Wien – Dominik Wlazny und seine Bierpartei werben derzeit auf Hochtouren um neue Mitglieder. Der Parteichef darf sich dabei ab sofort auf mehr Unterstützung freuen: Er präsentierte weitere Kandidaten für seine Liste bei einem möglichen Antritt bei der Nationalratswahl. Bislang war die Bierpartei eine One-Man-Show – das Gesicht von Wlazny alias Marco Pogo prägt nahezu alle Auftritte der Partei.

Bekannte Namen sind unter den neuen Kandidaten jedoch nicht. Antreten werden die Juristin Viktoria Müllner aus Wien und der niederösterreichische Unternehmer Thomas Schuster. Beide üben aktuell kein politisches Mandat aus – im Unterschied zu Eva-Maria Loigge, die seit 2020 für die Bierpartei in der Favoritner Bezirksvertretung sitzt. Die Studentin aus der Steiermark ist ebenfalls für die bundesweite Liste der Bierpartei gesetzt. Was die drei Kandidaten aber miteinander verbindet, ist ihr Alter: Alle Personen sind unter 40 Jahre alt – Wlazny ist ebenfalls erst 37.

Müllner war laut Angaben der Bierpartei bereits bei mehreren NGOs im Bereich Menschenrechte und Asyl tätig und dürfte wohl in diesen Gebieten in Zukunft für die Partei sprechen. Zudem habe die 31-jährige bereits langjährige Erfahrung in mehreren Bundesinstitutionen, etwa am Bundesverwaltungsgericht. Schuster wiederum bringe für die Partei fundiertes Fachwissen in den Bereichen Unternehmensführung und Landwirtschaft mit. Der 37-Jährige ist seit zwölf Jahren selbstständig und ist gelernter Techniker.

Nur eine neue Kandidatin mit politischer Erfahrung

Die Einzige unter den neuen Kandidaten, die politische Erfahrungen gesammelt hat, ist Loigge, die als Bierpartei-Bezirksrätin aktiv ist. Nebenbei studiert die 28-Jährige aktuell berufsbegleitend "Soziale Arbeit" an einer Fachhochschule. Unter anderem sprach sich Loigge im 10. Bezirk dafür aus, regelmäßige "Klimaveranstaltungen" zu organisieren, um die Bevölkerung über den Klimaschutz aufzuklären.

Derzeit tourt Bierpartei-Chef Dominik Wlazny durch alle neun Bundesländer, um Mitglieder und Unterstützerinnen anzuwerben. Das gesetzte Ziel sind 20.000 neue Mitglieder. Erst dann will Wlazny zur Nationalratswahl antreten. Aktuell hält man bei 7.800. Wobei es sich bei der Zahl nicht um reine Mitglieder handelt. Auch Spenderinnen und Spender, also Personen, die die Partei nur einmalig unterstützen, zählt die Bierpartei dazu.

Dominik Wlazny vor einem in gelb und blau gehaltenen Wahlplakat der BIER-Partei.
Parteichef Dominik Wlazny will in den Nationalrat, wenn die Bierpartei die nötige Unterstützung erhält.
IMAGO/SEPA.Media

Im Rahmen seiner Bundesländertour will Wlazny nicht nur neue Mitglieder gewinnen, sondern auch mit potenziellen Kandidaten ins Gespräch kommen. Es ist auch ein Versuch, die Partei demokratischer zu inszenieren – aktuell ist laut den Statuten jedenfalls nur der vierköpfige Vorstand, in dem Wlazny und sein Vater sitzen, bei Anträgen oder Wahlvorschlägen stimmberechtigt.

Ein Wahlprogramm mit detaillierten Inhalten liegt noch nicht vor. Dieses soll erst im Zuge der Bundesländertour im Gespräch mit den Mitgliedern ausgearbeitet werden, betont eine Sprecherin im Gespräch mit dem STANDARD. Auch die genaue Listenaufteilung sei noch Gegenstand von Gesprächen.

Jüngste Umfragen rechnen der Bierpartei gute Chancen zu, den Einzug in den Nationalrat zu schaffen. Aktuell liegt Wlazny mit seiner ursprünglich als Satireprojekt gegründeten Bierpartei bei vier bis sechs Prozent. Seit 2020 sitzen elf Mandatare der Bierpartei in verschiedenen Wiener Bezirksräten. Sonst hat die Partei noch keine politischen Mandate gewinnen können. Der größte Erfolg war bislang das Erreichen von rund acht Prozent für Parteichef Wlazny bei der Bundespräsidentenwahl 2022. (Max Stepan, 20.2.2024)

Video: NR-Wahl: Wlazny will mit Bierpartei antreten
APA