Als der damalige Intendant der Klassikfestspiele Erl, Gustav Kuhn, 2018 den Schritt in ein ORF-Studio wagte, um dort die gegen ihn erhobenen Missbrauchsvorwürfe zu entkräften, ging der Schuss nach hinten los. Kuhn stolperte und stammelte, verstrickte sich in Widersprüche. 2019 stellte die Gleichbehandlungskommission des Bundeskanzleramts fest, dass es "zweifelsfrei zu sexuellen Belästigungen" durch Kuhn gekommen sei, strafrechtlich blieb wegen Verjährung letztlich dennoch nichts übrig.

Paulus Manker war am Montag in der Sendung "Kulturmontag" zu Gast.
Screenshot ORF

Kuhn wurde damals bei Armin Wolf in der "ZiB 2" in die Mangel genommen. Der im medialen Auftritt weitaus versiertere Theatermacher Paulus Manker, gegen den in einer aktuellen Doku des NDR Vorwürfe wegen aggressiven Verhaltens bis hin zur körperlichen Tätlichkeit gegenüber seinen Schauspielern erhoben werden, durfte hingegen der Einladung ins weitaus gediegenere ORF-"Kulturmontag"-Studio folgen.

Moderator Peter Schneeberger tat dort zwar sein Bestes, um den Medienprofi nicht zu billig davonkommen zu lassen, Kritik an der Einladungspolitik, etwa vonseiten der grünen Mediensprecherin Eva Blimlinger, gab es aber bereits im Vorfeld.

Zynismus und Bestürzung

Manker wurde zudem mit Meike Lauggas von der Beratungsstelle "#we_do" für Missbrauch in der Filmbranche zusammengespannt, bei der er sich – reichlich zynisch – gegen Ende hin noch erkundigen konnte, ob diese denn auch für den Theaterbereich, also ihn, arbeite.

Mankers Verteidigungsstrategie folgte einer altbewährten Losung: ein Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück. MeToo bezeichnete er als "ehrenhafte und wichtige Bewegung", zudem sei er "bestürzt" über die Vorwürfe. Diese würden aber entweder nicht stimmen oder zu lange zurückliegen, als dass er sich noch daran erinnern könne.

Paulus Manker und
Paulus Manker und "we_do" Coachin Meike Lauggas waren Montagabend bei Peter Schneeberger zu Gast.
Sreenshot: ORF-TVThek

Ob er Fehler gemacht habe? "Sicher!" Ob er künftig anders arbeiten werde? "Ich werde darüber nachdenken." Und dann kommt stets ein großes Aber: Die Vorwürfe würden von "Blockwarten", "Kleingeistern" und "AMS-Zombies" geäußert, ätzt Manker. Schließlich trotzig-drohend: Er werde sich in Zukunft "gut überlegen", wen er engagiere, "damit mir das später nicht auf den Kopf fällt". Ein Schritt nach vorne und zwei zurück.

Ob Manker, dem seit Jahrzehnten ein Ruf als Regietyrann vorauseilt, seinen Theater-Dauerbrenner "Alma" irgendwann allein wird stemmen müssen, wird sich zeigen. Eigenwerbung jedenfalls war dieser Auftritt keine. (Stefan Weiss, 5.3.2024)