Simon Bucher demonstriert Delfin bzw. Schmetterling. Es ging aus dem Brustschwimmen hervor, ist seit 1953 anerkannt.
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Am Klimawandel, so schlimm er auch ist, liegt es nicht, dass hierzulande ein fast schon geballtes Auftreten von Delfinen zu beobachten ist. Ein Delfin kommt sowieso selten allein, Delfine sind quasi Herdentiere, obwohl die Herde in ihrem Fall Schule heißt. Schule hat bei der Schwimm-WM in Doha auch das Beispiel von Martin Espernberger gemacht, seiner Bronzemedaille über 200 Meter Delfin ließ Simon Bucher gar eine Silberne über 100 Meter Delfin folgen. Es ist Österreichs erst achte Medaille bei einer Langbahn-WM, also im olympischen 50-m-Becken. "Sicher wäre Gold schön gewesen, aber auch Silber ist ein Wahnsinn", sagte Bucher. "Damit bin ich zufrieden."

Nach 51,28 Sekunden fehlten elf Hundertstel auf Gold, das der Portugiesen Diogo Matos Ribeiro gewann, Bronze ging an den Polen Jakub Majerski, den Bucher um vier Hundertstel distanzierte. Dessen Zufriedenheit erhöhte sich noch am Sonntag, als Österreichs Lagenstaffel mit der siebenten Vorlaufzeit neben der Qualifikation fürs Finale auch jene für die Olympischen Spiele (Paris, ab 26. Juli) schaffte. Auch die Gegner würden laut Bucher "jetzt wissen, dass wir nicht irgendwelche Wappler sind". Quasi jeder kennt ihn, den flotten Delfin.

Jetzt kennt jeder Gegner ihn, den flotten Delfin: Simon Bucher.
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Wobei, Delfin? In Wahrheit haben sich der in Knoxville, Tennessee, studierende Linzer Espernberger (20) und der in Linz trainierende Tiroler Bucher (23) nur als Meeressäuger verkleidet. Eigentlich sind sie Schmetterlinge. So lautet die richtige, also offizielle Bezeichnung ihrer Lage, also ihres Schwimmstils. "Delfin ist umgangssprachlich", sagt Walter Bär, der Sportdirektor des heimischen Schwimmverbands. "In den Regeln heißt es Butterfly." Also Schmetterling.

Im Schwimmen handelt es sich so oder so um eine relativ junge Gattung, die jüngste. Erst 1953 wurde Schmetterling (bzw. Delfin) als vierte offizielle Schwimmart anerkannt. Der Weltverband war quasi dazu gezwungen, um Schmetterling- vom Brustschwimmen abzuheben, aus dem es hervorgegangen war. Zunächst wurde Delfin auch mit Brustbeinschlag geschwommen, das findet heute nur noch da und dort im Masters-Bereich Akzeptanz, also in höheren Altersklassen.

Bär erklärt Beinschlag

Sportdirektor Bär erklärt: "Der Delfin-Beinschlag ist technisch komplett anders, mehr eine Rhythmusgeschichte." Die Füße schlagen auf- und abwärts, Druck machen also der Rist und die Fußsohle. "Beim Brustschwimmen gibt es nur eine Abdruckphase", sagt Bär, sie erfolgt über die Innenseite des Fußes.

Weit verbreitet ist die Meinung, das Delfinieren sei die komplizierteste Art, sich schwimmend fortzubewegen. Ein Aberglaube! Er erklärt sich dadurch, dass Otto und Ottilie Normalverbraucher das Schwimmen zum Spaß oder als Hobby betreiben und Probleme damit haben, im Delfinstil auch nur einige Meter weit zu kommen. Im Spitzenbereich sieht es anders aus. "Die schwierigste Lage ist das Brustschwimmen", sagt Sportdirektor Bär. Denn hier machen – unter Wasser wohlgemerkt – sowohl die Arme als auch die Beine Bewegungen gegen die eigentliche Schwimmrichtung. Also geht es darum, den Widerstand möglichst gering zu halten. Bei Rücken, Kraul und Delfin orientiert sich im Wasser quasi der ganze Körper in Schwimmrichtung, da gibt es nur ein Motto: Gemma!

Frühere WM-Medaillen auf der Langbahn waren auf die Konten von Maxim Podoprigora und Mirna Jukic (beide Brust) sowie des Rückenschwimmers Markus Rogan gegangen. Mit dem Krauler Felix Auböck, der schon Kurzbahnweltmeister und Olympiavierter war, hätte man auch in Doha gerechnet, er blieb aber hinter den Erwartungen zurück – ganz im Gegensatz zu den, wenn man so will, falschen Delfinen Espernberger und Bucher. (Fritz Neumann, 18.2.2024)