Was für eine Lockenpracht! Porträt des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657—1712), um 1706.
Was für eine Lockenpracht! Porträt des Fürsten Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1657–1712), um 1706.
LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Ganz so heroisch wie die Heldentaten des Halbgottes Herkules waren die Errungenschaften von Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein zwar nicht. Und auch mit dessen Statur konnte der ab 1684 regierende Fürst nicht unbedingt mithalten – sein Auftreten mit opulenter Lockenperücke hatte aber durchaus etwas Mächtiges, wie Porträts beweisen. Welch bedeutenden Beitrag er jedoch zum Aufstieg des Fürstenhauses leistete und dieses nachhaltig in die Stadtgeschichte Wiens einschrieb, macht die neue Präsentation Herkules der Künste. Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein und das Wien um 1700 im Gartenpalais Liechtenstein deutlich. Wie jedes Jahr wird die ehemalige Sommerresidenz im neunten Bezirk für die Sonderausstellung temporär zugänglich. Bei freiem Eintritt kann diese bis 1. April besucht werden.

Wie zahlreiche andere Herrscher spielte der 1657 geborene Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein mit der Inszenierung als Tugendheld Herkules. Bronzeskulpturen, die bereits unter seinem Vater Fürst Karl Eusebius I. von Liechtenstein in die fürstliche Sammlung gelangten, veranschaulichen die beliebte Identifikation. Diese gipfelt schließlich in dem großen Deckenfresko im Festsaal des Gartenpalais, das die allegorische Selbstinszenierung des Fürsten als neuen Herkules in eine in den Himmel gerichtete Scheinarchitektur überträgt. Dafür hatte Johann Adam Andreas I. den italienischen Barockmaler Andrea Pozzo engagiert, als er das Palais als repräsentativen Sommersitz um 1700 inmitten einer geplanten Parkanlage erbauen ließ.

Das große Deckenfresko im Herkulessaal des Gartenpalais Liechtenstein von Andrea Pozzo (1704/1708) zeigt die Apotheose des Herkules.
Das große Deckenfresko im Herkulessaal des Gartenpalais Liechtenstein von Andrea Pozzo (1704/1708) zeigt die Apotheose des Herkules.
LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Faible für Rubenskörper

So wird der Fürst in der informativen Ausstellung nicht nur als bedeutende Persönlichkeit in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht porträtiert, der neben Prachtgebäuden wie dem Stadt- und Gartenpalais auch ganze Siedlungen errichten ließ, sondern auch als leidenschaftlicher Kunstsammler. Sein Geschmack entsprach ganz der damaligen Mode, und er begeisterte sich vor allem für flämische Malerei, im Speziellen für Peter Paul Rubens. In einer dichten Petersburger Hängung, um die angesammelte Fülle zu präsentieren, werden in der Schau Landschaften, Porträts sowie Stillleben gezeigt. Als Highlight befindet sich darunter das Gemälde Venus vor dem Spiegel von Rubens, das 1712 durch Johann Adam Andreas I. erworben wurde und die nackte Rückenansicht der Göttin zeigt.

Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein hatte unter anderem ein Faible für italienische Malerei, wie von Marcantonio Franceschini.
Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein hatte unter anderem ein Faible für italienische Malerei, wie von Marcantonio Franceschini.
Peter Kubelka / LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

Obwohl er auch ein großes Faible für Architekten und Künstler aus Italien hatte – darunter den Maler Marcantonio Franceschini mit seinen klassizistischen Darstellungen von Ovids Metamorphosen –, hatten es ihm die Darstellungen von wenig bekleideten Damenkörpern besonders angetan. Die auf zwei Etagen ausgebreitete Sonderschau zeichnet das Leben und das facettenreiche Schaffen des Fürsten mit zahlreichen Exponaten umfassend nach. Und feiert ihn als fürstlichen Helden, der es verstand, einen opulenten und zugleich wenig verschwenderischen Lebensstil zu pflegen. (Katharina Rustler, 19.2.2024)