Speerfisch beim Angriff auf einen Fischschwarm.
Blitzschnell und perfekt koordiniert: ein Speerfisch beim Angriff mit hell leuchtenden Streifen.
Alicia Burns

Gestreifte Marline gehören zu den schnellsten Tieren auf dem Planeten. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde liegen sie auf Platz drei im Ranking der schnellsten Fische der Welt, gleich hinter dem Schwarzen Marlin und dem Fächerfisch. Alle drei Arten gehören zu den Spitzenprädatoren. Der Name Marlin ist übrigens eine Abkürzung von Marlinspike, ein spitz zulaufendes Werkzeug zum Entwirren von Schiffstauen, das dem langen, spitzen Rostrum, das ist das schwertähnliche Mundwerkzeug des Marlins, ähnelt.

Gestreifte Marline, die in subtropischen und fallweise tropischen Gewässern leben, jagen gemeinsam. Direkte Attacken auf Fischschwärme absolvieren sie aber jeweils einzeln. Damit sie sich bei ihren schnellen Angriffen, die mit rasanten Wenden einhergehen, nicht gegenseitig mit ihren speerartigen Verlängerungen des Oberkiefers verletzen, ist eine gute und zuverlässige Koordination wichtig. Immerhin werden die Speerfische der Art Kajikia audax bis zu vier Meter lang und erreichen ein Gewicht von bis zu 440 Kilogramm.

Kurzes Aufleuchten

Nun haben Forschende herausgefunden, dass sich Gestreifte Marline auf der gemeinsamen Jagd durch ein kurzes Aufleuchten ihres Körpers eine Art Angriffssignal geben. Ein schneller Farbwechsel der Streifen auf der Haut soll offenbar verhindern, dass sich die Fische bei ihren Attacken etwa auf einen Sardinenschwarm in die Quere kommen, wie deutsche und britische Forschende in der Fachzeitschrift "Current Biology" schreiben.

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Das Video zeigt eine Gruppe Gestreifter Marline bei der Jagd.
Alicia Burns

Möglich wurde die Untersuchung durch hochauflösende Drohnenaufnahmen, die die Raubfische bei der Jagd auf Sardinenschwärme aus der Vogelperspektive zeigen. Während der Durchsicht der Aufnahmen fiel etwas Unerwartetes auf: "Wir fanden heraus, dass der angreifende Marlin 'aufleuchtete' und während des Angriffs viel heller wurde als seine Artgenossen, bevor er nach dem Angriff schnell wieder zu seiner 'nicht hellen' Färbung zurückkehrte", sagt Alicia Burns von der Humboldt-Universität Berlin. Das deute darauf hin, dass die Farbveränderungen ein zuverlässiges Signal für einen Angriff sein könnten.

Zwar war schon vor der Studie bekannt, dass Marline ihre Farbe wechseln, jedoch sei es der Forschungsgruppe zufolge das erste Mal, dass das Verhalten mit der Jagd oder einem anderen sozialen Verhalten in Verbindung gebracht wurde. "Farbwechsel bei Raubfischen sind selten", sagt Burns. "Und bisher wurde dem Farbwechsel bei Raubtieren vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt."

Verwirrstrategie

Die Forschenden vermuten, dass der Farbwechsel verschiedene Funktionen erfüllt und neben der Koordination von Angriffen auch dazu dienen könnte, die Beute zu verwirren. Durch das Aufleuchten der Raubfische könnte eventuell die kollektive Bewegung des Beuteschwarms gestört werden.

Insgesamt untersuchte das Team zwölf hochauflösende Videoclips, die jeweils zwei getrennte Angriffe auf einen Sardinenschwarm durch zwei verschiedene Marline zeigen. Die angreifenden Marline schalten ihre Streifen kurz vor dem Angriff auf hell, erhöhen also den Kontrast. Der Spitzenwert konnte während des Kontaktes mit der Beute beobachtet werden. Unmittelbar nach dem Angriff reduzieren die Raubfische die Intensität der Streifen wieder.

Auch wenn einzelne Fische vom Schwarm isoliert und von Marlinen angegriffen wurden, war bei den Raubfischen eine Verfärbung der Streifen zu beobachten, allerdings war diese signifikant schwächer als bei den Angriffen auf den Schwarm. "Der Farbwechsel könnte bei Angriffen auf Beutetiere im Schwarm wichtiger sein, da die Angriffe länger dauern als die Verfolgung isolierter Beutetiere und daher ein höheres Risiko besteht, von Konkurrenten unterbrochen zu werden", vermuten die Forschenden. (kri, APA, 27.2.2024)