Eiffelturm, Olympische Ringe, Paris
Am 26. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Paris. Dorthin soll Peter Mennel dem Vernehmen nach schon von seinem späteren Nachfolger oder von seiner späteren Nachfolgerin begleitet werden.
AP/Michel Euler

Kommt es zu einem Umbruch im heimischen Sport? Die kommenden Wochen und Monate werden es weisen. Derzeit sind zwei der wichtigsten Positionen ausgeschrieben, jene des Generalsekretärs im Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) und jene der Leitung der Sektion Sport im Ministerium (BMKÖS) von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Das ÖOC bekommt, da Peter Mennel (68) in Pension geht, jedenfalls einen neuen Generalsekretär. Wie man hört, soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin im Sommer den Juristen Mennel bereits zu den Olympischen Spielen nach Paris begleiten.

In den in der Ausschreibung von Deloitte aufgezählten Anforderungen fällt auf, dass kein Studiumabschluss verlangt wird, sondern "mehrjährige Führungserfahrung in leitender Funktion eines Unternehmens, einer Sportinstitution oder eines Verbandes". Zudem sind "ausgezeichnete betriebswirtschaftliche Kenntnisse und grundlegende juristische Kenntnisse", "umfassende Kenntnisse der Strukturen und Organisation des österreichischen Sportwesens" sowie "Erfahrung im Umgang mit Medien, der Öffentlichkeit und mit Funktionär:innen" gefragt. Konkret ist die Untergrenze des vorgesehenen Gehalts. Abhängig von Qualifikation und Berufserfahrung sei ein "Jahresbruttogehalt ab 150.000 Euro vorgesehen".

"Bisher sehr erfolgreiche Arbeit"

Was Mennel nicht übergeben kann, sind die Aufregungen im Zuge einer Anzeige wegen möglicher (schwerer) Untreue. Ihm wird vorgeworfen, die ÖOC-Mitglieder um 416.000 Euro geschädigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft sah einen "hinreichenden Anfangsverdacht" gegeben. Mennel bestreitet die Vorwürfe. Für ihn wie für den damaligen (nicht entlasteten) ÖOC-Vorstand mit dem dann dennoch wiedergewählten Präsidenten Karl Stoss gilt die Unschuldsvermutung. So oder so sticht ins Auge, dass in der Ausschreibung der Mennel-Nachfolge "die bisher in finanziellen und sportlichen Angelegenheiten sehr erfolgreiche Arbeit" hervorgehoben wird.

Im Sportministerium hätte Kogler die Möglichkeit gehabt, mit Sportsektionsleiter Philipp Trattner einfach zu verlängern. Dass er es nicht tat, soll nichts mit möglicher Unzufriedenheit zu tun haben, sondern Koglers gelebter Praxis entsprechen, deshalb erfolgte – wie bei anderen Funktionen auch – die Ausschreibung. Eine etwaige Unzufriedenheit ließe sich etwa damit begründen, dass bei einer internen Revision nach Vergabe von Aufträgen an die frühere Familienministerin Sophie Karmasin "Verstöße gegen interne Vorgaben" festgestellt wurden. Daraufhin waren Führungskräfte der Sektion Sport zur Teilnahme an Schulungen (Vergaberecht, interne Verwaltung, Compliance) verpflichtet worden. Zudem musste sich die Sektion Sport verstärkte Kontrollen durch die Präsidialsektion gefallen lassen.

Drei mögliche Bewertungen

Trattner, so ist zu hören, hat sich wieder beworben, er soll einer von zumindest vier Kandidat:innen sein, die Ende dieser und Anfang nächster Woche zu Hearings geladen sind. Eine fünfköpfige Kommission aus zwei Ministeriums-Internen, zwei Externen und der Gleichbehandlungsbeauftragten gibt nach den Hearings ihre Empfehlungen an Kogler ab, der sich spätestens im Mai entscheiden will. Drei Bewertungen sind möglich: in höchstem Ausmaß geeignet, in hohem Ausmaß geeignet, in geringerem Ausmaß geeignet. (Fritz Neumann, 20.2.2024)