Der Film
Der Film "Sultana's Dream" von Isabel Herguera ist von der gleichnamigen Kurzgeschichte von Rokeya Hossain aus dem Jahr 1905 inspiriert. Die feministische Sci-Fi-Utopie handelt von einem Ort, an dem Frauen dank modernster Technologie das Sagen haben.
Sultana's Dream/Isabel Herguera

Eine Meerjungfrau, die sich in eine wunderschöne Transfrau verwandelt. Ein Kindergeburtstag, der im Kreise lebensgroßer Barbiepuppen gefeiert wird. Ein gegenüber seiner Freundin besitzergreifender Partner, der zum Kannibalen mutiert. Die rund 160 Kurzfilme, die beim Festival Tricky Women Tricky Realities gezeigt werden, erkunden ungewohnte Facetten des Menschlichen.

Im Rahmen dessen verwandeln sich unterschiedliche Locations in Wien von 6. bis 10. März in feministische Lichtspielhäuser. Frauen und Kunstschaffende, die sich keinem binären Geschlecht zuordnen, experimentieren in Animationsfilmen mit diversen Lebensrealitäten und transferieren Themen wie Erwachsenwerden, Selbstfindung, Gewalt gegen Frauen, Gleichberechtigung oder Sexismus ins Filmische.

Fischschwänze und toxische Beziehungen

Da ist zum Beispiel Regisseurin Cynthia Calvi, die im Kurzfilm Gigi das Märchen der kleinen Meerjungfrau neu erzählt. Der Fischschwanz symbolisiert die subjektiv empfundene Andersartigkeit: Geboren als Junge muss Gigi sich den Weg durch Fremdzuschreibungen und Geschlechterstereotype bahnen, um als strahlende, entfesselte Frau zu erblühen.

Electra von Daria Kashcheeva zeigt eindringlich die seelischen Verletzungen, die ein Mädchen an ihrem 10. Geburtstag erlitt sowie die Konsequenzen für ihr Körperbild. Realität und Traumbilder stellen das Spannungsfeld aus patriarchalen Strukturen, einseitigem Frauenbild und sexualisiertem Spielzeug überspitzt dar. In Sweet Like Lemons rückt Jenny Jokela eine belastende, die eigene Persönlichkeit überschattende Beziehung in den Vordergrund. Die Regisseurin illustriert aber auch das Ausbrechen daraus.

Großteils im Metro-Kino

Eröffnet wird am Mittwochabend um 19.30 Uhr mit einer Opening-Party im Gartenbaukino. Die ersten Filme sind am Donnerstag ab 17 Uhr im historischen Saal des Metro-Kinos zu sehen. Hier ist der spanischen Regisseurin Isabel Herguera am Sonntag ab 16 Uhr eine rund einstündige Retrospektive gewidmet, die acht ihrer Animationsfilme zeigt. Mit ihrem knapp 90-minütigen Werk Sultana’s Dream rund um eine feministische Sci-Fi-Utopie findet sich auch ein längerer Animationsfilm im Festivalprogramm (7.3. um 20 Uhr, 9.3. um 16 Uhr).

Einen solchen steuerte zudem Katrin Rothe bei: In Johnny & Me. Eine Zeitreise mit John Heartfield bringt sie die frustrierte Grafikdesignerin Stefanie per Zeitreise in Kontakt mit dem deutschen Künstler John Heartfield und lässt sie die Macht von Kunst erfahren (9.3. um 18.30 Uhr, 10.3. um 13.30 Uhr). Das Programm steht in Auszügen ebenso online zur Verfügung.

In
In "Sweet Like Lemons" verleibt sich ein Mann seine Freundin im wahrsten Sinne des Wortes ein.
Sweet Like Lemon/Jenny Jokela

Für die beeindruckendsten Animationsfilme werden Preise verliehen. Der Verleihung kann man am Sonntag um 20 Uhr im Metro-Kino beiwohnen. Begleitende Ausstellungen und Künstlergespräche, zum Beispiel in der Brunnenpassage oder im Bildraum 07 in der Burggasse, runden das Veranstaltungsangebot ab.

Auch in Wels geht ein Filmfestival über die Leinwand. Female Tracks widmet sich von 7. bis 11. März der Sorgearbeit. Weiyena – Ein Heimatfilm (Regie: Weina Zhao, Judith Benedikt) handelt in diesem Zusammenhang beispielsweise von der herausfordernden Suche nach der Identität. Diese wird Protagonistin Weina durch die östlichen und westlichen Einflüsse in ihrer Familie erschwert (8.3. um 18 Uhr, Programmkino Wels). (Patricia Kornfeld, 6.3.2024)