Signa
Am 18. März wird über den Sanierungsplan der beiden Gesellschaften abgestimmt.
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Wien – Die Gläubiger der Signa Prime haben Forderungen von rund 6,3 Milliarden Euro angemeldet, wie aus einer Pressemitteilung des Sanierungsverwalters Norbert Abel hervorgeht. Bei der Signa Development belaufen sich die Forderungen bisher auf etwa 2,2 Milliarden Euro, gab Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer bekannt. Die Passiva dürften sich bei den beiden Unternehmen um noch nicht angemeldete Intercompany-Forderungen erhöhen, während geplante Immobilienverkäufe den Passivastand reduzieren dürften.

Bei der Luxusimmobiliengesellschaft Signa Prime wurden von den bisher 219 Forderungsanmeldungen nur rund 2,6 Milliarden Euro anerkannt. Mehr als die Hälfte der Forderungen – rund 3,7 Milliarden Euro – sei vorerst bestritten und würde weiter überprüft. "Dies deshalb, da aufgrund der Größe und Komplexität des Insolvenzverfahrens bis zur Prüfungstagsatzung keine abschließende Forderungsprüfung möglich war", teilte Karl-Heinz Götze vom Kreditschutzverband KSV 1870 mit.

Bei dem Immobilienentwickler Signa Development meldeten bisher 171 Gläubiger Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro an, davon seien rund 300 Millionen Euro sogenannte nachrangige Forderungen. Anerkannt wurden bisher Forderungen in Höhe von 890 Millionen Euro, geht aus einer Pressemitteilung der Sanierungsverwalterin hervor. Zudem seien eine Verbesserung der Quote von bisher 30 Prozent und eine Konkretisierung des Sanierungsplanes in Aussicht gestellt worden, teilten Creditreform und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europa) mit.

Intercompany-Forderungen erwartet

Darüber hinaus würden bei den beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften noch weitere Forderungen aus Deutschland erwartet. Dabei handle es sich um sogenannte Intercompany-Forderungen. "Diese Forderungen sind Ansprüche innerhalb der Signa-Gruppe, hierunter fallen unter anderem Garantien und Haftungsübernahmen, und diverse Töchter der Schuldnerin machen diese Forderungen nunmehr geltend", teilte der Alpenländische Kreditorenverband mit.

Die Suche nach Investorengeldern für die zerbröckelnde Signa-Gruppe ist offenbar erfolglos verlaufen. "Der ursprüngliche Plan des Managements der Schuldnerin, die erforderliche Liquidität zur Stabilisierung durch Aufnahme von Genussscheinkapital in Höhe von bis zu 350 Millionen Euro über Genussscheininhaber, Aktionäre bzw. die institutionellen Finanzgläubiger aufzubringen, ist Ende Jänner 2024 schließlich gescheitert", teilte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform mit. Die bisherigen Investoren hätten sich nicht zu der notwendigen Finanzierung bereiterklärt. Allerdings werde weiterhin versucht, eine Massefinanzierung von rund 150 Millionen Euro für die Signa-Projektgesellschaften und für die deutschen Signa-Gesellschaften aufzustellen, die sich in vorläufigen Insolvenzverfahren befinden.

Wie kürzlich bekannt wurde, sollen einzelne Immobilien, die unter dem Dach der insolventen Luxusimmo-Gesellschaft Signa Prime zusammengefasst sind, verkauft werden, um die notwendigen Mittel für die Sanierung aufzubringen. Dazu gehören in Wien das Park Hyatt, das Goldene Quartier und das Gebäude des Verfassungsgerichtshofs sowie in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol. Das Unternehmen stehe aktuell in "intensiven Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern", hieß es vom KSV 1870. "Es bleibt abzuwarten, ob Kaufinteressenten gefunden werden und ob die Immobilien als sogenanntes Paket oder jeweils einzeln an unterschiedliche Interessenten verkauft werden", hieß es seitens von AKV Europa.

Zukunft der Signa Prime vorerst gesichert

Die Zukunft der Signa Prime dürfte damit vorerst gesichert sein. "Aus derzeitiger Sicht der Sanierungsverwalterin ist die Finanzierung des operativen Betriebs der Signa Prime Selection AG laut vorgelegtem Finanzplan weiterhin gesichert", hieß es in der Mitteilung des Sanierungsverwalters. "Das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung befindet sich insolvenzrechtlich weiterhin auf Kurs, und die 30-Prozent-Quote scheint weiterhin erfüllbar", gab sich auch Gläubigerschützer Weinhofer positiv.

Auch das Sanierungsverfahren der Signa Development dürfte derzeit auf Schiene sein. "Der Finanzplan wird laufend und sehr engmaschig überprüft, sodass aus derzeitiger Sicht der Sanierungsverwalterin die Finanzierung des operativen Geschäfts gesichert ist", teilte die Kanzlei der Sanierungsverwalterin mit. Wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzepts der Development sei wie bei der Signa Prime der "eingeleitete Verwertungsprozess" von Immobilien. "Durch den Massekredit war und ist eine Stabilisierung der Prop Cos gewährleistet und ermöglicht den strukturierten Verkauf der Immobilien ohne zeitlichen Druck", hieß es weiter. Die Sanierungsverwalterin teilte weiter mit, dass derzeit allfällige Haftungsansprüche gegenüber Organen der Signa Development "intensiv" geprüft werden.

Die Prüfung der Angemessenheit und Erfüllbarkeit der vorgeschlagenen Sanierungspläne der beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften werde unterdessen fortgesetzt. Eine finale Einschätzung, ob diese gelingen kann, wird aber erst kurz vor der Abstimmung über den Sanierungsplan Mitte März erwartet. Die Ende Dezember insolvent gewordenen Immobiliengesellschaften bieten ihren Gläubigern bekanntlich eine Quote von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren an. Am 18. März wird über den Sanierungsplan der beiden Gesellschaften abgestimmt. Dabei entscheidet sich, ob die Unternehmen fortgeführt werden können oder ob sie in den Konkurs geschickt werden müssen. (APA, 26.2.2024)