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Kameramann Martin Gschlacht posiert mit dem Silbernen Bären für den herausragenden künstlerischen Beitrag für die Kamera in "Des Teufels Bad" während der Preisverleihung bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin.
APA/Reuters/Pool/Nadja Wohlleben

Mit der Aussprache seines Namens tat sich Berlinale-Jury-Präsidentin Lupita Nyong’o noch schwer: Martin Gschlacht erhielt den Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung, für seine Kameraarbeit im Film Des Teufels Bad von Severin Fiala und Veronika Franz. Der bescheidene Wiener holte die beiden gleich mit auf die Bühne und aufs Gewinnerfoto. Schon für ihren Erstling Ich seh, ich seh stand er hinter der Kamera. Am liebsten hätte er sein Bärchen auseinandergerissen und mit den beiden (und Hauptdarstellerin Anja Plaschg) geteilt.

Der düstere Historienfilm im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale hat den gebürtigen Wiener an sein Limit gebracht, "künstlerisch wie technisch". Mit Kerzen und Kienspan ausreichend Licht an die stockfinsteren Drehorte zu bekommen war eine Herausforderung. Analog auf 35-mm-Film gedreht, geben die Bilder von Martin Gschlacht dieser herbstlich-nebeligen, bäuerlichen Welt des 18. Jahrhunderts einen einzigartig erdigen Look, der die düstere Stimmung der Haupt­figur auf die Leinwand überträgt.

Viele Regisseurinnen

Ausgebildet an der Wiener Filmakademie, hat Martin Gschlacht seit den 1990ern mit vielen namhaften Regisseuren und Regisseurinnen gearbeitet. Erst vergangenes Jahr war er sowohl in Cannes als auch bei der Berlinale vertreten, mit Jessica Hausners Designfilm Club Zero und Margarethe von Trottas Literaturromanze Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste.

Aber auch mit Barbara Albert (Böse Zellen), Michael Glawogger (Slumming), Karl Markovics (Atmen) und Götz Spielmann (Revanche) hat der 1969 geborene Gschlacht gearbeitet. In seiner Filmografie finden sich auffallend viele Regisseurinnen, etwa die Exil-iranische Künstlerin Shirin Neshat.

Als Gründungsmitglied der Produktionsfirma Coop 99 und der Österreichischen Filmakademie gehört er zur Generation des heimischen Kinos, die vor allem international reüssiert. Gschlachts Bilder sind auch beim Tatort oder in TV-Arbeiten von David Schalko zu sehen: ab März in dessen neuer Serie Kafka. Und sogar auf Weihnachtsstimmung versteht sich Gschlacht, einst als Kameramann bei MA 2412 dabei. Die nächste Aufgabe für den Bären-Gewinner heißt, selbst über einen Preis mitzuentscheiden. Vergangenes Jahr holte die Oscar-Akademie Martin Gschlacht als stimmberechtigtes Mitglied in ihre erlauchten Reihen. (Marian Wilhelm, 25.2.2024)