Oliver Ressler
In Fotocollagen imaginiert der Künstler die grüne Zukunft im Jahr 2050.
Oliver Ressler / Bildrecht, Wien 2024

Der Schlachthof wurde längst geschlossen, der Betrieb des Regionalflughafens eingestellt und die Schnellstraße zur begrünten Radstrecke umgewandelt. Könnte das Jahr 2050 tatsächlich so aussehen? Der Künstler Oliver Ressler denkt bestehende Industrieanlagen in Österreich neu und entwirft grüne Alternativen. Fotocollagen zeigen ehemalige Fabrik- oder Flughafenhallen, die nun von Wald umgeben sind oder als Unterkunft für Geflüchtete genutzt werden.

In seinen Visionen wandeln wir uns in den nächsten 25 Jahren zu einer fleischlosen, CO2-neutralen und klimabewussten Gesellschaft, wodurch das Klima vor seinem Zusammenbruch gerettet werden kann. Der Künstler spricht bewusst nicht von Wandel oder Krise, diese Begriffe seien viel zu harmlos, um die aktuelle Situation zu beschreiben. Das Klima kollabiert, wenn wir nicht handeln – so die Aussage.

Das Belvedere 21 präsentiert in seiner Frühlingsausstellung, die im Rahmen der Klima-Biennale stattfindet, im Erdgeschoß eine Reihe an Arbeiten Resslers, die primär in den letzten Jahren entstanden sind. Unaufgeregt zeigt man darin, wie Aktivismus und Kunst vereinbart werden können.

Insel und ihre Schrecken

Seit den frühen Neunzigern schafft der 1970 geborene Künstler Videoarbeiten sowie Fotoarbeiten zu den Themen Ökonomie, Demokratie, Migration, Klimakrise sowie Widerstandsformen und trifft damit einen Nerv. Seine kritischen Werke waren bereits in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen, 2017 war er auf der Documenta 14 in Kassel vertreten.

Oliver Ressler
Obwohl Oliver Ressler Protest für ein immanent wichtiges Mittel hält, um auf Missstände aufmerksam zu machen, legt er seinen Fokus auf zerstörerische Infrastrukturen.
APA/WOLFGANG HUBER-LANG

Besonders spannend sind jene Projekte, die die Verbindung zwischen politischen, sozialen und ökologischen Aspekten aufzeigen. So in der gemeinsam mit der australischen Filmemacherin Zanny Begg verwirklichten Doku über die pazifische Insel Nauru und deren Geschichte. Ursprünglich reich an Bodenschätzen, wurde der Inselstaat durch den jahrzehntelangen Phosphatraubbau unfruchtbar, heute sperrt die australische Regierung dort Bootsflüchtlinge in ein sogenanntes Auffanglager.

Zusätzlich wird der Inselstaat von dem ansteigenden Meeresspiegel in seiner Existenz bedroht. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis dessen Bewohner selbst zu Klimaflüchtlingen werden. Zahlreiche Zeugen kommen in dem Film zu Wort, das aufgenommene Bildmaterial verschlägt einem den Atem.

Falsche Strategien

Obwohl Ressler Protest für ein immanent wichtiges Mittel hält, um auf Missstände aufmerksam zu machen, legt er seinen Fokus auf zerstörerische Infrastrukturen. Schüttaktionen in Museen oder Klebeproteste im Morgenverkehr bezeichnet er als "strategisch falsch", auch wenn er selbst weder ein Auto noch einen Führerschein besitzt. Für den Künstler liegt das Problem bei den transnationalen Konzernen, die das Klima maßgeblich schädigen, wie einige seiner Arbeiten aufzeigen. Die Ausstellung stellt drängende Fragen: Wie werden wir künftig leben? Wie heizen, wohnen, essen?

Sprachlos von all der Prägnanz und Urgenz gemacht, übersieht man fast die nüchterne und wenig ansprechende Gestaltung der Schau. In diesem Fall scheint dies jedoch egal, so bleibt dem Publikum genug Platz für das wirklich Wesentliche. (Katharina Rustler, 2.3.2024)