"Das Krankenhaus soll insgesamt ein Ort der Sicherheit sein", sagt Klaus Kapelari, ärztlicher Leiter des Kompetenzzentrums.
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Innsbruck – An der Klinik Innsbruck ist am Mittwoch das erste Gewaltschutzkompetenzzentrum inklusive einer rechtsmedizinischen Gewaltschutzambulanz eröffnet worden. Mit den Räumlichkeiten wolle man "ein niederschwelliges Angebot" für von Gewalt betroffene Personen anbieten. "Wir etablieren nunmehr ein gut sichtbares Kompetenzzentrum", sagte der psychologische Leiter des Kompetenzzentrums, Thomas Beck, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Tirol Kliniken.

Damit gebe es auf dem Klinikareal "eine weitere wichtige Möglichkeit für Gewaltopfer", erklärte Beck und spielte damit auf "Dr. Viola" an, ein Codewort, mit dessen Hilfe Gewaltopfer bereits seit 2021 von Klinikmitarbeitern "an die richtige Stelle" auf dem Klinikareal geschleust worden waren. Das nunmehrige Projekt baut indes auf vorangegangenen Bestrebungen auf: Bisher gab es keine Räumlichkeiten für eine Gewaltschutzambulanz, seit 2012 existiert aber eine Opferschutzgruppe, und seit 2019 werden Routinescreenings durchgeführt, um Opfer von Gewalt identifizieren zu können.

Das Ziel hinter all diesen Bemühungen ist für Klaus Kapelari, der die ärztliche Leitung des Kompetenzzentrum innehat, klar: "Das Krankenhaus soll insgesamt ein Ort der Sicherheit sein." Mit der Ambulanz und mit dem Zentrum arbeite man zudem daran "die Stigmatisierung rund um das Thema Gewalt und vor allem auch der häuslichen Gewalt zu entstigmatisieren", betonte Kapelari.

"Gewaltschutz 24/7"

Auch Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) strich die große Bedeutung des Gewaltschutzkompetenzzentrums heraus. "Vor allem dass die Gewaltschutzambulanz 24/7 zur Verfügung steht, ist ein wichtiger Schritt", erklärte Hagele. Man komme damit als Gewaltopfer rasch und unkompliziert zur "notwendigen fachärztlichen und psychologischen Betreuung", und es könne künftig auch verstärkt bei "Früherkennung und Hilfe" angesetzt werden, nannte die Landesrätin Vorteile der neuen Einrichtung.

Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) schlug in dieselbe Kerbe wie Hagele: "Wir können hier wirklich die bestmögliche medizinische und psychologische Beratung anbieten." Zudem gelinge eine "optimale Lenkung und Schleusung durch das Areal", betonte sie. Vieles, was nunmehr passiere, sei zwar bisher an der Klinik auch schon gang und gäbe gewesen, aber es komme aktuell "zur einer notwendigen und wichtigen Institutionalisierung".

Bei dieser klinkt sich auch die Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck verstärkt ein, wie Marion Pavlic vom Gerichtsmedizinischen Institut erklärte. "Wir können etwa körperliche Verletzungen beurteilen oder DNA-Untersuchungen leisten", berichtete Pavlic. Das sei unter anderem für die Dokumentation wichtig, beispielsweise wenn Fälle vor Gericht landen, so Pavlic.

Sensibilisierung und Schulung

Mit dem Gewaltschutzkompetenzzentrum sowie mit Gewaltschutzambulanz sei aber keinesfalls das Ende der Fahnenstange erreicht, was die Bemühungen im Bereich Gewaltschutz betreffe, betonte man unisono. Ende März starte etwa eine Ausbildung von Gewaltschutzbeauftragten in allen Bereichen der Klinik. "Ich denke, dass die Sensibilisierung und Schulung des Personals in Sachen Gewalt eigentlich das Wichtigste ist", erklärte Hagele. "Wir fangen zuerst mit der Schulung der Gewaltschutzbeauftragten bei den Ambulanzen an", berichtete indes Andrea Hohenegger, die für die Schulungen zuständig ist.

Das Thema sei jedenfalls virulent, wurde einhellig festgehalten. 26,5 Prozent der Personen, die jährlich in den Notaufnahmen vorstellig würden, seien von häuslicher Gewalt betroffen, wurden konkrete Zahlen genannt. Die Hälfte davon habe gar "akute häusliche Gewalt" erfahren müssen, fügte Beck hinzu. (APA, 13.3.2024)