Paris/Berlin - Deutschland, das Land der Dichter und Denker, Frankreich, das Land der Liebe: Das sind romantisch verklärte Bilder, die teilweise noch heute beide Nationen prägen. Beide Länder in all ihren Nuancen zu verstehen, hat sich die Arte-Sendung "Karambolage" zur Aufgabe gemacht - mit viel Witz, herrlich animierten Zeichnungen und viel Erfolg. Denn die Sendung über deutsch-französische Eigentümlichkeiten gibt es mittlerweile seit 20 Jahren.

Den runden Geburtstag feiert Arte mit einem Jubiläumsprogramm. Auch ein Best-of der kulturellen Besonderheiten der Franzosen und Deutschen ist mit dabei. Die "Hit-Liste der Eigenarten und Kuriositäten wird zwischen dem 24. und 31. März enthüllt. Jeweils am Samstag um 19.30 Uhr auf arte.tv, Youtube und bei Arte-Accounts in sozialen Netzwerken.

Seit 2004 wurden mit rund 700 Sendungen und 2.000 Themen die kleinen und großen Unterschiede zwischen den Deutschen und den Franzosen humorvoll beleuchtet - jenseits von Stereotypen und Klischees. Dabei vergleicht und hinterfragt die 15-minütige Wochensendung so ziemlich alles, was die beiden Länder unterscheidet, auch Pfui-Rufe und Fäkalienworte.

Idee von Claire Doutriaux

Vor allem aber der Alltag findet in beiden Sprachen besondere Beachtung: angefangen von Deutschlands beliebter Birkenstock-Sandale, dem Käse, den man in Frankreich nach allen Regeln der Kunst anschneidet, bis hin zu den unterschiedlichen Bettsitten. Und da wären die frappanten optischen Unterschiede. Etwa die Apotheken, auf die in Deutschland ein kleines rotes "a" in Frakturschrift aufmerksam macht, in Frankreich hingegen ein Kreuz aus grünen Neonröhren. Oder Wassertürme, die in der Bundesrepublik oft den historisierten Fachwerk-Look der Kaiserzeit haben, während sie in Frankreich häufig futuristische Beton-Kegel sind.

Die Idee zu der Animationssendung stammt von Claire Doutriaux, die 15 Jahre in Deutschland lebte, bevor sie 1990 nach Frankreich zurückkehrte. Wie die Regisseurin im Radiosender France Info sagte, habe sie nach ihrer Rückkehr festgestellt, dass die Franzosen eine sehr rückwärtsgewandte Sicht auf Deutschland hatten. Sie habe sie deshalb mit dem heutigen Deutschland konfrontieren wollen und die Deutschen mit dem modernen Frankreich.

Diplomatische Zwischenfälle habe es nie gegeben, erzählte sie, auch wenn Arte am Anfang Angst hatte. Doch nicht immer trafen die Sendungen den Geschmack des Publikums: Am Anfang hätten einige Franzosen die Ironie, mit der die Deutschen die französischen Bräuche beschrieben, ein wenig schockierend gefunden. Das habe sich jedoch schnell gelegt.

Fangemeinde der "Karambolaner"

Heute ist "Karambolage" zu einer Kult-Sendung geworden. In beiden Ländern kann sie mittlerweile auf eine beachtliche Fangemeinde blicken, die stets größer wird: die "Karambolaner". Kürzlich wurden sie in der Sendung porträtiert und in mehrere Kategorien eingeteilt wie "Superfans" und "Beleidigte Leberwürste". Zu letzteren gehören alle, die immer denken, dass in der Sendung schlecht über ihr Land geredet wird.

Zum Geburtstag gehört auch das zweiteilige Porträt der französischen Schriftstellerin Germaine de Staël (10. und 17. März). Die lebenslustige Intellektuelle war fasziniert von der deutschen Philosophie und Literatur. Nach ihrer Reise durch das Land, wo sie zwischen 1803 und 1808 Goethe, Schiller, Wieland und Wilhelm von Humboldt begegnete, veröffentlichte sie ihr Buch "De l'Allemagne" ("Über Deutschland"). Das 1813 erschienene Buch war ihre einflussreichste Veröffentlichung. Es löste eine regelrechte Deutschlandmanie aus. Auf den Text geht auch die Bezeichnung Deutschlands als "Land der Dichter und Denker" zurück.

Als 2004 die erste Sendung von "Karambolage" ausgestrahlt wurde, hoffte Doutriaux auf eine Dauer der Sendung von einem Jahr. Seitdem sind 20 Jahre ins Land gezogen und wie die Regisseurin meinte, habe sie noch genug Themen für viele weitere Sendungen. Erstmals hat "Karambolage" die deutsch-französische Grenze überschritten. Seit 2023 blickt sie nun auch alle sechs Wochen auf die Spanier und deren Rituale, Gewohnheiten und rollendes "R". (APA, 12.3.2024)