Seit 28 Jahren begeistert die Videospielserie um die junge Archäologin Millionen von Fans.
Charles Sykes/Invision/AP

Die Zeit der Schulhoflegenden über Videospiele ist schon lange vorbei. In dieser simpleren Ära reichten Gerüchte über die angeblichen Nackt-Mod für "Tomb Raider", um die Gamerschaft in Aufruhr zu versetzen. 1996 war es mit dem Internet aber noch nicht so weit her, und derartige Modifikationen mussten in Form von Disketten oder selbstgebrannten CD-ROMs getauscht werden.

Dann ließ ein Satz von Lara die hormongesteuerte männliche Spielerschaft ausflippen: Schwamm man nämlich im Pool des familiären Domizils eine Runde, gab die Protagonistin Folgendes von sich: "Jetzt ziehe ich besser diese nassen Kleider aus." Gesehen hat man die nackte Pixelhaut von Lara Croft freilich nie, aber bis heute halten sich hartnäckige Gerüchte, dass irgendwo im Spiel eine Nacktszene versteckt sein muss. Heute ist die Gamerschaft 28 Jahre älter, aber nicht wirklich reifer. Nur wenige Stunden nach dem Release von "Tomb Raider Remastered" tauchte schon die erste Nackt-Mod auf.

Warum jetzt also auch eine Modifikation, deren einziges Ziel es ist, die Protagonistin auszuziehen, einen so hohen Stellenwert erfährt, dass sie noch am Tag der Veröffentlichung entwickelt wurde, lässt sich mit der Geschichte des "Tomb Raider"-Franchises erklären. Paul Douglas, einer der Mitbegründer der Spielereihe, erzählte "The Gamer" von dieser Begebenheit während der Entstehung des Spiels: "Sogar während der Entwicklung hat uns jemand aus der Geschäftsleitung, vielleicht halb im Scherz, nach etwas Ähnlichem gefragt, und wir haben ihnen gesagt, sie sollen sich verziehen."

Über die Existenz von versteckten Codes oder Inhalten berichtete er so: "Es gab sicherlich nichts im Spiel, was so etwas tat, aber es gab nach der Veröffentlichung irgendwann einen inoffiziellen Patch von einem Fan für den PC. Was ein wenig überraschend war, ist, wie lange der Publisher damit kokettiert hat. Leider waren das Zeiten, in denen jede Publicity als gut angesehen wurde, unabhängig davon, wie sie die Figur darstellte."

Runden im Pool

Der weichzeichnende Effekt von Röhrenfernsehern vergrößerte den Interpretationsspielraum enorm.
Super Mario 64

Doch es muss nicht "Tomb Raider" sein, um Fanspekulationen zu befeuern und die Spielerschar zu allerlei absurden Aktionen zu verleiten. Ein Brunnen in "Super Mario 64" mit einer unleserlichen Aufschrift reichte aus, um unzählbare Videospielerinnen und Videospieler in der Hoffnung, Marios Bruder Luigi freizuschalten, 2.401 Runden im Uhrzeigersinn um besagten Brunnen drehen zu lassen. Nur weil ein kollektives Missverständnis die Spielerschaft "L is Real 2401" lesen ließ. (red, 16.2.2024)