Affengruber gratuliert Camara.
Amady Camara (Mitte) setzte den 4:1-Schlusspunkt.
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Graz – Sturm Graz ist dem Achtelfinale der Uefa-Conference-League am Donnerstagabend einen großen Schritt näher gekommen. Österreichs Vizemeister gewann das Hinspiel der Zwischenrunde gegen Slovan Bratislava 4:1, das Rückspiel steigt kommenden Donnerstag in Bratislava.

Europacup im winterlichen Fußballfrühling, das hatte es Graz länger nicht mehr gegeben. Seit 2001 hatten die Blackies international keine Gruppenphase mehr überstanden, die nunmehrige Rückkehr war der Erfindung der Conference League zu verdanken.

Dass es "nur" der dritte europäische Bewerb ist, hielt den Hype um die Heimpartie gegen Slovan auch einigermaßen in Grenzen; aber was nicht ist, kann ja noch werden. Das Finale, so viel sei vorweggenommen, steigt am 29. Mai in Athen. Zwischen Sturm und dem Titel lagen am frühen Donnerstagabend noch fünf Runden.

Da sich die Grazer auch aufgrund der Fanfreundschaft rechtsextremer Slovan-Gruppen mit ähnlich verirrten Kreisen der Austria-Anhängerschaft für einen geschützten Verkauf an Vereinsmitglieder entschieden hatten, blieben einige hundert Plätze leer. Referee war der Schwede Mohammed Al-Hakim, dessen Assistent Fredrik Klyver reiste wohl mit mäßiger Vorfreude in die Steiermark: 2018 war er bei Sturms Europa-League-Heimspiel gegen Larnaka Opfer eines Becherwurfs.

Mannschaft steht zusammen.
Die Mannschaft von Sturm ließ sich nach dem Schlusspfiff feiern.
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Rasanter Beginn

Den ersten Akzent setzten die Gäste, der luxemburgische Rekordtorschütze Gerson Rodrigues schoss einen Volley akrobatisch vorbei. Minute 4: Tomi Horvat läuft dem gegnerischen Mittelfeld um die Ohren, spielt zum idealen Zeitpunkt ab auf Mika Biereth, der Goalie macht das kurze Eck auf und die als Sturmspitze aufgebotene Arsenal-Leihgabe dankt unbürokratisch mit dem 1:0. Der VAR wollte das Tor noch einmal genießen, hatte letztlich aber nichts einzuwenden.

Wer nun auf einen entspannten Abend hoffte, wurde flott enttäuscht. Jaromir Zmrhal schickte Rodrigues per Steilpass auf die Reise, der überdribbelte den weit aus dem Tor geeilten Sturm-Goalie Vítězslav Jaroš und netzte (8.). Diesmal brauchte der VAR schon länger, bis er seinen Segen gab. Alles wieder auf Anfang. Biereth hätte völlig freistehend das 2:1 köpfeln müssen, brachte den Ball aber nicht aufs Tor (13.).

Wüthrichs Heldentat

17.: Wieder hebelt ein langer Ball Sturms Defensive aus, diesmal lässt Jaroš den enteilten David Strelec nicht vorbei. Nach kurzem 1-gegen-1 sieht der aber den nachkommenden Rodrigues, dessen Schuss Gregory Wüthrich von der Linie kratzt. Nach der Szene geht die Abseitsfahne zwar hoch, der VAR hätte das Tor aber wohl gegeben.

Zweikampf
Jon Gorenc Stankovic (im schwarzen Sturm-Dress) traf zum 2:1, Tigran Barseghjan (Slovan Bratislava) verschuldete später einen Elfmeter. 1:3.
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Alexander Prass tanzte links von der Grundlinie kommend vier Slowaken samt Ahnenreihen aus, sein Stanglpass wurde aber abgefangen (21.). Die Grazer hatten leichtes spielerisches Übergewicht, versuchten es mäßig erfolgreich mit schnellen Kombinationen.

Die Führung brachte ein Standard: Manprit Sarkaria servierte die Freistoßflanke, David Affengruber köpfelte ideal zur Mitte, dort ließ Kapitän Jon Gorenc Stankovic dem Goalie keine Chance (27.). Horvat legte fast noch einen drauf, Martin Trnovský wehrte zum Corner ab.

