Bürgermeisterkandidat der KPÖ Plus, Kay-Michael Dankl am Weg zur Stimmabgabe bei den Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen in Salzburg am Sonntag, 10. März 2024
Brachte zur Stimmabgabe den Nachwuchs mit: Salzburgs KPÖ-plus-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Richtiges Signal

Politiker oder Politikerinnen, die am Wahltag zur Stimmabgabe schreiten, setzen dabei gern auf die heile Familie. Ehegespons oder Lebenspartnerin samt Kindern, geschneuzt und gekampelt, sind vielfach mit dabei – wohl nicht zuletzt in der Hoffnung auf Fotos, die noch vor Wahlschluss veröffentlicht werden und entsprechend traditionell wirken sollen.

Auch Kay-Michael Dankl, Spitzenkandidat der KPÖ plus in der Stadt Salzburg, kam am Sonntag mit Kind ins Wahllokal. Besser gesagt: mit Baby im Tragetuch. Seine Partnerin war nicht mit dabei. Damit fiel Dankl auf: Politiker, die deklarieren, dass sie sich selbst und von Anfang um ihren Nachwuchs kümmern, sind in Österreich etwas Neues.

Damit ist Dankls Babyauftritt ein positives Signal – egal ob der Linkspolitiker umständehalber oder doch absichtsvoll sein Kind zum Wählen mitgenommen hat. Dankls Stimmabgabeauftritt dokumentiert, dass sich ein moderner Mann mit einem Baby am Körper nicht genieren muss.

Das ist nicht wenig in einem Land, in dem es viele Männer strikt ablehnen, sich ernsthaft und halbe-halbe mit Haushalt und Kinderbetreuung zu beschäftigen. In dem es nach wie vor karrierehemmend ist, eine Familie zu gründen – für Frauen sowieso, aber auch für Männer.

Dies hat, neben traditionellen Rollenbildern, damit zu tun, dass passende Kinderbetreuung nach wie vor oft fehlt: auch ein Thema für Dankl, den Politiker. (Irene Brickner, 11.3.2024)

Seltsame Inszenierung

Es ist das perfekte Bild – genau so, wie wir es uns vorstellen. Der Politiker-Papa ist ganz Familienmensch und tritt deshalb sogar beim Urnengang entsprechend auf. Die Konservativen machen das, wenn sie gemeinsam mit der ganzen Familie in Tracht wählen gehen – ähnlich selbstdarstellend sind die Linken. Perfektioniert hat diesen Auftritt nun in Salzburg Kay-Michael Dankl, der mit dem Kind im Tragetuch zur Wahl ging.

Ein erfolgreicher, charmanter junger Mann, der ein Herz für alle Menschen hat und sich um die Familie kümmert. An diesem an sich perfekten Bild stört nur eines: Es ist nicht echt. Es ist eine plumpe Montage, die in sich selbst zerfällt, wenn man genauer hinschaut.

Dankl sagte, er habe das Kind beim Wahlgang dabei, weil seine Partnerin einen anderen Termin habe. Am bisher vermutlich wichtigsten Tag in Dankls Politkarriere, an einem Sonntag, der schon seit Wochen feststeht, hat seine Partnerin einen nicht verschiebbaren Termin, bei dem sie sich zudem nicht um das Kind kümmern kann? Während ihr Mann, befragt von dutzenden Journalistinnen und Journalisten, vor zig Kameras agierend, die ungeteilte Aufmerksamkeit dem Kind schenken wird?

Die Geschichte ist selbst für eine billige Inszenierung zu dünn und zeigt das Gegenteil von dem Familienbild, das man demonstrieren will. Ganz abgesehen davon, dass das Kind nicht entscheiden durfte, ob es in einem politischen Kontext durch die Medien getragen werden will. (Guido Gluschitsch, 11.3.2024)