Selten haben Turnschuhe so heftige Reaktionen hervorgerufen wie jene, die Donald Trump auf der jüngsten Sneaker Con in Philadelphia präsentierte: Seine goldglänzenden, mit US-Flaggen und "Ts" verzierten "Never-Surrender High-Top Sneaker" stießen dort zwar kaum auf Zustimmung. Und doch sind die rund 400 US-Dollar teuren Latschen mittlerweile ausverkauft, ebenso wie die auf tausend Stück limitierten handsignierten Paare um 9.000 US-Dollar, die es zu ersteigern gab.

Donald Trump bei der Präsentation seiner
Donald Trump bei der Präsentation seiner "Never-Surrender High-Top Sneaker" auf der Sneaker Con in Philadelphia.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/CHIP SOMODEVILLA

Den Zuschlag für ein solches Paar erhielt Roman Sharf. Der präsentierte sich damit auf seinen Social-Media-Kanälen vor seiner in die Hunderttausenden gehenden Followerschaft. Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Der Vorwurf auf Tiktok und Co an Sharf: Wie kann man nur eine so umstrittene Figur wie Trump unterstützen? Abgesehen davon, dass die Sneaker geschmacklos seien. Selbst sein Rabbi zeigte sich besorgt. Verschärft wurde die Kritik noch, als ihn Trump persönlich zum Essen in seinen Golfclub einlud und er das Angebot ohne zu zögern annahm.

Geschichte eines Aufsteigers

Sharf ließ sich allerdings nicht in die Rechtfertigungsecke drängen: Als jemand, der auf Social Media sehr präsent ist, sei er Hass gewohnt. Er könne damit umgehen, versicherte er der "New York Times". Ein Scherflein zu dieser resilienten Haltung dürfte sein Werdegang beigetragen haben: vom Einwandererkind aus kleinen Verhältnissen zur großen Nummer im Luxusuhrenhandel.

Roman Sharf rechts im Bild

Geboren wurde Roman Sharf am 9. Mai 1975 in der Ukraine, als diese noch Teil der Sowjetunion war. Einem TV-Sender erzählte er, wie es war, in der UdSSR aufzuwachsen: stundenlanges Anstehen für Brot, keine freie Meinung, korrupte Bonzen ... 1988 kam er mit seiner Stiefmutter, seinem Vater und seinen Geschwistern in die USA, drei Jahre bevor sich die Ukraine von der zerbröselnden UdSSR lossagte. Gemeinsam lebten sie in einer kleinen Wohnung in Brooklyn. Was danach kam, klingt wie die klassische Erzählung "Vom Tellerwäscher zum Millionär". Sharf ging auf die Highschool, dann zur Armee, absolvierte eine Handelsschule, verkaufte Versicherungen, wurde Banker und begann Uhren auf Ebay zu verkaufen.

Ein ambivalenter Patriot

Aus diesem "Side-Hustle" entwickelte sich ein echtes Business. Das Einwandererkind aus Brooklyn gründete 2006 Luxury Bazaar mit Fokus auf den Handel mit Luxusuhren der Top-Marken wie Patek Philippe, Audemars Piguet, Rolex und Co auf dem Graumarkt. Aus dieser One-Man-Show wurde im Laufe der Jahre ein Unternehmen mit 40 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von mehr als 130 Millionen US-Dollar. Standorte gibt es in den USA und Hongkong.

Das Spiel mit den sozialen Medien beherrscht Sharf: Er betreibt einen erfolgreichen Youtube-Kanal mit über 200.000 Abonnenten, hat aktuell 236.000 Follower auf Instagram. Seine Anhänger schätzen offenbar seine Art, unverblümt über die Uhrenwelt zu plaudern. Auf seiner Website ist zu lesen, dass er auch in Immobilien macht und antike Waffen sammelt. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Einer seiner Söhne betreibt einen Sneaker-Laden.

Ob das der Grund ist, warum er 9.000 US-Dollar für ein Paar "Trump"-Turnschuhe ausgegeben hat? Vielleicht. Gut möglich aber auch, dass er sich dachte, dass 9.000 Dollar für ein paar Schuhe ein Klacks sind, verglichen mit einer Patek Philippe, die gut und gerne schon mal das Zehnfache kostet. Möglich auch, dass er seine Klienten im Blick hatte: Viele davon seien Republikaner, die reiche, weiße Oberschicht, die sich für Luxusuhren interessiert, wie der Selfmademan gegenüber der "New York Times" durchblicken lässt.

Dort wurde der bekennende US-Patriot auch zu seiner Meinung zum Ukrainekrieg befragt. Ganz klar spricht er sich gegen die Aggression Russlands aus, er verstünde nicht einmal den Grund, warum Putin diesen Konflikt vom Zaun gebrochen habe, gibt er zu Protokoll. Aber er weiß, wer ihn beenden könnte: Donald Trump. Und dennoch kann man Sharf nicht als Hardcore-Republikaner festmachen. Zu ambivalent ist er in seinen Aussagen: Er sei ein Verfechter des Rechts auf Waffenbesitz, gleichgeschlechtliche Ehen seien für ihn kein Problem, ebenso wie das Recht auf Abtreibung. Für ihn seien alle Menschen gleich. (max, 28.2.2024)