Bei der Eröffnung wurde auch der Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau 2020 gedacht.
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Berlin/Wien – Begleitet von politischen Protesten ist die Berlinale eröffnet worden. Bei einer vom Filmfestival organisierten Aktion riefen Schauspielerinnen wie Jella Haase und Katja Riemann am Donnerstagabend auf dem roten Teppich "Defend Democracy" ("Verteidigt die Demokratie"). Der Star des Eröffnungsfilms, "Oppenheimer"-Darsteller Cillian Murphy, geriet daneben fast in den Hintergrund. Am Teppich gab es weitere politische Aktionen und Statements.

Die Festivalleitung nutzte die Eröffnungsgala für ein Plädoyer gegen Rechtsextremismus. "Die Berlinale hat viel: viel Platz für den Dialog der Menschen und der Kunst. Aber sie hat keinen Platz für Hass. Hass steht nicht auf unserer Gästeliste", sagte die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, während der Gala. "Viele Menschen im Team der Berlinale, aber auch im Freundeskreis, im Bekanntenkreis sind betroffen von den Absichten der AfD, Menschen mit Migrationshintergrund des Landes zu verweisen, sie zu deportieren. Das können und das wollen wir als Festival nicht tolerieren."

Berlinale-Eröffnung: Stars im Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich
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Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) betonte: "Die Berlinale, sie steht für Weltoffenheit, für Freiheit, für Demokratie, Vielfalt, Diversität, Solidarität und Zusammenhalt. Für all das steht die AfD nicht." Hintergrund war eine Debatte um die Ein- und Ausladung mehrerer AfD-Politiker zur Eröffnungsgala. Nach internationaler Kritik hatte die Berlinale die Parteivertreter ausgeschlossen.

"Demokratie ist nicht immun"

Die Berliner AfD-Landes- und -Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker hatte die Ausladung als "kulturpolitisches Fanal" kritisiert. Sie wies vor einigen Tagen darauf hin, dass sie in den beiden vergangenen Jahren eingeladen gewesen sei und das Angebot auch wahrgenommen habe.

Teile der Jury haben die Ausladung nun auch kritisiert. Regisseur Christian Petzold äußerte sich am Donnerstag so: "Ich denke, es ist kein Problem, fünf Personen von der AfD im Publikum zu haben. [...] Wenn wir es nicht aushalten, dass fünf Personen von der AfD im Publikum sitzen, werden wir unseren Kampf verlieren."

Gedenken an Hanau

Den Blick auf Auseinandersetzungen und Kriege etwa in der Ukraine und im Nahen Osten richtete die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Eröffnungsgala. "Auch unsere Demokratie ist nicht immun", sagte sie. "Sie wird bedroht von ihren Feinden." Mit Verweis auf Rechtspopulisten und Rechtsextreme sprach Roth von Feinden der offenen Gesellschaft.

Politische Statements machten auch einige Schauspielerinnen und Schauspieler auf dem roten Teppich. Mehrere Menschen trugen Buttons mit der Aufschrift "Berlinale gegen Rechtsextremismus". Mehrere Menschen hatten auch Schilder zur Erinnerung an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau 2020 dabei, der sich am 19. Februar jährt.

Eröffnungsfilm mit Cillian Murphy

Vor ihrer Rede hatte Festivalleiterin Rissenbeek auf der Bühne aber auch die glamourösen Seiten der Berlinale betont - und erwähnt, dass sie sich besonders auf Cillian Murphy freue.

Murphy ist Protagonist des Eröffnungsfilms "Small Things Like These". In dem Drama geht es um einen historischen Skandal um kirchliche Einrichtungen in Irland. Regisseur Tim Mielants erzählt in eine Geschichte vor dem Hintergrund der sogenannten Magdalenen-"Wäschereien" in Irland. In diesen kirchlichen Einrichtungen wurden zwischen den 1820er-Jahren bis 1996 Tausende schwangere junge Frauen ausgebeutet. In der Regel wurden sie auch gezwungen, den Heimen und Klöstern ihre neu geborenen Kinder zur Adoption abzugeben. (APA, 15.2.2024)