Spaniens Bauriesen sind längst Weltkonzerne, die global bedeutende Infrastrukturprojekte errichten. Sei es die Vergrößerung des Panamakanals mit der Ex-Alpine-Mutter FCC oder in Saudi-Arabien der Bau der Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen Mekka und Medina. Der 90-Milliarden-Euro-Bau von US-Zugstrecken in Kalifornien steht vor dem Zuschlag, auf den die Spanier hoffen.

Die Dürre in Katalonien hat vergangenen Sommer die ganze Region bedroht. Wasser braucht dort vor allem auch die exportorientierte Landwirtschaft.
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Jüngst fand der Kongress der Zivilingenieure Colegio de Ingenieros de Caminos, Canales y Puertos (eine Art Kammer für die Bauingenieure) statt. Das Motto bei dem alljährlichen Stelldichein des Sektors war: "Das Ingenieurwesen – Umdenken für die Welt". Gemeinsam mit Transportminister Óscar Puente Santiago (PSOE) forderten die größten Bauherren, darunter FCC, Sacyr, Acciona, Azvi und Copisa, mehr öffentliche Ausschreibungen sowie mehr und engere öffentlich-private Partnerschaften (PPP).

Sie unterstrichen, für die kommenden Jahre ab 2026 die Kapazitäten zu haben, um Investitionen in Spanien im Volumen von neun Milliarden Euro umsetzen zu können. Diese sollen in die Hochspannungsleitungen und Pipelines für flüssigen Wasserstoff, Eisenbahnstrecken und Autobahnen fließen. Die Priorität liege aber klar bei Meerwasserentsalzungsanlagen, Kläranlagen und Anlagen, die der Trinkwasseraufbereitung dienen.

Private Versorgung

"Wir stehen vor kritischen Jahren", warnte Acciona-Aufsichtsratschef Juan Santamaría: "Und wir haben vier Jahre maximal vor uns, um Projekte zu entwickeln sowie junge Talente bei uns zu halten." "Kein Wasser ist teurer als das, das man nicht hat", sagte Eduardo Campo von Sacyr Agua bei der Tagung. Auch wenn eine Kaltfront etwas Niederschlag bringt, steht Spanien nach dem Winter zu zwei Dritteln unter hohem hydrologischem Stress. Es wäre also dringend geboten, notwendige Investitionen rasch umzusetzen.

Die Versorgung mit Trinkwasser wurde in Spanien 2009 privatisiert. Sie geschieht im PPP-Modell über die Gemeinden in Kooperation mit Privatunternehmen – primär Töchter von Baukonzernen, etwa die international präsente FCC-Tochter Aqualia mit einem Geschäftsportfolio von mehr als 20 Milliarden Euro und 1,3 Milliarden Euro Umsatz 2022 oder Sacyr Agua.

770 Entsalzungsanlagen

Spanien betreibt bereits mehr als 770 Entsalzungsanlagen mit einer Kapazität von 100 m3 pro Tag, die jedoch im vergangenen Dürresommer nur auf 16 Prozent ihrer Leistung liefen. Dennoch ist Spanien mit circa fünf Million Kubikmetern entsalztem Wasser pro Tag weltweit nach Saudi-Arabien, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten viertgrößter Produzent weltweit.

Sacyr wird nun im Auftrag der Regionalregierung Andalusiens unter dem rechtskonservativen Partido Popular (PP) für das Axarquía-Hügelland an der Küste östlich von Málaga eine neue Meerwasserentsalzungsanlage errichten. Just diese Region war im vergangenen Sommer ohne Trink- und auch Bewässerungswasser für die Avocado-Plantagen. Im Stausee La Viñuela trocknete Schlamm, Wasser floss nicht.

Die Produktion und Aufbereitung, aber auch Abwasserklärung ist für die Baukonzerne längst ein wichtiges Geschäftsfeld geworden – ebenso die Müllentsorgung und -trennung. FCC und Acciona bieten um den Milliardenauftrag des Abfallmanagements im Nordosten von Madrid für die Dauer von 20 Jahren.

Investitionen als Antrieb

In der Pandemie hat Spanien den Baukonzernen mit Zuschlägen für Infrastrukturprojekte das wirtschaftliche Überleben ermöglicht. "Man hat uns vor dem Dominoeffekt gerettet, den deren Pleiten ausgelöst hätten", sagt Santiago Carbó, Ökonom und Professor an der Universitat de València. Deutschland habe seinen Unternehmen viel massiver unter die Arme gegriffen, auch weil die Staatskasse weit mehr gefüllt war als die spanische, merkt er an.

Angesprochen auf die geforderte Milliardeninvestition, sagt der Ökonom: "Es ist logisch für Spanien und kohärent, dass der Staat nun wieder auf sie setzt. Sie sind unsere Flaggschiffkonzerne, von strategischer Wichtigkeit, und die Investitionen in den Bereich der Nachhaltigkeit sind lukrativ." Die EU-Hilfen aus dem Next-Generation-Paket für Spanien (140 Milliarden Euro) sind vergeben. Sie fließen in Mobilität, Renovierung ganzer Stadtteile und alter Wohnbausubstanz.

Weiteres Dürrejahr

Überaus angespannt ist derweil die Dürresituation in Katalonien, wo noch immer Restriktionen für den privaten Verbrauch von Wasser und für die Landwirtschaft gelten. Auch Andalusien steuert auf ein weiteres Dürrejahr zu.

Knapp 80 Prozent des Wasserverbrauchs gehen auf das Konto der Landwirtschaft in Spanien, primär für ressourcenaufwendiges Exportgemüse und Obst wie etwa Avocados, Melonen oder Tomaten. Nicht nur die Landwirtschaft verbraucht und verschmutzt Wasser, sondern auch die Fabriken, die Schweinefleisch verarbeiten. (Jan Marot aus Granada, 26.2.2024)