Claudia Plakolm bei einer Pressekonferenz mit Zivildienern und ihren Klientinnen
Plakolm absolvierte ihre Pressekonferenz zum Zivi-Jubiläum gemeinsam mit Zivildienern und deren Klientinnen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Vor 50 Jahren, am 6. März, 1974, wurde im Parlament das Zivildienstgesetz beschlossen – und damit die Möglichkeit zu einem Wehrersatzdienst. Damals sprach man bei den ersten Zivildienern noch von "Wehrdienstzersetzern", sagte Claudia Plakolm, Jugendstaatssekretärin von der ÖVP und auch für die Zivildienstagenden zuständig, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Seither haben sich knapp 425.000 junge Männer für den "Zivi" statt den Grundwehrdienst entschieden. Und seither habe sich die zivile Alternative zum Bundesheer "vom ungeliebten Stiefkind zum Headhunter für den Sozialbereich entwickelt", sagte Plakolm. Zivildiener seien eine tragende Säule im Sozialsystem, "helfende Hände in der Pflege, Kameraden bei der Rettung und den Feuerwehren, Zuhörer und gleichzeitig Geschichtenerzähler, Spielkameraden und jemand zum 'An-der-Hand-Nehmen'".

45 Prozent machen Zivildienst

Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht hatte es länger gedauert, bis ein Zivildienst etabliert war, der fortan aus Gewissensgründen als Wehrersatzdienst geleistet werden konnte. Konkret bis zum 1. Jänner 1975, als das im März zuvor beschlossene Gesetz in Kraft trat. Bis dahin gab es nur die Option, einen Dienst ohne Waffe beim Bundesheer zu leisten. Im ersten Jahr entschieden sich 344 junge Männer für den Zivildienst. Zum Vergleich: Im bisherigen Rekordjahr 2017 traten knapp 15.000 Zivildiener ihren Dienst an.

Im Schnitt sind es mittlerweile rund 14.000 junge Männer pro Jahr. Einen rasanten Aufschwung bei den Zahlen brachte die Abschaffung der sogenannten Gewissensprüfung: Bis 1992 musste vor einer eigenen Kommission glaubhaft dargelegt werden, dass der Dienst an der Waffe eben aus Gewissensgründen abgelehnt wird. Damals stieg die Zahl der Zivildiensterklärungen sprunghaft von 4.573 auf 12.039 an. Heute entscheiden sich im Schnitt rund 45 Prozent der Wehrpflichtigen für den "Zivi".

Meiste Zivis im Rettungswesen

Geändert hat sich auch die Dauer des Zivildiensts: Beim Start waren es acht Monate, mit Abschaffung der Gewissensprüfung wurden es zunächst elf, später zwölf Monate. Heute hat sich die Dauer bei neun Monaten inklusive zwei Wochen Urlaub eingependelt.

40 Prozent der Zivildiener sind heute im Rettungswesen beschäftigt. Dahinter folgen Sozial- und Behindertenhilfe sowie Altenbetreuung. Zivildiener sind aber unter anderem auch in Spitälern, Kindergärten, in der Flüchtlingshilfe, im Katastrophenschutz, in der Jugendarbeit oder im Umweltschutz tätig. Über Österreich verteilt ist das Interesse am Zivildienst in Wien am größten, gefolgt von Oberösterreich. Die mit Abstand wenigsten Zivildiener gibt es im Burgenland.

Sie werde die Wirtschaftsuniversität Wien mit einer Studie beauftragen, die die Wirkung des Zivildienstes untersuchen soll, kündigte Plakolm am Dienstag an. Dies sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch hinsichtlich der Wirkung auf die Zivildiener und deren weiteres Fortkommen. Erste Ergebnisse sollen im Juli vorliegen, die komplette Studie dann im Oktober. (tschi, APA, 5.3.2024)