Die Rückgewinnung von Edelmetallen aus Elektroschrott ist keine ganz einfache Sache. Denn dabei kommen oft Chemikalien zum Einsatz, die sehr schädlich für die Umwelt sein können. Forscher der renommierten ETH Zürich haben nun allerdings ein vielversprechendes neues Verfahren entwickelt, um alten Elektronikkomponenten wertvolles Gold zu entlocken. Die Grundzutat dafür stammt aus alter Milch.

Konkret nutzen sie Molke, die häufig bei der industriellen Verarbeitung von Milch als Nebenprodukt übrig bleibt. Das ist nicht nur aus Umweltgründen interessant, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Molke ist günstig und leicht zu verarbeiten, schreibt "New Scientist". "Chemical & Engineering News" zitiert Raffaele Mezzenga, der das Projekt leitete, damit, dass der Gegenwert des extrahierten Goldes etwa dem 50-Fachen dessen entspricht, was man in das Verfahren investiert.

Ein mit Milchprotein-Aerogel aus E-Waste gewonnener Klumpen Gold mit circa 5mm Durchmesser
Ein mit dem neuen Verfahren gewonnener "Nugget" Gold. Er hat einen Durchmesser von etwa fünf Millimeter.
ETH Zürich/Raffaele Mezzenga

Aerogel fängt Gold

Zur Umsetzung ihrer Verwertungsmethode extrahierte das Forscherteam lange Proteinstränge aus der Molke. Mithilfe einer Säure wurden diese schließlich miteinander verbunden. Anschließend fror man die Masse ein, um sie anschließend zu erhitzen. So erzeugte man ein Aerogel. Darunter versteht man ein Gel, dem alle flüssigen Komponenten entzogen werden. Es entsteht ein hochporöser Festkörper mit extrem geringer Dichte.

Im nächsten Schritt wurde Computerhardware, von der zuvor alle nichtmetallischen Bestandteile entfernt wurden, in einer Mischung aus Salzsäure und Salpetersäure aufgelöst, dann wurde das Aerogel darin versenkt. Dabei zeigte sich, dass das Material hauptsächlich Goldionen aus der Masse anzieht. Nach dem Trocknen des Materials und Abbrennen der Aerogel-Struktur blieben Goldklumpen mit einer mehr als 90-prozentigen Reinheit übrig. Der Großteil aller anderen Ablagerungen war Kupfer. Die Forscher sprechen von einer Reinheit von 22 Karat, was 91,67 Prozent Gewichtsanteil an Gold entspricht.

Aerogel aus Milchprotein
So sieht das Aerogel aus Milchprotein aus.
ETH Zürich/Raffaele Mezzenga

Allerdings ist noch weitere Arbeit nötig. Denn selbst dieser recht rohe Reinheitsgrad kann noch nicht mit konventionellen Extraktionsmethoden mithalten. Zudem sorgen die Kupferablagerungen dafür, dass das gewonnene Gold für manche Zwecke nicht mehr gut weiterzuverarbeiten ist. Die Erkenntnisse zu ihrer Arbeit haben die Wissenschafter im Journal "Advanced Materials" veröffentlicht. (gpi, 22.2.2024)