Nach Apples Vorstellung werden wir bald sämtliche Medien so konsumieren.
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Der Mensch ist in seinem tiefsten Inneren kein sauberes Wesen. Schweiß, Tränen und andere unappetitlichen Körperflüssigkeiten fließen tagtäglich nicht nur aus uns, sondern konfrontieren auch die Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs mit unserem Schmand. In einem Test des neuen Augmented-Reality-Headsets von Apple für "Wired" bringt die Tech-Journalistin Lauren Goode das Hightech-Gerät an seine baulichen Grenzen. Ein Marathon trauriger Filme soll Tragekomfort und Benutzbarkeit des von ihr selbst gekauften Headsets während des Weinens bewerten. Eine Kombination aus alten Klassikern und neuen Kinohighlights bringt das geforderte Maß an Traurigkeit.

In einer Reihe von Filmen, von Roberto Benignis "Das Leben ist schön" bis zu den neuesten Veröffentlichungen von Searchlight Pictures, überprüft die Autorin Veränderungen der Nutzerfreundlichkeit bei längerer Benutzung. Der erste Film brachte noch den von Apple gewollten Effekt: Beeindruckt muss Goode zugeben, wie erfolgreich Apples Technologie den von Computerchips gezeichneten Raum darstellen kann. Auch die mit Tränen vollgesaugte Abdichtung fiel noch nicht störend auf. Nach zwei weiteren Filmen ändert sich der Eindruck der Autorin schlagartig.

Lähmungserscheinungen bei Nutzern

Mit 600 bis 650 Gramm wiegt die Apple Vision Pro ungefähr so viel wie ein sechs Monate alter Zwerghundwelpe. Die Vorstellung, mit einem Chihuahua am Hirn einen Film in Überlange zu genießen, erklärt die Gemütszustände der testenden Autorin völlig. Sie berichtet von einem Taubheitsgefühl in ihrer linken Gesichtshälfte, das sie ihre Wange nicht mehr als die eigene erkennen ließ. Ein paar erfolglose Adjustierungen später musste die Testerin schließlich aufgeben und den Rest der Filme am Rücken liegend auf ihrer eigenen Zimmerdecke schauen.

Das mit großer Sorgfalt entwickelte Kopfband der Vision Pro lässt darauf schließen, dass sich Apple dieses Gewichtsproblems bewusst war. Zwei Bänder sollen an der Vorder- und Hinterseite des Kopfes das massige Headset gleichmäßig verteilen. Trotzdem konnte auch diese Konstruktion nicht die gewünscht lange Benutzungsdauer gewährleisten.

Die Last des Headsets und der Einsamkeit

Den Gipfel ihrer Enttäuschung erreichte Goode, als sie nach den ersten 25 Minuten eines Films das Tragen des Headsets einfach nicht mehr aushielt. In ihren eigenen Worten liebte die Testerin die Vision Pro so lange, bis sie sich einfach nicht mehr dazu bringen konnte. Die eigentlich revolutionäre Technologie wird von den Kinderkrankheiten, an erster Stelle dem Gewicht, heruntergezogen. Doch auch die während des Benutzens eintretende Einsamkeit hält die Journalistin davon ab, mehr Zeit mit dem Gerät verbringen zu wollen. Ab einem gewissen Zeitpunkt lenkt das Gefühl, allein auf einer Bergspitze oder in einem menschenleeren Kinosaal zu sitzen, von den eigentlichen Medien ab, die man konsumieren will. Die Summe dieser Punkte veranlasste die Autorin dazu, nach abgeschlossener Testphase das Produkt wieder zurückzugeben. (red, 23.2.2024)