Schauspieler Ben Affleck bei seinem liebsten Hobby: Kaffee auf der Straße trinken. Ob er zur Zielgruppe von Luxusbecherherstellern wie Louis Vuitton gehört?
IMAGO/Cover-Images

Der Schauspieler Ben Affleck pflegt morgens ein Ritual, das ihn mit vielen Menschen verbindet. Er schaut beim Getränkehändler seines Vertrauens vorbei. Affleck ist nämlich ein Kaffeejunkie. Jedenfalls wurde kaum ein Hollywood-Mann gefühlt so oft mit einer Coffee-to-go-Becher fotografiert wie der 51-Jährige. Die Liebe geht so weit, dass er kürzlich sogar mit seiner Ehefrau einen (recht unterhaltsamen) Werbespot für einen Eiskaffee von Dunkin Donuts drehte.

Nun könnte man einwenden: Wieso schlürft einer der wohlhabendsten Schauspieler Hollywoods seinen Kaffee aus billigen Papp- oder Plastikbechern? Und ja, dabei geht es nicht nur um die Optik. Wir wissen natürlich: Besonders nachhaltig ist das nicht.

Ein wiederverwendbarer Becher aus Porzellan mit einem Deckel aus Silikon, dazu ein Trinkhalm aus Metall mit einer Louis-Vuitton-Gravur: macht dann mal 850 Euro.
Louis Vuitton

Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Luxusmarken diese Beobachtung gemacht haben. Denn nicht nur Ben Affleck holt sich morgens seinen Kaffee ab. Auch andere Hollywood-Männer sind süchtig nach dem Getränk zum Mitnehmen: Jacob Elordi, Jeremy Allen White, Adam Sandler, die Liste ließe sich ins Unendliche fortsetzen. Die Modeunternehmen haben sich die armseligen Paparazzi-Bilder offenbar nicht länger ansehen können. Sie haben nun Kaffeebehälter im Programm, die offenbar an das Gewissen dieser reichen Typen appellieren wollen.

Becher aus Porzellan

Da wäre beispielsweise das Louis-Vuitton-Modell aus wiederverwendbarem Porzellan, das mit einem Deckel aus Silikon und einem gravierten Trinkhalm aus Metall daherkommt. 850 Euro kostet das Designerteil. Verrückt, werden die einen sagen: Für diese Summe ließen sich etwa 170 Portionen Caffè Latte bestellen. Oder möglicherweise ein echt praktisches Transportmittel für mehr als eine Flüssigkeit kaufen. Für andere dürften die paar Hundert Euro Peanuts sein. Superreiche oder Stars. Männer wie Ben Affleck oder Frauen wie Jennifer Lopez zum Beispiel.

Was trägt die Balenciaga-Kundin zu ihrem Jogginganzug in den Händen?
Balenciaga

Man kann jedenfalls festhalten: Der Coffee-to-go-Becher, der von Balenciaga-Designer Demna übrigens auch als "9 am Clutch" bezeichnet wird, ist die neue It-Bag. Die Indizien häufen sich: In der letzten Show der Marke Balenciaga wippten die Models in übergroßen Sneakern und in Yogahosen über den Asphalt und hielten Coffee-to-go-Becher in den Händen. Popstar Rihanna wiederum wurde mit eins, zwei, drei, vier Louis-Vuitton-Taschen und einem Kaffeebecher für eine Kampagne des Unternehmens fotografiert. Solche vermeintlich authentischen Auftritte von Prominenten zwischen Tür und Angel sind fester Bestandteil der Hollywoodkultur.

Rihanna mit eins, zwei, drei, vier Louis-Vuitton-Taschen und einem Kaffeebecher.
Louis Vuitton

Meist aber verstehen die Kreativchefs Männer als Zielgruppe der edlen Trinkbecher. So verpasste Pharrell Williams, Kreativchef der Männermode bei Louis Vuitton (und selbst ein passionierter Kaffeetrinker) einem männlichen Model einen Becher. Das italienische Modehaus Fendi wiederum bietet eine Tasche an, mit der sich drei Kaffees auf einmal transportieren lassen. Die Farbwahl des Konstrukts erinnert an jene eines Bechers aus Recyclingpapier.

Der Gedankengang der Luxushersteller ist nachvollziehbar, irgendwie. Wenn Männer sich schon nicht zum Kauf einer Handtasche überreden lassen, dann geben wir ihnen doch das, was sie kennen. Und täglich in die Hand nehmen. Die Vorteile des Mehrwegbechers liegen auf der Hand: Er signalisiert Lässigkeit wie Umweltbewusstsein gleichermaßen.

Hingucker bei einer Männermodenschau der Marke Fendi: ein Konstrukt, mit dem sich bis zu drei Kaffeebecher transportieren lassen.
Fendi

Wieso die Mode auf den Kaffee gekommen ist? Das Getränk verbindet – nicht nur Baristas und Kaffee-Conaisseure. Und es beflügelt die Fantasie der Unternehmen. Louis Vuitton eröffnete vor einigen Jahren im Flagshipstore von Osaka ein Café – wo sonst lassen sich shoppingmüde Menschen am besten absetzen? Die schwedische Modekette Arket, die in ihre Stores Café-Bars integriert hat, lud unlängst in London zum Austausch mit einem Hersteller eines Spezialitätenkaffees. Im Jänner schlug die Marke Timberland während der Modewoche im Pariser Café Recto Verso auf.

Und die teuren Kaffeebecher? Hand aufs Herz: Wenn sie sich nicht verkaufen, dann verschaffen sie zumindest Aufmerksamkeit. Und die ist den Luxusmodeunternehmen bekanntermaßen viel wert. (Anne Feldkamp, 28.2.2024)