Kinder sind von ihren Eltern besonders abhängig – und daher auch extrem verletzlich. Wie sehr, vermitteln die Anfangsszenen des am Sonntag ausgestrahlten Polizeiruf 110 in der ARD. Sie zeigen die vierjährige Holli (Matilda Graf), die mit ihrer drogensüchtigen und beschaffungskriminellen Mutter Mascha Kovicz (Meira Durand) auf der Flucht vor dem Jugendamt in einem windschiefen Gartenhaus wohnt.

Die kleine Holli (Mathilda Graf) versteckt sich vor der Welt (mit Lina Beckmann).
Die kleine Holli (Mathilda Graf) versteckt sich vor der Welt (mit Lina Beckmann).
Foto: NDR/Christine Schroeder

Die Mutter nimmt das Mädchen mit auf ihre Diebestouren, bei denen sie sich mit Lebensmitteln und Geld eindeckt. Denn Holli ist klein genug, um durch enge Fenster in Wohnungen einzusteigen.

So geraten Mutter und Tochter ins Haus der pensionierten Journalistin Vera Bödecke – und finden diese tot auf dem Boden liegend vor. Auf der Straße vor dem Haus rast ein Auto davon. Mascha erkennt den Lenker als einen ihrer Freier – und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Denn der Versuch, den Mann zu erpressen, bringt Mascha in Lebensgefahr. Auch stöbern die Kommissarinnen ­Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann) Mutter und Kind auf. Holli kommt in eine Pflege­familie.

Mit den Folgen einer drastischen Trennung muss sich in diesem Film aber auch Profilerin König auseinandersetzen. Ihr Vater, der 30 Jahre verschollen war, ist wieder aufgetaucht. Er äußert ­elterliche Gefühle, die die Tochter nicht annehmen kann. Die Avancen des Vaters nehmen stalkerähnliche Formen an – so sehr, dass man, als es am Ende doch wieder nur ums Geld geht, fast erleichtert ist. Doch auch das hat in diesem Krimi für eine Familie ziemlich schlimme ­Folgen. (Irene Brickner, 25.2.2024)