Als Jungunternehmer kann man Karl Totter und Heinz Kopetz, die Gründer des Start-ups Solarpappel, nicht wirklich bezeichnen. "Wir sind im Unruhestand, unsere Gehirnzellen sind noch voll fit", sagte Totter etwa im Kontext der Präsentation bei der Puls-4-Gründershow "2 Minuten 2 Millionen". Mit der von ihnen entwickelten Photovoltaikanlage wollen sie neue Möglichkeiten beim Solarstrom und somit eine "enkeltaugliche Zukunft" schaffen.

Gegründet wurde das Unternehmen vor nicht einmal einem Jahr, im März 2023, in Mureck. Dem vorangegangen waren zwei Jahre Forschungsarbeit, die ersten zwei Messpappeln wurden bereits 2021 aufgestellt. Kopetz war zuvor Präsident des Biomasseverbands, Totter war als Unternehmer im Bioenergie-Bereich tätig.

Solarpappel für die Sonnenernte im Winter

Das Konzept der Solarpappel ist simpel und clever zugleich: Die Photovoltaikzellen werden nicht nur auf der Oberseite angebracht, die der Sonne zugewandt ist, sondern um ein Holzgerüst herum, das um 70 Grad geneigt ist. So soll es möglich sein, auch jene UV-Strahlen aufzufangen, die im Winter vom auf dem Boden liegenden Schnee reflektiert werden. Die Nutzung dieses "Albedo-Effekts" erhöht die Produktion dem Start-up zufolge um 50 Prozent.

Solarpappel
Auf der Solarpappel bleibt kein Schnee liegen. Auch das ermöglicht im Winter einen höheren Ertrag.
Solarpappel

Außerdem sind die Module geneigt, sodass die Sonnenstrahlen im Winter senkrecht auftreffen und einen höheren Ertrag erzielen. Zudem rutscht herabfallender Schnee durch die Neigung ab, anstatt auf der Solaranlage liegen zu bleiben, wodurch eine ganzjährige Nutzung mit vergleichsweise wenig Wartungsaufwand möglich ist. Und schließlich verursacht die Solarpappel durch die geneigte Ausrichtung eine deutlich geringere Bodenversiegelung als herkömmliche, auf dem Boden angebrachte Solaranlagen.

Auf der Website wird unter anderem eine Solaranlage als Beispiel genannt, die auf der Gerlitzen (Kärnten) auf 1.700 Meter Höhe seit Mitte Jänner 2023 Strom produziert. Die Gesamtproduktion im ersten Jahr lag bei 14,63 MWh, davon mehr als die Hälfte (52 Prozent) im eher sonnenarmen Winterhalbjahr und 48 Prozent im Sommerhalbjahr. Sinnvoll dürfte die Anbringung vor allem in Höhenlagen sein, wo es im Winter über mehrere Monate Schnee sowie vergleichsweise wenig Nebel gibt. Normal ist den Gründern zufolge, dass Anlagen im Tal eher 25 Prozent als – wie die Solarpappel – über 50 Prozent ihres Ertrags im Winter produzieren. (stm, 20.2.2024)