Megayacht Migaloo M5 kurz vor dem Tauchgang
Eine Megayacht, die auf Unterwasserfahrt gehen kann: Laut dem Designer Christian Gumpold ist das technisch absolut möglich. "Es ist ein Hybrid aus zwei funktionierenden Schiffstypen, es ist kein Raumschiff", sagt er.
Migaloo Private Submersible Yach

Man kann Christian Gumpold nicht gerade Kleinmut vorwerfen. Der Grazer Designer hat die weltweit erste Superyacht entworfen, die zugleich ein U-Boot ist. Das Schiff namens Migaloo M5 soll 165,8 Meter lang sein und 250 Meter unter den Meeresspiegel tauchen können. Bis zu vier Wochen soll die Migaloo in der Tiefe unterwegs sein können. Dass das Schiff auch über einen Helikopterlandeplatz, einen Heißluftballon, einen Swimmingpool, ein Kino und zwei Mini-U-Boote verfügen soll, gerät angesichts der kühnen Tauchpläne fast zur Nebensache.

"Es gibt Superyachten schon seit Jahrzehnten, und es gibt U-Boote. Das Konzept ist, aus zwei bereits gut funktionierenden Schiffstypen einen Hybrid zu schaffen", erklärt Gumpold dem STANDARD, warum das Vorhaben nicht unmöglich sei.

Mann mit Visionen

Wieso der bei Graz lebende Unternehmer nicht beispielsweise kleine Motorboote für die Mur entwirft, sondern lieber eine tauchfähige Yacht, die eine Weltneuheit wäre, noch dazu eine mit einer sehr dünnen Käuferschicht? Seine Motivation sei, "die Grenzen dessen, was akzeptiert und möglich ist, auszuloten". Auf der Homepage seiner Firma findet sich ein Zitat von Mark Twain, das Gumpold wohl ganz gut beschreibt: "Sie wussten nicht, dass es unmöglich war, also taten sie es."

Unternehmer und Innovationsmanager Christian Gumpold
Unternehmer und Innovationsmanager Gumpold über seine Zielgruppe: "Es wird wahrscheinlich ein Milliardär sein müssen."
Migaloo Private Submersible Yachts

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Gebaut wurde die Migaloo bisher noch nicht. Er führe aber Gespräche mit Interessenten, sagt der 40-Jährige. Diese kämen etwa aus China, dem arabischen Raum, deutschsprachigen Ländern und den USA. Genaueres dürfe er nicht verraten. Die größten Yachten der Welt werden auf Preise von 400 bis 600 Millionen Euro geschätzt. Die können allerdings nicht tauchen. Gumpold bestätigt, dass der Bau der Migaloo M5 mehrere Hundert Millionen Euro kosten würde, ohne sich auf eine Summe festzulegen. "Es wird wahrscheinlich ein Milliardär sein müssen", sagt er über den Kundenkreis.

Das Mindset der Milliardäre

Wobei man Gumpold auch gleichsam als Seismografen für die heutigen Ängste und Wünsche der Superreichen deuten kann. "Milliardäre sind sehr fordernde und anspruchsvolle Personen. Man muss liefern und am Punkt sein", sagt er und klingt anerkennend.

Der Unternehmer sagt, er habe mindestens drei große Trends unter Superreichen ausgemacht. Den ersten könnte man Statusdenken nennen, Gumpold spricht lieber von Individualismus. "Prestige und Macht sind für mich abgedroschene Begriffe, da geht es eigentlich mehr um Individualisierung", sagt er.

Eine Visualisierung, die die Migaloo beim Tauchgang zeigt
Milliardäre, die Ruhe suchen, könnten in der Migaloo für bis zu vier Wochen abtauchen.
Migaloo Private Submersible Yach

Endlich Privatsphäre

Der zweite Trend sei das Streben nach Sicherheit und Privatsphäre. Gumpold: "Da hat eine tauchfähige Yacht natürlich Vorteile." Die "Süddeutsche Zeitung" warf schon ironisch die Frage auf, ob man in Gumpolds Schiff "auch einen atomar geführten Weltkrieg blubbernd übersteht". Platz wird die Migaloo nach Gumpolds derzeitigen Plänen nur für 14 bis 20 Passagiere sowie 32 bis 40 Crewmitglieder bieten.

Als dritten Megatrend nennt der Designer den Abenteuergedanken. Auf einer seiner Visualisierungen dringt die Migaloo wie ein Eisbrecher durch ein Polarmeer. "Vielen Schiffseignern sind außergewöhnliche Erlebnisse zunehmend wichtig. Bei großen Yachten gibt es den Trend der Explorerschiffe. Manche davon zählen zur sogenannten Eisklasse. Das könnte man auch in meinem Konzept ermöglichen und so hoch in den Norden vordringen", sagt Gumpold.

Die Migaloo dringt auf einer Visualisierung durch ein Polarmeer
Abenteuer Eismeer: Vielen Wohlhabenden seien außergewöhnliche Erlebnisse zunehmend wichtig, beobachtet Gumpold einen Trend in der kleinen Gruppe der Yachtbesitzerinnen und -besitzer.
Migaloo Submarines

Ziel sei die Umsetzung

Die tauchfähige Yacht sei jedenfalls nicht nur ein Werbegag oder eine Visitenkarte für sein Designbüro, beteuert Gumpold. Er habe das Projekt "technisch von mehreren Perspektiven beleuchtet" und auch bereits an Yachten mit bis zu hundert Meter Länge mitgearbeitet, die erfolgreich vom Stapel gelaufen sind. "Ich glaube, es wird der Zeitpunkt kommen, zu dem eine Person mit dem richtigen Mindset das möchte", sagt er. "Dann werden tauchfähige Superyachten die logische Konsequenz sein." (Lukas Kapeller, 17.2.2024)