Das Verhältnis von Apple und Google war über die Jahre alles andere als friktionsfrei. In den Frühzeiten des iPhones enge Partner, reagierte Steve Jobs auf die Entwicklung von Android wenig erfreut. In einem Wutanfall soll er den "Atomkrieg" gegen das Google-Betriebssystem sowie dessen vollständige Zerstörung angekündigt haben, wie später überliefert wurde.

Microsoft-Chef Satya Nadella versucht zu erklären, warum Bing besser als Google ist.
AP/Stephen Brashear

Doch wie aufgeheizt, wie feindlich die öffentlich vorgetragene Stimmung auch immer wieder einmal gewesen sein mag, eines stand offenbar nie zur Diskussion: jener Deal, der garantiert, dass die Google-Suche von Haus aus auf allen iPhones genutzt wird. Das zeigen Dokumente, die im Rahmen des aktuellen Wettbewerbsverfahrens des US-Justizministeriums nun öffentlich werden.

Anträge

Microsoft hat zumindest sechsmal versucht, Bing als Default-Suche auf dem iPhone unterzubringen, und das über einen großen Zeitraum hinweg: 2009, 2013, 2015, 2016, 2018 und 2020 waren die Jahre, in denen Microsoft laut einem Bericht von CNBC Apple viel Geld geboten hat, um den Suchmaschinen-Deal mit Google zu beenden.

Doch damit nicht genug, im Jahr 2018 soll Microsoft sogar noch einen Schritt weiter gegangen sein und Apple den vollständigen Verkauf seiner Suchmaschine angeboten haben. Alternativ dazu hätte man ein Joint Venture angeboten, um die Suche gemeinsam weiter zu verbessern. Ein ähnlich klingender Bericht von Bloomberg war bereits vor einigen Monaten kursiert, auch wenn damals vom Jahr 2020 die Rede war.

Mangelnde Qualität

Dass diese Verhandlungen nun öffentlich werden, liegt daran, dass sie Google im aktuellen Verfahren zupasskommen. Argumentiert man doch, dass Apple in jedem einzelnen dieser Fälle eine Prüfung vorgenommen und sich aktiv gegen Bing entschieden habe, da es einfach zu schlecht sei. Dies sei der Beleg dafür, dass es sehr wohl einen Wettbewerb im Suchmaschinenmarkt gebe.

Das Beispiel Microsoft ist für Google deswegen besonders wichtig, weil es einem wichtigen Argument der Kläger zuwiderläuft: dass die Google-Suche nur wegen der jährlichen Milliardenzahlungen an Apple auf dem iPhone vorinstalliert ist. Hatte doch Microsoft-Boss Satya Nadella im laufenden Verfahren bereits vor einigen Monaten ausgesagt, dass man Apple pro Jahr 15 Milliarden US-Dollar geboten habe, wenn das iPhone auf Bing wechsle.

Eddy Cue, Leiter von Apples Servicegeschäft, hatte wiederum betont, dass man nie ernsthaft über einen Wechsel nachgedacht habe. Die Qualität der Suchergebnisse sei nicht gut genug gewesen, Microsoft habe in das Projekt einfach nie genug investiert. Das wirft natürlich die Frage auf, wie groß die Investitionen hätten sein müssen, um zu einer ernsthaften Konkurrenz Googles zu werden. Soll doch Microsoft über zwanzig Jahre hinweg hundert Milliarden Dollar in Bing investiert haben, wie im Verlauf des Verfahrens ebenfalls öffentlich gewordene Dokumente zeigen.

Realität

Gebracht hat all das bislang wenig. Der globale Marktanteil von Bing liegt laut Statcounter bei rund drei Prozent und ist seit Jahren weitgehend unverändert. Ein näherer Blick auf die Daten offenbart zudem, dass selbst dieser Anteil fast zur Gänze von der fixen Integration in Windows getrieben ist. Einen irgendwie relevanten Marktanteil hat Bing lediglich am Desktop, auf Smartphones spielt es keinerlei Rolle, rangiert dort gar nur knapp vor Yahoo und DuckDuckGo auf Rang vier – und damit auch noch hinter Yandex und Baidu.

Was Microsoft dabei besonders schmerzen dürfte: Die Hoffnung, mithilfe von neuen KI-Features Bing neuen Anschub zu verschaffen, hat sich nicht bewahrheitet. Der Markanteil von Bing bewegt sich seit Jahren auf einem weitgehend unveränderten Niveau. (apo, 26.2.2024)