Grün, Weiß, Rot: Die richtige Reihung der Farben ist hier durch den Umstand außer Kraft gesetzt, dass die wunderschöne Giulia einfach in den Vordergrund gehört.
Foto: Alfa Romeo

Alfa Romeo ist Dutzendware. Im Sinne von: nur eine von über einem Dutzend Pkw-Marken des Branchenriesen Stellantis, der Anfang 2021 aus der Fusion von PSA und FCA (Fiat Chrysler Automobiles) hervorgegangen ist – de facto war es natürlich eine Übernahme der Italiener durch die Franzosen.

Fluch und Segen: Bei so einem Prozess verliert eine Marke einerseits leicht ihre Identität, obwohl man durchaus das Bemühen merkt, beispielsweise jener Vorlage, auf der auch der Jeep Compass basiert, einen eigenständigen Charakter zu verleihen, wie im Tonale geschehen. Andererseits würde Alfa Romeo sonst das Schicksal mit Saab teilen und schlichtweg nicht mehr existieren.

Mythos und Nachfrage

Es ist eine Marke mit großer Historie, der Markenname besitzt anhaltend große emotionale Strahlkraft, Cuore sportivo und so, was sich indes diametral entgegengesetzt zum weltweiten Fahrzeugabsatz verhält: Rund 53.000 Alfas wurden 2022 verkauft, 2023 sollten es knapp 69.000 gewesen sein.

Zum Vergleich: Die an sich tote, weil außerhalb Italiens nicht mehr erhältliche Konzernmarke Lancia verkaufte sich 2023 in ihrem Heimatland 44.743-mal. Aber was heißt schon tot: In ausgewählten Märkten und leider nicht in Österreich bringt Lancia heuer einen neuen, diesmal batterieelektrischen Ypsilon in Stellung, womit sich der Kreis zu Alfa Romeo schließt, denn ab Sommer fährt mit dem Milano das erste Elektromobil mit Scudetto vorne drauf vor; allerdings wird der mit dem Peugeot 2008 verwandte Mailänder auch als Benziner (und mit Allradantrieb) erhältlich sein.

Schriftzug "Tributo Italiano" und Bandiera d'Italia zählen zu den Designfeatures, beides findet sich auf den Kopfstützen.
Foto: Alfa Romeo

Bis dahin ruft sich die Marke mit drei Sondermodellen in Erinnerung, die die Stadtfarben der oberitalienischen Metropole – Rot und Weiß – tragen sowie die der Uniformen der einstigen Stadtmiliz – Grün. Vielleicht reflektieren die humanistisch sattelfesten Ragazzi auch auf Dantes vor 703 Jahren vollendete "Divina Commedia", wo Beatrice im Paradiso terrestre (irdisches Paradies) grün-weiß-rot gewandet erscheint. Da haben wir's, es geht um die Bandiera dI'talia, die Trikolore unseres Urlaubssehnsuchtslandes, und die ist Bestandteil eines Designpakets, das extra für diese Sondermodelle namens Tributo Italiano ausgeheckt wurde.

Dreimal drei: Die drei wichtigsten Modelle der Marke – hoppla, es gibt sowieso derzeit nur drei –, nämlich Tonale, Stelvio und die Giulia, gibt es als Tributi ausschließlich in roter, weißer und grüner Außenfarbe, mit jeweils schwarzem Dach. Zudem zeigen sie Flagge auf den Spiegelkappen und Kopfstützen, Letztere tragen auch noch den Sondermodellschriftzug, also "Tributo Italiano", und die Ledersitze sind hübsch rot akzentvernäht.

Das offizielle Seitenverhältnis der Flagge von 2:3 ist auch auf dem Seitenspiegel außer Kraft gesetzt.
Foto: Alfa Romeo

Die auf der hinterradantriebsbasierten Plattform aufbauenden Stelvio und Giulia sind dabei in je drei Motorisierungen erhältlich, zwei 2,2-Liter-Selbstzündern mit 160 und 210 PS sowie einem 2,0-Liter-Turbobenziner mit 280. Der Stelvio schlägt dabei mit 69.000, 75.200 und 84.500 Euro zu Buche, die Giulia mit 61.100, 67.300 und 75.500. Der kleinere der beiden SUVs, der Tonale, kostet als 48-Volt-Mildhybrid (160 PS) 51.500 Euro, mit Plug-in-Hybrid (280 PS) 60.000 geradeaus.

Philosophische Fragen

Die Alfa-Grundphilosophie ähnelt bekanntlich jener von BMW, die Autos sind generell betont fahrdynamisch ausgelegt. Das gilt für die beiden SUVs, sogar für den Fronttriebler Tonale, und wenn schon von der Reizwortkategorie SUV die Rede ist: Alfa Romeo stand da noch selten im Visier der Kritik, was wiederum die Grundsatzsympathiewerte für die Marke bestätigt.

Zur Giulia sei zusätzlich noch ergänzt: Das ist eine der formschönsten derzeit erhältlichen Limousinen weltweit. Paradiso terrestre: Ein einziger optischer und fahrerischer Genuss, bei dem man nur bedauert, dass es – anders als beim Vorgänger 159 – niemals einen Kombi gab. Das waren dann wohl Tributi Commerciali, denn die Finanzer haben gesagt: Das rechnet sich nicht. (Andreas Stockinger, 17.2.2024)