Die Crystal Cabin Awards zählen zu den renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der Flugzeugkabineninnovation. Jährlich werden im Rahmen einer Gala die besten Ideen prämiert, die versprechen, das Fliegen komfortabler, nachhaltiger und fortschrittlicher machen. Heuer werden die Trophäen am 28. Mai vergeben. Schon jetzt wurde die Shortlist, insgesamt 72 Einreichungen aus aller Welt, präsentiert. Wir haben uns ein paar davon angesehen.

Fly-Buddy Hub von Ameco: mehr Komfort für die Economy Class.
Fly-Buddy Hub von Ameco: mehr Komfort für die Economy Class.
Ameco

Auf einem langen Flug entspannt sitzen oder liegen, im Team zusammenarbeiten oder mit der Familie spielen und Filme schauen – das soll auch in der Economy Class möglich werden: Ameco stellt mit dem Fly-Buddy Hub ein vielseitiges, soziales Sitzkonzept vor, in dem sich sechs Passagiere gegenübersitzen können. Durch das modulare Design soll ein vielseitiger Raum mit umwandelbaren Sitzen und Betten, Klapptischen, einem aufrollbaren Bildschirm und intelligenten Trennwänden geschaffen werden.

Eine Wellbeing Zone für Ultralangstreckenflüge will Qantas Airways anbieten. Entworfen wurde sie von Diehl Aviation.
Eine Wellbeing-Zone für Ultralangstreckenflüge will Qantas Airways anbieten. Entworfen wurde sie von Diehl Aviation.
Diehl Aviation

Beim Fliegen Entspannung verschaffen möchte auch Qantas Airways. Mit seinem Projekt Sunrise wird die Gesellschaft Ende 2025 Nonstopflüge von Sydney und Melbourne nach London und New York anbieten. Um solche Ultralangstreckenflüge angenehmer zu machen, hat das Unternehmen Diehl Aviation für den Airbus A350 eine Wellbeing-Zone entworfen. Sie soll für Reisende aller Klassen zugänglich sein und Raum für ein geführtes Trainingsprogramm auf Bildschirmen anbieten. Eine Trinkstation und eine Reihe von gesunden Snacks, um die lange Reisezeit von bis zu 20 Stunden zu meistern, soll es auch geben.

Die Passagiere stapeln möchte Zephyr Aerospace. Das soll kein Nachteil sein, heißt es, im Gegenteil.
Die Passagiere stapeln möchte Zephyr Aerospace. Das soll kein Nachteil sein, heißt es, im Gegenteil.
Zephyr Aerospace

Privatsphäre und die Möglichkeit, im Liegen zu schlafen: Diesen von vielen Passagieren ersehnte Komfort soll der Zephyr-Sitz des Unternehmens Zephyr Aerospace in der Premium Economy Class liefern. Er sei der weltweit erste flache Flugzeugsitz für Langstreckenflüge in dieser Klasse mit direktem Zugang zum Gang und kompletter Privatsphäre für jeden Reisenden, heißt es. Durch das gestapelte Design des Sitzes könne jeder Zephyr-Sitz ohne Verlust an Sitzplatzdichte eingebaut werden, verspricht das Unternehmen.

First Class in der der neuen A350-1000 von Japan Airlines.
First Class in der neuen A350-1000 von Japan Airlines.
Japan Airlines

Die Kabineninnenraumgestaltung des neuen A350-1000, einer Kooperation zwischen Japan Airlines, der britischen Design-Agentur Tangerine, Safran Seats und Recaro Aircraft Seating, soll allen Klassen an Bord zugutekommen. In der Business- und First Class sollen Reisende das erste kopfhörerlose In-flight-Entertainment-Systems mit Lautsprechern im Sitz genießen können. In der First Class gibt es zudem einen Essbereich für drei Personen sowie einen Sitz, der in ein extra breites Bett verwandelt werden kann. In der Premium Economy sollen Passagiere ihre Sitze elektrisch verstellen können, sowie die Möglichkeit haben, eine feste Trennwand zwischen den Sitzen in der Mitte der Kabine für mehr Privatsphäre hochzuziehen.

Barrierefreiheit für möglichst viele Passagiere

Bei den Konzepten für barrierefreies Reisen zeichnet sich bei den diesjährigen Einreichungen vor allem ab, dass unterstützende auditive, visuelle, kognitive und motorische Funktionen Flugreisen möglichst vielen Passagiere zugänglich und angenehm machen soll. So kommt das Wheelchair Space and Securement System (WSSS) der Universität Virginia Tech in Kooperation mit Boeing, All Wheels Up und Collins Aerospace Fluggästen mit eingeschränkter Mobilität zugute, indem es den notwendigen Platz für die Sicherung von Rollstühlen in anpassungsfähige Economy-Sitze integriert.

