Vor 14 Monaten kündigte Pepco Geschäftspartnern in Österreich noch an, jährlich hierzulande 30 Filialen eröffnen zu wollen. Statt mit einer breiten Palette an Textilien, Haushaltswaren und Spielzeug zu expandieren, wird nun der Rückzug angetreten. Der polnische Diskonter steigt, wie im STANDARD berichtet, zur Gänze aus Österreich aus und wählt als Exit den Weg der Pleite. Dienstag meldete der Konzern am Handelsgericht Wien Insolvenz an.

Pepco ist in Österreich mit mehr als 70 Filialen demnächst Geschichte.
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Davon betroffen sind 680 Beschäftigte in 73 Filialen. Betriebsrat gibt es keinen. Die Lebensmittelhändler Rewe und Lidl bekundeten bereits im Vorfeld Interesse an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Gläubigerschützer Creditreform beziffert die Verbindlichkeiten mit 72 Millionen Euro, 66 Millionen betreffen verbundene Unternehmen. Der Liquidationswert liegt bei 11,6 Millionen Euro. 300 Gläubiger können ihre Forderungen bis 23. April anmelden. Coronahilfen hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge nicht in Anspruch genommen.

Man habe trotz verschiedener Initiativen und struktureller Veränderungen Verluste erwirtschaftet, lässt Pepco Österreich wissen. Das dauerhaft zurückhaltende und schwierige Konsumverhalten in Österreich, die überdurchschnittliche Inflation, die hohen Betriebskosten und der generell negative gesamtwirtschaftliche Ausblick hätten die Ergebnisse der Gruppe in Österreich stark negativ beeinflusst.

Selbstverschuldet?

Vermieter sehen den Grund der Misere jedoch weniger in wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern vielmehr in selbstverschuldeten Managementfehlern des Konzerns. Von einer teuren Übernahme vieler Standorte ist im Gespräch mit dem STANDARD die Rede, von kostspieliger Ladenausstattung und einem für Diskonter zu hohen Personalanteil. Das Geschäft in Österreich wäre rettbar gewesen, sind sich viele unter ihnen einig.

Persönlichen Zugang zur Geschäftsführung fanden sie ebenso wenig wie das Gros der Beschäftigten. Auch das Schreiben, das sie vergangene Woche kurz und bündig von der Beendigung der Geschäftstätigkeit in Österreich informierte, war nicht unterschrieben. Als Absender grüßte lediglich "Pepco" freundlich.

International ehrgeizige Ziele

Die Geschäfte der Gruppe sollen in Abstimmung mit dem zu bestellenden Insolvenzverwalter bis auf weiteres zu den üblichen Öffnungszeiten für die Kunden geöffnet bleiben. Man werde die Mitarbeitenden "in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich unterstützen", heißt es aus dem Konzern. Der Rückzug von Pepco aus Österreich werde Ressourcen freisetzen, um sich auf jene Märkte zu konzentrieren, in denen man die besten Wachstumschancen sehe. Die Gruppe sei weiterhin bestrebt, Europas führender Discounter in ihren Kernmärkten zu werden.

2015 gegründet, vereint die Gruppe mit Hauptsitz in Poznań die Handelsketten Pepco und Poundland, die international unter der Marke Dealz agieren, sowie einen globalen Beschaffungsarm, PGS, der mit den beiden operativen Unternehmen zusammenarbeitet. Sie zählt nach eigenen Angaben 4.800 Geschäfte und 47.000 Beschäftigte in 21 Ländern. Pepco selbst sei mit 3.600 Geschäften und 31.000 Mitarbeitern in 19 Ländern quer durch Europa vertreten. (Verena Kainrath, 27.2.2024)