Drogen Österreich Drogentote
Sichergestellte Drogen nach einem Polizeieinsatz in Wien
APA/LPD Wien

Der Todesfall eines 14-jährigen Mädchens, das am Dienstag in Wien-Simmering leblos aufgefunden wurde, wirft viele Fragen auf. Mittlerweile ist klar, dass sie an einer Medikamentenüberdosis gestorben ist. Im Körper der jungen Frau seien laut Polizei Rückstände von Substanzen gefunden worden.

Der Fall erinnert an einen ähnlich gelagerten, der sich vor kurzem ereignete: Im Dezember wurde eine 16-Jährige tot in der Wohnung eines 54-Jährigen aufgefunden. Auch hier ergab die Obduktion keine Anzeichen von Fremdverschulden. In der Wohnung wurden Substanzen gefunden, der Mann gab zudem an, dass sie gemeinsam Drogen konsumiert und einvernehmlichen Sex gehabt hätten. Das Landeskriminalamt nahm damals Ermittlungen auf.

Drogenbericht zeigt "bedenkliche Entwicklung"

Beide Fälle passen auch in das Stimmungsbild, das im "Bericht zur Drogensituation in Österreich" gezeichnet wird. Veröffentlicht wurde der jährlich im Auftrag der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht und des Gesundheitsministeriums erstellte Bericht des nationalen Forschungsinstituts Gesundheit Österreich Anfang Februar. Darin wird eine "bedenkliche" Entwicklung festgehalten: Die Zahl der Todesfälle durch den Konsum illegaler Drogen ist demnach seit Beginn der Messungen im Jahr 2003 auf einem Höchststand. 248 Personen starben im Jahr 2022 an einer Überdosierung, meist durch eine Mischung aus Opioiden und anderen Drogen – etwa Alkohol oder Psychopharmaka. Besonders auffällig: Darunter finden sich zu mehr als einem Viertel mittlerweile Jugendliche, die jünger sind als 25 Jahre.

Im Bereich illegaler Drogen zeigt sich demnach zwar kaum Veränderungen im Konsumverhalten, allerdings ist eine Zunahme tödlicher Überdosierungen und auch eine Zunahme des Anteils junger Verstorbener zu beobachten. 2018 lag dieser noch bei 18 Prozent, im vergangenen Jahr war über ein Viertel (27 Prozent) aller Drogentoten unter 25 Jahren.

"Wahlloser" Konsum

Martin Busch, Leiter des Kompetenzzentrums Sucht bei der Gesundheit Österreich, hält fest, dass die derzeitige Datenlage keine exakte Interpretation der Ursachen erlaube. Er zählt ein Bündel an mögliche Erklärungen für diese Entwicklung auf: Einerseits führt er mögliche Nachwirkungen der Corona-Pandemie an, also psychosoziale Auswirkungen wie etwa Einsamkeit und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Unterstützungs- oder Hilfsangeboten. Andererseits sieht er eine weitere mögliche Ursache in der gestiegenen Reinheit der Substanzen, die auch das Risiko für Überdosierungen erhöhe. Auch die Tatsache, dass Jugendliche zuletzt vermehrt Opioide konsumieren, könne öfter zu Todesfällen führen. Denkbar sei zudem, dass viele der betroffenen Jugendlichen bisher noch keinen Kontakt zu den Suchtberatungsstellen hatten.

Dass die Pandemie das Konsumverhalten von Jugendlichen verändert habe, befanden auch Expertinnen und Experten bei einem Kinder- und Jugendpsychiatriekongress zu Beginn des Jahres in Innsbruck. Demnach würden Junge zunehmend "wahllos" zu Drogen greifen, konsumierten "das gerade Verfügbare" und tendierten damit zu einem "gefährlichen Mischkonsum", wie auf dem Kongress ausgeführt wurde. (lhag, giu, 7.3.2024)