Inklusives Design: Adapt von Collins Aerospace
Inklusives Design: Adapt von Collins Aerospace
Collins Aerospace

Die digitale Flugerlebnissteuerung Adapt von Collins Aerospace verfolgt die Philosophie des inklusiven Designs indem sie es Passagieren ermöglicht, ihr Mobiltelefon mit ihrem Sitz zu verbinden. Das Gerät des Passagiers kommuniziert mit allen aktiven Sichtsensoren wie der Sitzsteuerung, In-flight Entertainment-Bedienelementen sowie mit der Crew und ermöglicht Spracherkennung oder die Erkennung US-amerikanischer Gebärdensprache (ASL).

Der Access Beam von Airbus soll die erste Lösung für einen temporären Umbau der Flugzeugkabine während des Boden-Turnarounds für den Transport von Personenrollstühlen sein, verspricht der Hersteller. Er biete Fluggesellschaften maximale Flexibilität und Passagieren im Rollstuhl Sicherheit und Komfort für das Fliegen im eigenen Rollstuhl, heißt es.

Das Wheelchair Space and Securement System (WSSS) der Universität Virginia Tech in Kooperation mit Boeing, All Wheels Up und Collins Aerospace kommt Fluggästen mit eingeschränkter Mobilität zugute.
Das Wheelchair Space and Securement System (WSSS) der Universität Virginia Tech in Kooperation mit Boeing, All Wheels Up und Collins Aerospace kommt Fluggästen mit eingeschränkter Mobilität zugute.
Virginia Polytechnic University

Safran Passenger Innovations (SPI) wiederum hat in Kooperation mit Air New Zealand und Virgin Atlantic ein In-flight Entertainment-Produkt entworfen, das es Passagieren mit auditiven, visuellen, kognitiven und motorischen Beeinträchtigungen ermöglichen soll, Bordunterhaltung zu genießen. Und M-SAAVE ist ein interdisziplinäres studentisches Projektteam an der University of Michigan, das sich für humanitäre Anwendungen der Luft- und Raumfahrttechnik einsetzt. Unter der Leitung von Collins Aerospace hat es ein Sicherungssystem für Passagiere mit eingeschränkter Mobilität entwickelt. So können Passagiere für die Dauer eines kommerziellen Fluges im eigenen Rollstuhl sitzen bleiben.

Die Entwicklung umweltfreundlicher Flugzeugkabinen sei eine enorme Herausforderung: Während die Ingenieurinnen und Ingenieure strenge Sicherheitsprotokolle einhalten müssen, hat sich die Branche verpflichtet, nach neuen Wegen suchen, um Emissionen zu reduzieren, mehr recycelte Materialien zu verwenden und die Schadstoffbelastung bei der Herstellung zu verringern.

Mehr Nachhaltigkeit

Ein möglicher Weg sind Gewichtseinsparungen: Diese wirken sich in der Kabine direkt auf die Emissionen aus, da der Kraftstoffverbrauch sinkt. Gleich mehrere Projekte bieten 2024 erhebliche Gewichts- (und damit Emissions-)Einsparungen an. Sie stammen unter anderem Firmen wie Zotefoams, Collins Aerospace, Diehl Aviation, Safran Cabin und einem Konsortium unter der Leitung der Hamburger Firma Comprisetec. Unter den Ansätzen zur Gewichtsreduzierung befinden sich ultraleichte Schaumstoffisolierungen, neue Fertigungstechniken, die weit weniger Material verbrauchen, Innenverkleidungen auf Harzbasis, Verankerungspunkte an der Decke für Sitzplätze, die Gepäckfächer ersetzen, und Wasserspender, die Gewicht sparen, indem sie Wasserflaschen an Bord ersetzen.

Airbus will bei den Businessclass-Sitzen mehr recycelte Materialien verwenden.
Airbus

Auch die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien bieten Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen der Luftfahrt zu verringern. Die C-Suite Circular Business Class von Airbus beispielsweise basiert auf der Verpflichtung, in ihren Businessclass-Sitzen mehr recycelte Materialien zu verwenden als bei früheren Angeboten. Der führende Sitzhersteller Recaro macht ein ähnliches Versprechen mit seinem R-Sphere-Konzept, bei dem gebrauchte und wiederverwertete Materialien im Vordergrund stehen. Gen Phoenix hat in Zusammenarbeit mit Sabeti Wain Aerospace & Doy Design einen Sitzbezug vorgestellt, der aus einem speziellen, zu 100 Prozent recycelten Stoff hergestellt wird. Aircraft Cabin Modification wiederum hat es geschafft, die erste hundertprozentige Naturfaser zu entwickeln, die für Flugzeugkabinen zertifiziert ist. (max, 4.3.2024)