Man will sich das Schnitzel nicht verbieten lassen, Flugzeugreisen nicht minimieren und überhaupt in einer Welt leben, in der noch alles in Ordnung ist: Diese Menschen seien, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, nicht die Mehrheit in Österreich. Das sagte der Marktforscher Bertram Barth bei einer Pressekonferenz am Freitag. Eher handle es sich um einen "bestimmten Teil der Gesellschaft, der aber sehr mächtig ist". Und auch radikale Klebeaktionen, moralische Appelle und breitangelegte Streiks erreichen die moderne Mitte nicht.

Vier Flugzeuge von unterschiedlichen Fluglinien am Flughafen Schwechat 
Grundsätzlich würde die Mehrheit akzeptieren, dass es Maßnahmen - wie das Minimieren des Flugverkehrs - braucht, um das Klima zu schützen.
IMAGO/Wolfgang Simlinger

Das Klimavolksbegehren hat – gemeinsam mit verschiedensten Organisationen, darunter etwa das Rote Kreuz und die Caritas – eine sogenannte Zukunftsallianz geschmiedet, die mit der Bevölkerung in Sachen Klimakrise in den Dialog treten will.

Überforderung führt zu Abschaltung

Im Vorfeld wurden die Ansichten verschiedener Milieus in Österreich ermittelt. Das Fazit: Grundsätzlich würde der Großteil mittlerweile akzeptieren, dass es eine Klimakrise gebe und dass es Veränderung brauche, sagt Christian Kdolsky, Sprecher der Initiative. Jedoch seien viele Menschen überfordert, was auch dazu führe, dass sie abschalten würden, wenn es um konkrete Maßnahmen gehe. "Das sind keine Leute, die sich auf die Straße kleben wollen, sondern junge Familien", sagte er.

Am Freitag präsentierten Bertram Barth (Integral), Daniel Huppmann (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse; Mitautor des IPCC-Berichts) und Sprecher Christian Kdolsky (Klimavolksbegehren) Befragungsergebnisse zu Sorgen und Wünschen im Zusammenhang mit der Klimapolitik.
APA/GEORG HOCHMUTH

Die Mehrheit würde von manchen Schritten klar profitieren: etwa von einer Begrünung der Innenstädte, um mit der zunehmenden Hitze und Trockenheit – etwa aktuell im Wiener Becken und im Burgenland – zurechtzukommen, sagt Daniel Huppmann, Wissenschafter am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse und Mitautor des Weltklimarat-Reports.

Video: Klimakrisen-Diskussion spart systemtragende Bevölkerungsgruppe aus
APA

Zukunftsängste prävalent

Anders als in der öffentlichen Debatte angenommen, würde sich ein großer Teil der Mitte Sorgen um die Zukunft machen. Jedoch würde die moralische Dringlichkeit, die von einem Teil der Bevölkerung kommuniziert werde, diese Mitte nicht erreichen. "Sie weiß, dass sich etwas ändern muss, aber ist nicht bereit, sofort alles umzustellen. Das überfordert sie", sagt er.

Daher wolle man ab kommender Woche in verschiedensten Gemeinden in Österreich Dialoge führen. Dabei sollen auch Ideen der Bevölkerung gesammelt werden, wie die Klimakrise künftig bewältigt werden soll. Im Verlauf des Wahlkampfs für die Nationalratswahl sollen die Parteien dann damit konfrontiert werden. Zum Start seien 30 Veranstaltungen geplant. Die Initiative starte am Dienstag, da wolle die Initiative eine "Straßenbahn kapern und in Richtung Zukunft fahren", heißt es. (muz, 16.2.2024)