Es war eine flotte, phasenweise fast wilde Partie. Gazibegovic schoss vorbei (30.), auf der Gegenseite zog Zmrhal aus der zweiten Reihe ab und zwang Jaroš zu einer Glanzparade. Der folgende Eckball landete auf Juraj Kuckas Fuß – drüber (33.).

Danach zerfielen Slovans Offensivbemühungen zu Stückwerk, was zu großen Teilen an Prass und dem vielbeschäftigten Linksverteidiger Dimitri Lavalée lag. Offensiv ergaben sich immer wieder Räume, diese bespielten die Gastgeber aber eher patschert. Mit dem Pausenpfiff kam Slovan zur Ausgleichschance, Tigran Barseghyan schoss aus dem Stand vorbei.

Kiteishvili in Schusshaltung am Elferpunkt.
Otar Kiteishvili traf per Elfmeter zum 3:1.
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Elfertor

In Halbzeit zwei ging die Schlagzahl etwas zurück, aber erst nach Sturms nächster Großchance: Sarkaria kam aus wenigen Metern zum Schuss, diesmal schützte Trnovský das kurze Eck (49.). Mit einer Kopie des 2:1 kamen die Gäste dem Ausgleich nahe, ansonsten dominierte und kontrollierte Sturm aber die Partie.

Minute 63: Slovans Barseghyan will im Strafraum den Ball wegschlagen, Otar Kiteishvili kommt aus dem toten Winkel angerauscht, spitzelt dazwischen und wird getroffen – ein billiger, aber klarer Elfmeter für Sturm. Höchstselbst versenkte der Georgier den Penalty zum 3:1 (64.).

Da man das UECL-Reglement in Graz bestens kennt und weiß, dass kommende Woche ein Rückspiel in Bratislava folgt, drückte Sturm auf das nächste Goal. Dabei helfen sollten William Böving und Szymon Wlodarczyk, Biereth bekam zum Abschied Standing Ovations.

Nachdem der offenbar frustrierte Vladimir Weiss Jr. Gazibegovic lang nach dessen Abspiel umschnitt, kam es zu einer kurzen Rudelbildung, der VAR schickte den Schiedsrichter zur Nachhilfestunde. Statt Gelb gab es Rot für den erst zehn Minuten zuvor eingewechselten Trainersohn (78.). Wer als Coach so einen Spross hat, braucht keine Feinde.

Schiri zeigt dem ihm mit dem Rücken zugewandten Weiss Rot.
Schiedsrichter Mohammed Al-Hakim gab Vladimir Weiss Rot.
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Schlussoffensive

81.: Horvat taucht alleine vor Trnovský auf, der Slowene vergibt. 83.: Christian Ilzer wechselt dreimal, schickt Stefan Hierländer, Max Johnston und Amady Camara aufs Feld. 85.: Camara will berühmt werden, sein Weitschuss segelt drüber. 88.: Camaras schlauer Stanglpass findet keinen Abnehmer. 89.: Horvat schießt drüber. 91.: Camara – trifft! Der Joker versenkte den Ball vom Sechzehner im Eck und bescherte Sturm eine höchst komfortable Ausgangslage für das Rückspiel. (Martin Schauhuber, 15.2.2024)

Technische Daten

Fußball-Conference-League, Zwischenrunden-Play-off, Hinspiel:

SK Sturm Graz - SK Slovan Bratislava 4:1 (2:1)
Graz, Stadion Graz Liebenau, 13.500, SR Al-Hakim (SWE)

Tore: 1:0 (4.) Biereth
1:1 (8.) Gerson Rodrigues
2:1 (27.) Gorenc Stankovic
3:1 (64.) Kiteishvili (Foulelfmeter)
4:1 (91.) Camara

Sturm: Jaros - Gazibegovic (82. Johnston), Affengruber, Wüthrich, Lavalée - Gorenc Stankovic - Horvat, Kiteishvili (82. Hierländer), Prass (82. Camara) - Biereth (71. Wlodarczyk), Sarkaria (59. Böving)

Slovan: Trnovsky - Pauschek, Kashia, Bajric, Zmrhal - Kucka, Kankava, Savvidis - Barseghyan (68. Weiss), Gerson Rodrigues, Strelec (79. Tolic)

Rote Karte: Weiss (78./Foul)

Gelbe Karten: Gazibegovic bzw. Zmrhal, Gerson Rodrigues

Rückspiel am 22. Februar (21.00), der Aufsteiger steht im Achtelfinale.