Frau sitzt auf dem Sofa und greift sich auf den unteren Rücken, ihr Gesicht ist schmerzverzerrt
Bei jeder zweiten Frau über 65 Jahren zwickt es regelmäßig im Rücken. Ein Grund dafür ist eine falsche Haltung im Alltag.
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Beim Hinsetzen und Aufstehen zwickt's, und Schuhe anziehen wird zur Herausforderung: Die allermeisten kennen den stechenden Schmerz im Rücken – sei es ein akuter Schmerz wegen einer falschen Bewegung, eine Verspannung oder ein dumpfer, konstanter Schmerz, weil man zu viel oder falsch belastet hat.

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig, und Kreuzweh ist in Österreich längst zur Volkskrankheit geworden, wie eine repräsentative Gesundheitsbefragung der Statistik Austria zeigt: 26 Prozent der Befragten ab 15 Jahren litten in den vergangenen zwölf Monaten unter chronischen Rückenschmerzen, das entspricht umgerechnet etwa 1,9 Millionen Menschen.

"Diese Zahlen zeigen, dass Rückenschmerzen keine Frage des Alters sind. Von Jung bis Alt ist eine frühzeitige Prävention und Behandlung essenziell, um Chronifizierung zu verhindern", betont Richard Crevenna, Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin der Med-Uni Wien.

Wobei: Je älter eine Person ist, desto häufiger treten Beschwerden auf. Bei den unter 60-Jährigen ist jeder Fünfte, bei den über 60-Jährigen mehr als jeder Dritte betroffen. Frauen leiden dabei häufiger unter Kreuzschmerzen als Männer: Jede zweite Frau über 65 Jahren leidet an Rückenschmerzen, bei Männern wird dieser Wert erst ab einem Lebensalter von 80 Jahren erreicht.

Bewegung als wichtigste Präventionsmaßnahme

Ist der Schmerz da, greifen viele erst einmal zu Schmerzmedikamenten als Sofortmaßnahme. Auch Wärme kann die Schmerzen lindern. Ein Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder ein Wärmepflaster aus der Apotheke können die Muskeln im betroffenen Bereich lockern, Verspannungen etwas lösen und so die Schmerzen lindern.

Aber so weit müsste es gar nicht kommen, betont Crevenna. Mit Bewegung kann man den Schmerzen gut vorbeugen: "Bewegung ist eine effektive therapeutische Maßnahme gegen Rückenschmerzen. Es ist wichtig, dass jeder Einzelne versteht, wie vital regelmäßige körperliche Aktivität ist. Sie verbessert nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern wirkt sich auch positiv auf die Prävention und Linderung von Rückenschmerzen aus."

Ursache oft falsche Beckenaufrichtung

Vor allem das Krafttraining ist dabei essenziell. Die Haltemuskulatur im Rumpf spielt in der Prävention und Behandlung von Rückenschmerzen eine besonders entscheidende Rolle: "Um Rückenschmerzen effektiv zu begegnen, müssen wir die Muskulatur an den Oberschenkel-Innenseiten und die Bauchmuskulatur als Gegenspieler zu den Rückenstreckern trainieren und uns unserer ständigen Fehlhaltung bewusstwerden", erklärt Wilhelm Eisner, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Viele Rückenprobleme hätten nämlich ihre Ursache in einer falschen oder fehlenden Beckenaufrichtung. Durch gezieltes Training der Haltemuskulatur und die Korrektur der Beckenaufrichtung, auf die viele nicht achten, kann oftmals ein Großteil der Beschwerden verhindert oder zumindest gelindert werden, ist Eisner sicher. Konkret bedeutet das: "Das Schambein nach oben ziehen, die Bauchmuskeln aktiv nach innen und den Po nach unten ziehen."

Das sorgt in der Folge für eine möglichst gesunde Haltung der Wirbelsäule – so, wie sie eigentlich sein sollte: "Wir kommen mit einer geraden Wirbelsäule auf die Welt, und im Alter wird sie immer mehr gekrümmt", sagt Eisner. Diese immer stärker werdende Krümmung ist nicht nur für Rückenschmerzen verantwortlich, sondern auch für Probleme mit den Hüften. "Die Fehlhaltung ist vielen nicht bewusst. Aber durch Korrektur der Körperhaltung können wir langfristig die Lebensqualität verbessern und die Entstehung von Schmerzen verhindern." (poem, 12.3.2024)