Becken in einer Therme.
Die Eintrittspreise sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, im Westen Österreichs stärker als im Osten.
APA/dpa/Uli Deck

Wellness und Thermalkuren schienen bis vor kurzem die Freizeitrenner schlechthin zu sein. Beflügelt durch Umfragen, Statistiken und Demografie, wonach immer mehr Menschen ins Pensionsalter kommen, dabei fit bleiben wollen und sich auch etwas gönnen können, wurde investiert auf Teufel komm raus. Die Rechnung ging für viele tatsächlich auf. Bis die Pandemie kam und gleich darauf Russland die Ukraine überfiel.

"Das war eine Zäsur", sagt Andreas Kreutzer vom Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner. Betriebe blieben über lange Zeit gesperrt. Anschließend gab es ein böses Erwachen: Strom und Gas wurden teuer wie nie. Denn zu allem Überdruss sind im Sommer 2022 unter tatkräftiger Mithilfe von Wladimir Putin die Energiepreise in bis dahin unvorstellbare Höhen geschnellt. Das hat Betriebe mit großen Bade- und Saunalandschaften naturgemäß besonders hart getroffen.

Hinzu kommt, dass viele Betriebe noch immer auf die Auszahlung zugesagter Cofag-Hilfen warten müssen. Weil diese nicht und nicht kommen, hat so mancher Betrieb kaum noch Geld zu investieren.

Kreutzer Fischer & Partner messen den Thermenbetreibern einmal im Jahr den Puls. Der Markt für Thermen und Solebäder habe nach dem pandemiebedingten Einbruch 2020 und 2021 wieder Boden gutgemacht, heißt es im jüngsten Branchenradar. Die Zahl der Eintritte ist 2023 um 13,2 Prozent auf 8,5 Millionen gestiegen, ein Plus von 993.000 Besuchern gegenüber 2022.

Preiserhöhungen

Trotz Aufwärtsentwicklung sei die Branche vom Vorkrisenniveau aber weit entfernt. Um an 2019 anzuschließen, fehlten noch immer gut eine Million Besucher.

"Nach zwei schwierigen Jahren der Pandemie befinden wir uns auf Erholungskurs", bestätigt Klaus Hofmann den Branchenradar-Befund. Hofmann ist Geschäftsführer der St. Martins Therme & Lodge im burgenländischen Frauenkirchen. Mit Jahresbeginn hat er auch die Sprecherfunktion für die sechs Resorts der Vamed Vitality World übernommen, zu der auch Österreichs größte Therme gehört, jene in Wien-Oberlaa.

Die allgemeine Teuerung habe auch Preiserhöhungen bei den Thermen notwendig gemacht, sagt Hofmann. Die Gäste seien bereit, höhere Preise zu zahlen, forderten aber auch entsprechende Qualität ein.

In den größeren Thermen und Wellnesshotels variieren die Preise je nach Marktsituation. Yield-Management nennt sich diese Praxis, die bei Fluglinien schon lange etabliert ist und auch in Hotels der gehobenen Kategorie praktiziert wird. Das Team von Andreas Kreutzer hat dennoch eine Annäherung versucht. "Alle Preise zusammengemixt kommen wir auf eine Preissteigerung von zuletzt durchschnittlich 8,8 Prozent", sagt Kreutzer.

Lange Tradition

Die Thermenkultur in Österreich reicht in das 18. Jahrhundert zurück und ist eng mit dem Adel verquickt. Dann kam die große Zeit der Kurbäder, wo sich die Reichen und Schönen sehen lassen und gesehen werden wollten. Mit dem Ersten Weltkrieg war es vorbei, Bäder verfielen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Tourismus in den Thermalbädern erneut darnieder und erholte sich auch in den Jahren des Wirtschaftsaufschwungs kaum. Den großen Umschwung brachten die 1970er-Jahre. Aufgrund der Energiekrise wurde vielerorts in die Tiefe gebohrt. Man suchte Öl und fand heißes Wasser.

Mittlerweile gibt es 39 Thermal- und Solebäder in Österreich. Die jüngste Therme, die aufgesperrt hat, war im Dezember 2022 jene in Ischgl. Die Silvretta-Therme wird mit Erdwärme beheizt, die über 37 Erdsonden aus den Tiefen des Gesteins geholt wird.

Unterschiedliche Ausgangslage

Die Ausgangslage für die Energiegewinnung ist bei jeder Therme unterschiedlich – und unterschiedlich hoch sind auch die Kosten. In Bad Waltersdorf etwa kann das über 60 Grad heiße Thermalwasser nicht nur zur Beheizung der dortigen Heiltherme samt aller Ruhe-, Massage- und Kosmetikbereiche genutzt werden, sondern auch zu der des angeschlossenen Hotels plus anderer Gebäude in der Gemeinde. "Das war und ist angesichts der Energiepreise ein Riesenvorteil", sagt Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf und des dazugehörigen Quellenhotels.

Weil in der Steiermark, Burgenland und Kärnten der Anteil inländischer Gäste vergleichsweise hoch ist, sind die Preise dort im Schnitt moderater. Eine andere Preispolitik können sich Thermenbetreiber im Westen Österreichs erlauben. Die Thermalbäder werden dort überwiegend von ausländischen Touristen besucht, die im Winter untertags Ski fahren und anschließend gerne im warmen Wasser plantschen. Sie sind bereit, auch mehr zu zahlen.

Gibt es möglicherweise zu viele Thermen in Österreich, weil der Markt wohl kaum mehr wachsen wird? "Nein", sagt Hofmann, Sprecher der mit einem Marktanteil von 28,8 Prozent größten Thermengruppe Vamed Vitality World. "Eine Tagestherme ist wie ein Skilift, nämlich ein ergänzendes Angebot in einer Tourismusdestination, und somit nicht mehr wegzudenken." (Günther Strobl, 20.2.2024)