Ziemlich überraschend tauchte der ehemalige US-Präsident Donald Trump am vergangenen Samstag auf der Sneaker-Messe "Sneaker Con" in Philadelphia auf.Im Gepäck hatte er goldene High Tops mit roter Sohle. Selbst tragen wird er sie wohl nicht.
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Man könnte es sich einfach machen. Und die Sneaker, die der ehemalige US-Präsident Trump unlängst aus dem Hut zauberte, als geschmacklose, um Aufmerksamkeit ringende Entgleisung, als aufgeblasenen Marketing-Stunt abtun: Das auf 1.000 Stück limitierte, für knapp 400 Dollar angebotene Paar glänzt golden wie so mancher Plein-Sneaker, auf der Seite prangt ein "T" (nach dem Kürzel ihres "Schöpfers", eh klar), und eine stilisierte US-Flagge zieht sich um den Schaft des Modells. Die rote Sohle? Signalisiert wie jeder untenrum rotlackierte Louboutin-Schuh Flirtbereitschaft. Der Name der Sneaker entspricht dem Motto Trumps: "Never Surrender" – niemals aufgeben.

Ein goldenes T, Stars and Stripes, weiß-rote Sohle: Banalisierung des Wahlkampfs.
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Der Versuch des notorischen Nichtsportlers und Anzugschuhträgers Trump, sich mit seinen Modellen an die Ästhetik der Air Force Ones und in Philadelphia auf der Sneaker-Messe "Sneaker Con" bei den Vertretern der Sneaker-Kultur anzubiedern, mag danebengegangen sein. Davon zeugten nicht nur die Buhrufe vor Ort, sondern auch viele kritische Stimmen auf den Social-Media-Kanälen des Veranstalters.

Leider muss man aber eingestehen: Für Trump erfüllt das laute Merchandise-Produkt, hergestellt von einem Unternehmen namens 45Footwear, LLC, seinen Zweck. Viel Geld verdienen lässt sich mit ihnen angesichts von Trumps 350-Millionen-Dollar-Strafe zwar nicht, doch die goldenen High-Top-Sneaker waren überall zu sehen und wurden sogar vom Team Biden kommentiert. Laut Website sind sie ausverkauft, mittlerweile werden einige Modelle auf Ebay für tausende Dollar angeboten.

Auf der Website gelten die Sneaker des Möchtegern-Präsidenten wenige Tage nach der Präsentation als ausverkauft.
Screenshot gettrumpsneakers.com

Dass mit Sneakern Politik gemacht wird, ist natürlich nicht neu. In der Vergangenheit ging es dabei aber in der Regel um Turnschuhe, die Politikerinnen und Politiker an den Füßen trugen. Die US-amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris bestritt den Wahlkampf vor einigen Jahren in Chucks. Ihre Botschaft: Ich bin authentisch, ich bin eine Frau der Tat, ich bin eine von euch!

Manche erinnern sich vielleicht auch noch an den wahrscheinlich auffälligsten Sneaker-Auftritt der österreichischen Politik. Der einstige BZÖ-Mandatar Stefan Petzner inszenierte sich 2012 in geflügelten Modellen des Designers Jeremy Scott für Adidas als parlamentarischer Götterbote. Petzner beherrschte das Geschäft mit der Aufmerksamkeit bekanntermaßen ähnlich wie so mancher US-Populist.

Der Abgeordnete Stefan Petzner während einer Sitzung des Nationalrats im Parlament im Dezember 2012.
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Trump geht mit seinem personalisierten, hunderte Dollar kostenden Sneaker-Merchandise allerdings einen Schritt weiter. Seine Botschaft lautet: Die Ware bin ich. Die Banalisierung des Wahlkampfs erreicht so eine neue Ebene. (feld, 20.2.2024)