Wien - Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) in der Zukunft der Medien- und Meinungsvielfalt? Fragen wie dieser geht die neue RTR-Studie "KI im Mediensektor" nach, die am Donnerstag präsentiert wurde. Darin werden einerseits Chancen für Medienschaffende aufgezeigt, aber auch Herausforderungen für Regulierung und Medienkompetenzbildung. Denn: "Desinformation war noch nie so einfach, günstig und skalierbar", weiß Studien-Mitautor Jan Krone von der FH St. Pölten.

Effizienz-Vorteile mit KI, aber viele ethische und regulatorische Fragen.
Effizienz-Vorteile mit KI, aber viele ethische und regulatorische Fragen.
Foto: APA/dpa/Sebastian Gollnow

Auf der positiven Seite ermögliche der Einsatz von KI durch Automatisierung von Routineabläufen oder Unterstützung von Recherchetätigkeiten in der Medienproduktion "signifikante Effizienz-Vorteile", wie es bei einer Vorab-Präsentation der Studie vor Medienvertretern hieß. Auf diese Weise hätten Journalistinnen und Journalisten künftig mehr zeitlichen Spielraum etwa für vertiefende Recherchen.

Zugleich würden jedoch gesellschaftliche, ethische und regulatorische Fragen aufgeworfen, wie es in der vom Fachbereich Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien) beauftragten Studie heißt. Durchgeführt wurde diese von der Forschungsgruppe Media Business der FH St. Pölten sowie dem Department für Informationstechnologie der FH Burgenland, befragt wurden 16 Experten aus österreichischen Medien- und Technologie-Unternehmen sowie aus der Wissenschaft.

Im Wettbewerb bestehen

Laut RTR-Geschäftsführer Wolfgang Struber fördere KI "neue Ansätze in der Erstellung und Bearbeitung von Medieninhalten" und könne "die Zukunft und Vielfalt des heimischen Medienmarktes sichern". So könnten etwa "vielfältige Angebote schneller, umfangreicher und aktueller" hergestellt werden, was wiederum dabei unterstütze, im Wettbewerb mit internationalen Plattformunternehmen und deren Netzwerkeffekten zu bestehen.

"Es geht um unsere heimischen Medien, um den Erhalt verlässlicher, vertrauensvoller und vielfältiger Informationsangebote und damit um die Sicherung unserer Demokratie", so Struber. Um mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten, brauche es "einen hervorragenden, regulatorischen Rahmen sowie umfassende Aus- und Weiterbildung auf Produktionsseite, um journalistische Standards und eine menschliche Qualitätskontrolle zu gewährleisten", unterstreicht Struber.

Zugleich gelte es auch, die Medienkompetenz der Bevölkerung intensiv zu fördern, um die zu erwartende hohe Zahl an KI-generierter Desinformation erkennen zu können, erläuterte Krone von der FH St. Pölten. Andererseits könne KI auch beim Überprüfen von Fakten helfen, ergänzte Mit-Autorin Yulia Belinskaya.

Fest stehe, dass es einen regulatorischen Rahmen braucht, wie er etwa mit dem "AI Act" - dem in der Schlussphase der Abstimmung stehenden europäischen Gesetz über künstliche Intelligen - geschaffen werden soll. So könne einerseits Vertrauen in die Technologie gestärkt und zugleich erkennbare Risiken eingedämmt werden. "Die besondere Rolle der Medien für die notwendige Meinungsbildung innerhalb der Demokratie bedarf dabei besonderer Aufmerksamkeit", so Struber. Die RTR- Studie liefere Impulse für die Umsetzung des Regelwerks in der Praxis. (APA, 22.2.2024)