Lucas Braathen ballt die Fäuste
Lucas Braathen freute sich im März vor einem Jahr über den Gewinn der Slalom-Weltcupkugel. Im Oktober schockte er mit seinem Rücktritt die Branche.
APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE

Ende Oktober erklärte Lucas Braathen in einem noblen Hotel in Sölden seine Karriere völlig überraschend für beendet. Mit Tränen in den Augen sprach der Rennläufer von Einschränkungen durch den norwegischen Skiverband, den Rücktritt interpretierte Braathen daher als Befreiung.

Nun, etwas mehr als vier Monate später, deutet vieles darauf hin, dass Braathens Karriere nicht vorbei ist, sondern bloß pausierte. Der 23-Jährige lädt am Donnerstag, in den Hangar-7 am Flughafen Salzburg zu einem Pressetermin. Er möchte ein "Update über seine Zukunft im Skisport" geben.

Die Skiszene geht davon aus, dass er ein Comeback verkünden wird – und einen Wechsel zum brasilianischen Skiverband. Braathen hat eine brasilianische Mutter und ist Doppelstaatsbürger. Das berechtigt ihn, eine Lizenz beim brasilianischen Skiverband zu lösen, um an internationalen Skirennen teilnehmen zu dürfen. Während einer Saison bekommt er solch eine Lizenz nur, wenn der alte, abgebende Verband – in Braathens Fall also der norwegische – einem Nationenwechsel zustimmt. Tut er das nicht, muss Braathen eine Saison pausieren, ehe er für Brasilien starten darf. Da er in diesem Winter kein Rennen bestritt, wäre der Weg frei. Wenn der norwegische Verband dem Wechsel nicht zustimmt, würde Braathen allerdings Fis-Ranglistenpunkte verlieren. Dann müsste er in der kommenden Saison mit hohen Startnummern beginnen.

Warum wurde es Braathen in Norwegens Skiverband zu bunt? Sein Rückzieher von Sölden brachte eine Diskussion um Persönlichkeits- und Vermarktungsrechte an die Öffentlichkeit, die in Norwegen schon seit vielen Jahren läuft. Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde zeichnete zuletzt in einem Interview das Bild eines Verbands, in dem Kommunikation und Mentalität zu sehr "von oben herab" geschehen.

Werbung auf der Stirn

Kilde, aktuell schwer verletzt, stellt gar sein Comeback infrage, wenn sich die Zustände im Verband nicht bessern. Die Profis werden in ihrer Geschäftstüchtigkeit eingeschränkt, dürfen kaum für Marken werben, die nicht auch den norwegischen Verband sponsern. Henrik Kristoffersen klagte den Verband einmal auf Schadenersatz in Millionenhöhe, weil die Werbeflächen auf den Helmen der Athleten bereits an Sponsoren vermietet wurden. Üblicherweise ist die Fläche über der Stirn für Aktive die lukrativste. In Österreich darf jeder Profi selbst entscheiden, welches Logo auf dem Helm kommt. Kristoffersens Prozess war vergebens.

"Wenn dein eigenes Image, deine Reichweite größer wird als die deines Verbands, bekommt er ein Problem mit dir", sagte die ehemalige Gesamtweltcupsiegerin Tina Maze dem STANDARD nach Braathens Ankündigung im Oktober. Zuletzt war Braathen bei den Weltcuprennen in Kitzbühel als Zuschauer vor Ort, bei einer Rahmenveranstaltung legte er in einem Klub auf. Sein Ski-Comeback ist noch nicht fix. Alles sei offen, sagte Anders Pettersson, der Präsident des brasilianischen Skiverbands, dem norwegischen öffentlichen Rundfunk. In Kitz trug Braathen übrigens einen Helm im Design von Red Bull. (Lukas Zahrer, 7.3.2024)