Die Einladung des Theaterregisseurs Paulus Manker zum ORF-"Kulturmontag" am Montagabend um 22.30 Uhr auf ORF 2 sorgt bereits vor der Ausstrahlung für Kritik. "Das ist ein Schlag ins Gesicht von allen, die sich getraut haben, über die Erlebnisse zu sprechen", sagt die Regisseurin Katharina Mückstein. Sie wird auch in der NDR-Dokumentation "Gegen das Schweigen" interviewt, die schwere Vorwürfe gegen den Regisseur erhebt.

Über die Arbeitsweise Mankers geben außerdem Schauspielerinnen und Schauspieler Auskunft, sie sprechen von Beschimpfungen und Beleidigungen. Darstellende berichten in der Doku auch von körperlichen Übergriffen. Im "Kulturmontag" soll Manker nun zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Ebenfalls eingeladen ist Meike Lauggas, we_do-Coachin.

"Geht's noch?"

Für die Dokumentation sprachen Kira Gantner und Zita Zengerling mit mehr als 200 Personen. 70 davon haben eidesstattliche Erklärungen zu Übergriffen hinter Filmsets und Theaterbühnen abgegeben, 40 davon traten selbst vor die Kamera.

"Geht's noch?", fragt die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger auf X: "Wer kommt auf die absolute Schnapsidee, Paulus Manker zum Thema Gewalt und Machtmissbrauch im @ORF-Kulturmontag eine Bühne zu bieten, statt die NDR-Doku zu zeigen?"

Der ORF dazu: "Es ist ein wichtiges Thema, dem sich der ORF in allen Aspekten journalistisch nähert. Dass der ORF dabei ausführlich die Seite der Betroffenen aufzeigt – sofern sie das wünschen –, steht außer Frage. Deshalb werden die Stimmern der Betroffenen in der aktuellen 'Kulturmontag'-Ausgabe im Beitrag zu hören sein." Außerdem werde Paulus Manker im Studio "auf einen mit der Thematik befassten Gast treffen. Dass man auch dem Beschuldigten die Möglichkeit gibt, sich zu äußern, liegt auch innerhalb der journalistischen Sorgfaltspflicht.“

Zur Frage, ob bzw. wann der ORF die Doku zeigen wird, gab es vorerst keine Information. Fragen des STANDARD zur Causa ließ Paulus Manker unbeantwortet. (Doris Priesching, 4.3.2024)