Das Wiener Lorenz-Böhler-Spital wird bis Anfang April abgesiedelt. Nur eine Erstversorgungsambulanz wird am Standort verbleiben.
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Rund um die geplante Absiedelung des Wiener Lorenz-Böhler-Spitals bis Anfang April gibt es von Seiten des Krankenhauses nur eine äußerst spärliche Krisenkommunikation. Mehrere Anfragen des STANDARD, wie es nun mit den geplanten Operationen in der Einrichtung am Standort Brigittenau weitergeht, blieben vorerst unbeantwortet. Stellungnahmen zu diesem Thema wurden aber von der AUVA via Facebook veröffentlicht. Dort hieß es in einem aktuellen Eintrag von vergangenem Samstag: "Sämtliche derzeit geplante Operationen finden auch statt, der überwiegende Teil davon an unserem Standort Meidling." Anfang der Woche wurde von der AUVA in einem weiteren Eintrag auch von "Fakten gegen Fake News" gesprochen: Diese seien nötig, weil rund um das Böhler-Spital eine Vielzahl an Meldungen kursiere, "von denen sehr viele leider nicht der Realität entsprechen".

Video: Personal demonstrierte vor Lorenz-Böhler-Spital.
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Unfallchirurg Heinz Brenner, der stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Böhler-Spital ist, wies hingegen bereits am Montag im Gespräch mit dem STANDARD darauf hin, dass einige geplante Operationen nicht stattgefunden hätten. Am Mittwoch übten auch Patientenvertreter massive Kritik, wonach von einer Aufrechterhaltung eines Normalbetriebs keine Rede sein kann: Es gebe Operationsabsagen ohne neue Terminnennung. Mittwochnacht veröffentlichte die AUVA, erneut via Facebook, einen neuen Eintrag. Darin hieß es nun erstmals: "Zurzeit wird noch ein Großteil der geplanten Operationen am Standort Brigittenau durchgeführt. Vereinzelt müssen aber Operationen verschoben werden." Die Information über neue Termine für betroffene Patientinnen und Patienten sei demnach auch abhängig davon, wann auch der Betrieb an den Übergangsstandorten aufgenommen werden kann.

Wie berichtet, sollen vorübergehend das Traumazentrum Wien-Meidling der AUVA sowie das AKH Wien für Operationen und weitere stationäre Leistungen einspringen. Dafür sollen ganze Teams vom Lorenz-Böhler-Spital bis Ende 2024 in die beiden Einrichtungen wechseln. Der Abschluss der wesentlichen Planungen soll laut AUVA bis Ende dieser Woche stehen. Erik Lenz, Vorsitzender des Zentralbetriebsrats, kritisierte aber am Donnerstag im Gespräch mit dem STANDARD, dass bereits eine Namensliste an den Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) mit den Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die künftig ins AKH wechseln werden, übermittelt wurde. "Unsere Betriebsräte wurden davon aber noch nicht informiert, uns wurden auch diese Listen nicht gegeben", sagte Lenz.

Am Mittwoch fand vor dem Böhler-Spital eine Protestaktion des Krankenhauspersonals statt.
Heribert Corn

Erste Einschulungen im AKH diese Woche

Konkret sollen in diesem Jahr etwa 1.800 akute Operationen in das Unfallkrankenhaus (UKH) Meidling sowie in das AKH verlagert werden. Im AKH sollen dazu nach STANDARD-Informationen eine Normalpflegestation mit 23 Betten sowie zwei OP-Säle zur Verfügung gestellt werden. Durchgeführt werden können im AKH rund 900 Operationen. Die weiteren 900 akuten OPs sollen demnach nach Meidling kommen. Noch unklar und nicht kommuniziert ist, wo die planbaren Operationen aus dem Lorenz-Böhler-Spital hinverlagert werden. Die Rede ist noch von rund 1.200 planbaren Behandlungen in diesem Jahr.

Eine Sprecherin des Wigev wies darauf hin, dass aktuell noch intensive Gespräche mit der AUVA stattfinden würden. Noch seien nicht alle Fragen zur Übersiedlung der Böhler-Teams mit allen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen geklärt. Weil das Lorenz-Böhler-Spital bereits Anfang April schließen soll, müssen die AUVA-Teams rasch eingeschult werden, um sich auf allen Ebenen auch im AKH zurechtzufinden und dort operieren zu können. Mit dem Start der ersten Einschulungen soll "noch diese Woche gestartet werden", sagte die Wigev-Sprecherin dem STANDARD.

Die rasche Absiedelung des Böhler-Spitals ist laut AUVA notwendig geworden, weil ein aktuelles Brandschutzgutachten erhebliche Mängel aufzeigte. Vorerst könne das Spital aber weiterhin von Rettungen für Akutfälle angefahren werden. Die Versorgung von Arbeitsunfällen sei "bis zum endgültigen Umzug weiterhin aufrecht". Der Standort ist vorübergehend feuerpolizeilich gesichert: Die Feuerwehr ist mit einer sechsköpfigen Besatzung vor Ort stationiert. (David Krutzler, 7.3.2024)