Vienna Capitals Gegentor in Bozen
Das ist das Tor der Vienna Capitals, und drinnen ist der Puck. 169 Mal in 47 Partien hat es das in dieser Saison gespielt. Dem stehen 111 Tore der Caps gegenüber, die nur 16 Siege feierten, davon nur neun in regulärer Spielzeit, und 31 Niederlagen erlitten, davon 24 in regulärer Spielzeit. Zuletzt gab es bei Meister Salzburg ein 1:6. Am Freitag steigt in Wien gegen den Villacher SV das letzte Saisonspiel.
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Von den Vienna Capitals gibt es zwei gute Nachrichten und zwei schlechte. Zuerst die zwei schlechten, sie sind ja auch weitgehend schon bekannt. Die erste: Das Heimspiel am Freitag gegen den Villacher SV ist die letzte Saisonpartie der Caps, die als Elfter sogar das Pre-Playoff verpassen, vom Viertelfinale ganz zu schweigen. Die Wiener haben das schlechteste Spieljahr seit ihrer Gründung 2001 hinter sich, zum ersten Mal seit 19 Jahren kam schon im Grunddurchgang das Aus. Der Abgang der sieben besten Scorer war nicht zu verkraften, dann gab es noch bis zu neun verletzungsbedingte Ausfälle und eine Niederlage nach der anderen. Bereits Ende Oktober wurde Cheftrainer Marc Habscheid verabschiedet.

Zweite schlechte Nachricht: Zuletzt hat auch noch Klubpräsident Hans Schmid seinen Rückzug angekündigt. Das ist so bitter wie verständlich. Schmid, der aus Villach stammt, ist 83 Jahre alt und hat noch ganz anderes als Eishockey im Kopf und um die Ohren. Der frühere Werber (GGK) und Medienmanager ("Wiener", "Arbeiter-Zeitung") ist Eigentümer des Kaufhauses Steffl und zahlreicher Wiener Weinbaugebiete, ein Großwinzer, wenn man so will. Und der Wein wirft garantiert nicht weniger Ertrag ab als das Eishockey.

Capitals werden nicht West Wien

Jetzt die erste gute Nachricht: "Ich bleibe dem Verein als Sponsor erhalten", sagt Schmid dem STANDARD. Damit ist vom Tisch, dass dem zweimaligen Meister (2005, 2017), der seit dem zweiten Titel bis heuer stets das Semifinale erreicht hatte, ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie West Wien. Der Handball-Traditionsverein war just nach dem Gewinn des Meistertitels aus finanziellen Gründen im Vorjahr zwangsabgestiegen.

Die Zukunft der Caps, die schon für die kommende Saison genannt haben, sollte zumindest vorerst gesichert sein. Doch nicht von ungefähr hoffen Schmid und Caps-General-Manager Franz Kalla darauf, "dass sich die Stadt bewegt". Kommenden Montag, sagt Schmid, beginne die Weichenstellung für 2024/25, Gespräche mit den Verantwortlichen der Gemeinde laufen freilich schon seit geraumer Zeit. Im Gegensatz zu anderen Vereinen wie Klagenfurt, Villach oder Innsbruck seien die Capitals, sagt Kalla, "ein Nettozahler". Das heißt, die Stadt profitiere vom Verein deutlich mehr als umgekehrt. "Anderswo wird Eishockey ganz anders gefördert."

Großstadt und auch wieder nicht

Das liegt daran, dass Wien in sportlicher Hinsicht alles andere denn eine Großstadt ist - siehe Hallensituation im Spitzen- wie im Breitensport, siehe Ernst-Happel-Stadion. Andererseits ist Wien sehr wohl eine Großstadt mit zwei Millionen Einwohnern, da ist automatisch mehr Konkurrenz gegeben - vor allem durch den Fußball, in dem es auch nicht nur Rapid und die Austria gibt, sondern sich auch kleinere Vereine wie die Vienna und der Sportclub um Fördermittel und Sponsorengelder bemühen.

Aber, jetzt kommt die zweite gute Nachricht: Die Vienna Capitals haben einen richtig guten Anhang. "Ihr seid die besten Fans der Liiiiiiga!" Man muss das nicht unbedingt so oft und so laut ins Mikro brüllen wie der Hallensprecher in Wien-Kagran, doch es stimmt schon. Die Caps, die wohl auch am Freitag gegen Villach vor 7000 Fans in einem ausverkauften Haus spielen, schließen den Grunddurchgang mit einem Zuschauerschnitt deutlich über 4000 sogar als Nummer eins ab. Freilich ist nicht ganz auszuschließen, dass sich der KAC auch diesbezüglich noch stark macht - wenn er im Playoff weit kommt, was ebenfalls nicht auszuschließen ist.

Kaum nörgelnde Fans

So oder so ist es bemerkenswert, dass die Wiener Fans den Caps die Treue hielten, fast ohne Nörgeln, fast ohne Schimpfen. Das Engagement des interimistischen Eigenbau-Headcoaches Christian Dolezal (38) wurde ebenso gewürdigt wie jenes der Mannschaft, in der vergleichsweise viele, auch junge Österreicher und nicht so viele Imports wie anderswo zum Einsatz kamen. "Im Erfolg machst du nicht alles richtig", sagt Kalla. "Und im Misserfolg machst du nicht alles falsch." Klar ist, dass ab Montag ein neuer Headcoach gesucht wird. Dolezal dürfte ein Platz in der Organisation zugedacht sein, der von längerer Dauer als jener eines Cheftrainers ist.

Und was den neuen Vereinspräsidenten angeht, so sollte es an Hans Schmid liegen, einen Nachfolger zu finden. Er selbst wird den Caps nicht nur als Sponsor, sondern auch als Fan erhalten bleiben. "Dieser Verein ist ein Kind von mir", sagt er auch, "und ein solches Kind legt man nicht einfach weg." (Fritz Neumann, 23.2.2024)