Bereits am vergangenen Mittwoch fand vormittags vor dem Lorenz-Böhler-Spital eine Protestaktion des Krankenhauspersonals statt.
Heribert Corn

Das Lorenz-Böhler-Spital in Wien steht wegen massiver Brandschutzmängel vor der vorübergehenden Schließung: Bis April soll der Betrieb abgesiedelt werden, nur eine Erstversorgungsambulanz soll noch auf dem Areal verbleiben. Die Verlagerung der Operationen vom sogenannten AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau auf andere Krankenhäuser soll aber noch schneller vonstattengehen als bisher bekannt: "Operationen werden nach wie vor am Standort Brigittenau durchgeführt, voraussichtlich bis Mitte März", heißt es in einer Stellungnahme der AUVA zum STANDARD. Das bedeutet, dass wohl schon Ende dieser oder Anfang kommender Woche vorläufig Schluss mit OPs im Böhler-Spital sein könnte. "Einige wenige Eingriffe" haben nach Angaben eines AUVA-Sprechers bisher verschoben werden müssen. Die betroffenen Patientinnen und Patienten "haben jedoch bereits einen Ersatztermin erhalten".

Für Akutoperationen einspringen sollen wie berichtet das Allgemeine Krankenhaus (AKH) sowie das AUVA-Traumazentrum Wien-Meidling. Hier geht es um insgesamt etwa 1.800 akute Operationen bis Ende des Jahres, die je zur Hälfte auf die beiden Ausweichspitäler aufgeteilt werden sollen. Für die planbaren Operationen abseits der Akutversorgung hat die AUVA noch keinen konkreten Plan öffentlich gemacht. Der Spitalsträger räumt aber ein, dass man sich "hinsichtlich zusätzlicher Spitalsinfrastruktur zur Abarbeitung von Planoperationen" noch in Gesprächen befinde. Mit wem, geht aus der Stellungnahme nicht hervor. Die AUVA weist darauf hin, dass es keinerlei Leistungseinschränkungen gebe. "Planbare Operationen, die teilweise verschoben werden müssen, werden Schritt für Schritt nachgeholt." Für Patientinnen und Patienten, die für die kommenden Wochen einen OP-Termin im Lorenz-Böhler-Spital hätten und nun mit einer Verschiebung konfrontiert sind, wurde eine Hotline (+43 5 9393-22111) eingerichtet.

Um die Verlagerung der Akutoperationen ins AKH sicherzustellen, sollen ganze Teams aus dem Böhler-Spital übersiedeln. Geplant ist, dass diese dort eine Normalpflegestation mit 23 Betten und zwei OP-Sälen zur Verfügung gestellt bekommen. Allerdings haben die notwendigen Einschulungsmaßnahmen für diese Teams noch gar nicht begonnen, bestätigte eine Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) am Montag dem STANDARD. Im Wigev wird damit gerechnet, dass mindestens eine Einschulungsphase von drei Wochen notwendig sei, bevor von diesen Teams im AKH operiert werden könne.

Vertrauensverlust

Am Montagnachmittag startete ein Treffen zwischen Vertretern der AUVA-Generaldirektion und Mitgliedern des Betriebsrats. Die Fronten sind verhärtet: Die Belegschaftsvertreter kündigten im Vorfeld einen Warnstreik für Mittwoch an. Um diesen noch abzuwehren, müsste die Generaldirektion laut Betriebsrat mehrere Bedingungen erfüllen – darunter ein konkreter Zeitplan bis zur Wiedereröffnung des Böhler-Spitals sowie die Vorlage aller Unterlagen zum Thema Brandschutz, die zu den Absiedelungsplänen geführt haben. Vor der Sitzung erhielt AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart auch eine E-Mail des Zentralbetriebsratsvorsitzenden Erik Lenz. Darin heißt es unter anderem: "Ich schreibe Ihnen dieses Mail im Auftrag unzähliger Mitarbeiter:innen, die mich aufgefordert haben, Ihnen mitzuteilen, dass sie das Vertrauen in die Führung der AUVA und besonders in Sie verloren haben." (David Krutzler, 11.3.2024)