Verkünden Unternehmen Großinvestitionen, ist die Begleitmusik meist Politprominenz. Passenderweise findet die neueste Bekanntmachung in Anwesenheit von Bundeskanzler Karl Nehammer, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (alle ÖVP) im Apothekertrakt statt – im Tagungszentrum des Schlosses Schönbrunn. Der Rahmen: der von der Standortagentur Austrian Business Agency (ABA) ausgerichtete Standortkongress "Invest in Austria".

Eine Mitarbeiterin im Werk in Schaftenau.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis nennt seine Produktionsstätten in Tirol "Schlüsselstandorte".
Novartis

Der Schweizer Pharmariese Novartis hat seine Entscheidung, in Österreich Geld in die Hand zu nehmen, schon vor längerem getroffen. Er wird 500 Millionen Euro je zur Hälfte in zwei Produktionslinien an den Standorten Kundl und Schaftenau in Tirol investieren. Steffen Lang, Mitglied der Konzernleitung und verantwortlich für Geschäftsprozesse im weltweit agierenden Unternehmen, betont die Bedeutung des Standortes Tirol im weltweiten Netzwerk der 35 Produktionsstätten. Immerhin würden von den 900 Millionen Euro, die jährlich weltweit investiert würden, nun 500 nach Tirol fließen. 350 neue Arbeitsplätze zu den 3000 bestehenden in Tirol sollen dazukommen.

Neue Zellkultur-Anlagen

Die zusätzliche Biotech-Anlage in Schaftenau ist bereits in Bau und soll noch heuer in Betrieb gehen. Laut Lang wird sie damit die größte Produktionsanlage im Pharmakonzern überhaupt. Zehn Tonnen Wirkstoff pro Jahr laufen demnach hier vom Band. Die neue Biotech-Anlage in Kundl soll 2025 in Betrieb gehen. In den beiden Zellkultur-Anlagen sollen unter anderem Nukleinsäuren etwa für mRNA-Impfstoffe und monoklonale Antikörper hergestellt werden. Lang spricht von einem "Meilenstein" für die Produktion bei Novartis. Dass die beiden Projekte von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme innerhalb zweier Jahre umgesetzt würden, sei "schnell und einmalig".

Tirols Landeshauptmann Anton Mattle zeigt sich naturgemäß hocherfreut. Tirol sei nicht nur ein Tourismus-, sondern auch ein Industrieland. Dafür steuert das Bundesland auch finanzielle Mittel bei. Das Novartis-Management verwies anlässlich der Verkündigung von Investitionen in Höhe von 75 Millionen Euro in Schaftenau im Oktober 2023 auf die Unterstützung seitens der Tiroler Landesregierung und des Bundes. Am Donnerstag erwähnte Mattle die Unterstützung durch den Forschungsförderungsfonds, eine Summe nannte er nicht. Die 500 Millionen Euro seien aber "eine stattliche Summe".

Das Land Tirol und die österreichische Bundesregierung hatten schon in der jüngeren Vergangenheit Geld für die Pharmabranche in die Hand genommen – zuletzt 50 Millionen Euro für die ehemalige Novartis-Tochter Sandoz (sie wurde im Herbst 2023 von Novartis abgespalten) –, um die Pharmaproduktion in Österreich zu halten.

Sorgen der Menschen

Ein Punkt, den auch Bundeskanzler Karl Nehammer mit einigem Pathos beim Pressetermin in Schönbrunn aufgreift: "Es geht heute um besonders viel" – Gesundheit, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Impulse, all das sei mit derartigen Investitionen verbunden. Nehammer lobte erneut die Leistungen der Regierung – mit Pflegereform, Primärversorgungszentren, erfolgreichen Bemühungen um Kassenärzte. Da sei einiges gelungen, so der Bundeskanzler, der einmal mehr auf die Sorgen der Menschen verweist, die es ernst zu nehmen gelte.

Wirtschaftsminister Martin Kocher referierte über die Bedeutung internationaler Unternehmen für Österreichs Wirtschaft. 30 Prozent der Wertschöpfung und 1,2 Millionen Arbeitsplätze jährlich würden durch ihr Engagement in Österreich generiert. Kocher berichtete von 280 anwesenden Unternehmenschefs und ortete auch abseits der Pharmabranche großes Interesse, in Österreich zu investieren. Österreich sei als Standort nicht schlecht unterwegs, sagte der Minister. "Es passt", konzedierte Novartis-Vorstand Steffen Lang trocken. (Regina Bruckner, 16.2.2024)