Indiana Jones und der Grosse Kreis
Spiele wie das kommende Indiana-Jones-Spiel sollen laut Spencer nicht auf anderen Konsolen erscheinen.
Microsoft

"Super Mario" auf der Xbox? Playstation-Spiele im Gamepass? "Halo" auf kommenden Nintendo-Plattformen? Die Gerüchteküche brodelte in den letzten Wochen, nachdem über eine mögliche Öffnung der Xbox-Plattform gemunkelt worden war. Sogar ein Steam-Konkurrent wurde in wilden Fantasien von diversen Fachmedien in den Raum gestellt, in welchem exklusiv Playstation- und Nintendo-Titel hätten erscheinen sollen.

Am Donnerstag sorgte dann Xbox-Chef Phil Spencer im offiziellen Xbox-Business-Podcast für Klarheit: "Um den langfristigen Erfolg sowohl für Xbox als auch für die Branche insgesamt sicherzustellen, müssen wir uns weiterentwickeln. Heute haben wir angekündigt, dass wir die Communitys, die wir erreichen, erweitern werden: Wir sind derzeit dabei, vier Xbox-Spiele auf andere Plattformen zu bringen", so Xbox-Chef Phil Spencer am Donnerstag in einem Podcast. Laut mehreren Berichten handelt es sich um die bisherigen Exklusivtitel "Pentiment", "Hi-Fi Rush", "Sea of Thieves" und "Grounded".

Die große Öffnung oder überraschende Kooperationen mit dem direkten Wettbewerb gibt es also nicht. Kleinere, wenn auch zum Teil sehr beliebte Titel wandern auch zu anderen Gaming-Plattformen, abseits von PC und Smartphone, wo dank Streaming und längerfristigen Interesses ohnehin bereits fleißig portiert wird. Das "Erstanbieter-Portfolio" sei aber weiterhin ein großer Fokus. Es gebe deshalb keine "grundlegende Änderung an unserem Ansatz zur Exklusivität", sagte Spencer.

Die Wut im Xbox Fan-Lager, die aufgrund einer möglichen Eliminierung von Exklusivtiteln intensiv am Brodeln war, dürfte sich wieder ein wenig abgekühlt haben. Aber nicht ohne Grund steckt Microsoft den Zeh in den kalten Teich. Natürlich plant man, eigene Spiele möglichst vielen Kundinnen und Kunden zu verkaufen – der Millionen-Seller "Minecraft" ist da wohl das prominenteste Beispiel. Zugeständnisse im Vorjahr, man würde Titel wie "Call of Duty" trotz der Akquisition des Eigentümers Activision Blizzard weiterhin auch für Playstation anbieten, ein weiteres.

Diese gemischten Vorzeichen gilt es zu verstehen und einzuordnen – und man muss schauen, wie wichtig in den nächsten Jahren geschlossene Plattformen noch sein werden.

Xbox Podcast
Phil Spencer gab im Business-Podcast Einblicke in die Zukunft der Xbox-Brand.
Microsoft

Xbox Handheld

Für viele Spieler, speziell jüngere, ist es egal, ob sie "Minecraft" oder "Fortnite" auf dem Smartphone, der Xbox oder der Nintendo Switch spielen. Es ist vielen auch egal, wem die Marken gehören, ob es Exklusivdeals mit Plattformen gibt und ähnliches. Die Loyalität, die früher Marken wie Nintendo, SEGA oder auch der Microsoft Xbox entgegengebracht wurde, beginnt zu bröckeln. Menschen wollen immer und überall auf ihre Games zugreifen können, genau wie auf Youtube oder Netflix.

Dem sind sich die großen Vertreter der Branche durchaus bewusst und so haben Sony und Microsoft schon lange ihre Titel, wenn auch manchmal später, zumindest auf dem PC angeboten. Dass man darüber hinaus denkt, ist aber auch kein Geheimnis, schon gar nicht bei Microsoft. Phil Spencer lässt das am Donnerstag im Podcast auch durchblitzen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren exklusive Spiele, die nur für eine bestimmte Hardware erhältlich sind, ein immer kleinerer Teil der Spieleindustrie sein werden." Ähnliches ließ erst vor wenigen Tagen Sony Gaming President Hiroki Totoki wissen, als er sagte, Playstation-Titel würden künftig sehr wohl auf anderen Plattformen abseits der Playstation erscheinen sollen.

Um welche Titel es sich konkret handeln könnte, um diese Aussage tänzeln die Verantwortlichen aktuell allerdings noch herum. Da spricht Phil Spencer von der Relevanz eigener Hardware, versichert einen "Fahrplan für die nächste Generation" und erwähnt sogar das Interesse an einem Xbox Handheld. Das mag aufgrund des Mini-Booms von Steamdeck und Co durchaus eine flüchtige Idee im Microsoft Hauptquartier gewesen sein, aber viel einfacher wäre eine Xbox-App anzubieten, die das Xbox-Spieleabo Gamepass auf alle verfügbaren Handhelds bringt, die es da draußen auf dem Markt gibt – inklusive einer möglicherweise in diesem Jahr erscheinenden Nintendo Switch 2.

Genau das hat Microsoft Xbox in den letzten Jahren immer wieder betont. Der Fokus werde auf dem Gamepass liegen, Streaming und Verfügbarkeit aller Spiele immer und überall. Eine in sich geschlossene Hardware oder einer Anhäufung möglichst vieler Exklusivtitel auf einer Xbox, die bei den Verkaufszahlen hinter Nintendo und Sony liegt, machen da wenig Sinn. Microsoft ist ein Software-Unternehmen, das haben sie in den letzten Jahren immer wieder bewiesen, trotz diverser strittigen Entscheidungen – siehe Teams.

Updates on the Xbox Business | Official Xbox Podcast
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Xbox-Controller in Playstation-Grau

Im Vorjahr wurden rund 46,5 Millionen Konsolen verkauft. Nur 7,6 Millionen davon waren Xboxen. Spiele wie "Starfield", bei aller Kritik dem Titel gegenüber, hätte potenziell rund 39 Millionen Menschen mehr erreichen können, wäre der Gamepass eine App. Und da reden wir noch gar nicht von Menschen, die gar keine Konsole zu Hause haben, aber ein smartes TV-Gerät. Hier gibt es bereits das Angebot einer Xbox App, etwa bei Samsung Fernsehern, wo man als Gamepass-Ultimate-Kunde hunderte Spiele streamen kann.

34 Millionen Gamepass-Nutzerinnen und -Nutzer zählt Microsoft nach eigenen Aussagen. Für 2030 war das angesagte Ziel 100 Millionen. Hier allein auf eigene Hardware zu setzen würde dieses Ziel noch weiter in die Ferne schieben, als das mit einer Öffnung auf andere Plattform der Fall wäre.

Was bleibt, ist einmal durchzuschnaufen und mit etwas Abstand festzustellen, dass die Weichen für eine Gaming-Zukunft ohne geschlossene Ökosysteme noch etwas weiter entfernt liegt, als das manche vielleicht vermutet hätten. Die "Console Wars" wie in den 1990er- und 2000er-Jahren scheinen aber immer mehr der Vergangenheit anzugehören, auch wenn gelegentliche Online-Shitstorms das Gegenteil vermuten lassen.

Microsoft Xbox kündigt im Jahr mit Sicherheit bis zu zehn verschiedene neue Farben für ihre Controller an. Vielleicht kommen da in den nächsten Jahren einfach die Farben Playstation und Nintendo Switch hinzu. Ein großer Nachteil für die Spielerinnen und Spieler wäre es wohl nicht. (Alexander Amon, 17.2.2024)