Ein Rendering der Funktionsweise des Satelliten.
Environmental Defense Fund

Der Methanesat-Satellit der gemeinnützigen Organisation Enviromental Defense Fund wird schon ab März bis zu 15-mal pro Tag die Erde umrunden und wichtige Daten für die Bekämpfung des Klimawandels liefern. Nun können diese Daten in einer Kooperation mit Google weiterverarbeitet werden. Die rohe Datenmenge des Satelliten wird von der künstlichen Intelligenz Googles analysiert und soll die Infrastruktur von Gas- und Ölverarbeitung sichtbar machen.

Google und der EDF hoffen damit herauszufinden, wo genau das meiste Methan ausgestoßen wird. Diese Informationen sollen dabei helfen, die derzeitigen Lecks zu schließen und zukünftige Emissionen zu verhindern. "Die Infrastruktur verändert sich schnell, und eine Karte wie diese aktuell zu halten erfordert ständige Aktualisierung. Das ist ein Bereich, in dem wir in unserer Organisation viel Fachwissen aufgebaut haben", sagte Yael Maguire, Vizepräsident und General Manager der Nachhaltigkeitsabteilung von Google, in einer Pressekonferenz. Zu den Zielen der Partnerschaft äußerte er sich so: "Wir glauben, dass diese Informationen äußert wertvoll sind, damit Energieunternehmen, Forscher und der öffentliche Sektor Methanemissionen antizipieren und mindern können."

Methan, das potentere CO2

Während das globale Interesse gerade mehr auf CO2 fokussiert ist, ist das Gas, das immer noch am ehesten mit den Verdauungsaktivitäten von Kühen in Verbindung gebracht wird, für rund 30 Prozent des bisherigen Klimawandels verantwortlich. Methan ist zudem der Hauptbestandteil von Erdgas und strömt immer wieder in großen Mengen aus Lecks in Pipelines und anderer Energieinfrastruktur. Auch Landwirtschaft und Mülldeponien sind zuständig für einen großen Teil des jährlichen Ausstoß.

Ist Methan einmal in der Atmosphäre, wirkt es 20 Jahre lang 80-mal so stark wie Kohlenstoffdioxid. Im Gegensatz zu CO2 bleibt es allerdings nicht für Jahrhunderte in der Atmosphäre enthalten, sondern setzt sich nach rund einem Jahrzehnt ab. Nachdem es so ein kurzlebiges, aber dennoch potentes Treibhausgas ist, würde eine Reduktion einen sofortigen Effekt auf die gerade so aktuelle Klimakrise haben. "Methan dominiert das Geschehen in naher Zukunft. Die Zeit ist wirklich entscheidend, denn wenn wir es wirklich schnell und drastisch schaffen, diese Methanemissionen zu reduzieren, können wir die Rate der Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten erheblich verringern", so der leitende Wissenschaftler EDFs Steven Hamburg.

Forschungsergebnisse EDFs und anderer Organisationen haben aufgezeigt, dass viele Länder, wie etwa die USA, ihr Maß an verschwendetem Methan weit unterschätzen. Alleine die Vereinigten Staaten haben in den letzten sechs Jahren von 2012 bis 2018 ihren Gasverlust um 13 Tonnen unterschätzt. Abgesehen von den umweltschutztechnischen Bedenken ist das eine Menge an Methan, die zehn Millionen amerikanische Haushalte für ein Jahr geheizt und zwei Milliarden US-Dollar an Profit eingespielt hätte. EDFs Lösungsansatz für dieses Problem ist der Methanesat.

EDFs Datensatz eingespeist in die Google Earth Engine.
Google Earth Engine

Google will mit ihrer Expertise in KI-Erkennungstechnologie und Kartografie diesem Datensatz ein neues Gesicht verleihen. Die Technologie, mit der sonst Gehsteige, Schutzwege und Straßenschilder erkannt werden, soll schon in wenigen Monaten Raffinerien, Bohrinseln und Gasspeicheranlagen katalogisieren. Die daraus resultierende Karte und andere wissenschaftliche Datensätze können innerhalb der Google Earth Engine, der cloudbasierten Geodatenbank Googles, oder auf der Methanesat-Webseite abgerufen werden. (red, 15.2.2024)