsste. Kritiker werfen dem Noch-Präsidenten daher auch vor, eine politische Familiendynastie aufbauen zu wollen.

Dem Wahlfavoriten Prabowo werden indes Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft des ehemaligen Diktators Suharto (1966–1998) vorgeworfen, der auch sein Schwiegervater war. Insbesondere soll der frühere Offizier als Mitglied einer Eliteeinheit an der Entführung und Folter von über 20 regimekritischen Aktivisten im Jahr 1998 beteiligt gewesen sein. Von rund einem Dutzend der damals Entführten ist der Verbleib bis heute unbekannt. Prabowo weist die Vorwürfe zurück. Der Popularität des sich auf Social Media als liebenswerter Großvater inszenierenden Favoriten tun die Ereignisse der Vergangenheit indes keinen Abbruch.

Dritte Kandidatur Prabowos

Gegen Prabowo (72), der bereits zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat antritt, gehen der Gouverneur der Provinz Zentraljava, Ganjar Pranowo (55), und der frühere Gouverneur von Jakarta und Ex-Bildungsminister Anies Baswedan (54) ins Rennen. Alle drei stehen für eine Fortführung der erfolgreichen, auf wirtschaftliche Entwicklung ausgerichteten Politik der Jokowi-Ära.

Auf Nachfrage sagen die meisten Wähler, dass nur Prabowo die nötige Erfahrung mitbringe, um den wirtschaftlichen Siegeszug der Jokowi-Ära fortzuführen. Dass er den Sohn des Amtsinhabers, Gibran Rakabuming Raka, als Vizepräsidenten nominiert hat, sehen Beobachter als Geniestreich. Gibran ist wie sein Vater extrem beliebt und verkörpert genau das, was sich die vielen Millennials und Generation-Z-Zugehörigen unter den Wählern wünschen: einen jugendliche Gegenpol zum Langzeitpolitiker Prabowo. Noch lieber hätten die meisten aber, dass Jokowi weitermacht – der durfte aber nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Mit 274 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat die drittgrößte Demokratie und das größte muslimische Land der Erde. Das Archipel ist dank riesiger Nickelerz-Vorkommen auch die größte Volkswirtschaft Südostasiens. (APA, 14.2.2024)