Die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, Katharina von Schnürbein, sprach am Mittwoch in der
Die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, Katharina von Schnurbein, sprach am Mittwoch in der "ZiB 2" bei Armin Wolf über den explosionsartigen Anstieg von Antisemitismus in Österreich.
Screenshot ORF

Mehr als 1.100 antisemitische Vorfälle wurden der Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde im Vorjahr gemeldet. 18 körperliche Angriffe auf Jüdinnen und Juden wurden erfasst, ebenso Bedrohungen und Beschimpfungen. Ein explosionsartiger Anstieg ist seit Oktober nach dem Massaker der Hamas in Israel zu beobachten. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, spricht von einer "Horrorzahl".

"Jüdinnen und Juden in Europa haben heute wieder Angst, und das ist unerträglich für die Europäische Union und für jeden unserer Mitgliedsstaaten", brachte es Katharina von Schnurbein in der "ZiB 2" auf den Punkt. Antisemitismus steige in der gesamten westlichen Welt. Nach dem 7. Oktober 2023 sei es zu einer in der Geschwindigkeit noch nie dagewesenen "Umkehr der Täter- und der Opferrolle" gekommen, sagte die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission. Aus dieser Welle habe sich ein "antisemitischer Tsunami" entwickelt.

Kein importierter Antisemitismus

Wo aber beginnt Antisemitismus? Eine kritische Haltung gegenüber Israel im Krieg gegen Gaza ist kein Antisemitismus, sagte Schnurbein. Antisemitismus beginne, "wenn man Jüdinnen und Juden hier verantwortlich macht für das Handeln Israels" und "wenn man Israel das Recht auf das Bestehen eines Staates abspricht". Dem Narrativ vom importierten Antisemitismus durch Migranten aus arabischen und islamischen Ländern widerspricht die EU-Beauftragte: Der Holocaust habe "stattgefunden ohne die Präsenz von Musliminnen und Muslimen in Europa".

Was kann man machen? Reden, fragen, zuhören, aufklären, nicht aufhören zu widersprechen. So wie Schnurbein, die in dem Gespräch mit Armin Wolf Klarheit und beinahe unerschütterlichen Optimismus ausstrahlte: "Die Situation darf uns nicht in dieser Art und Weise auseinandertreiben, und daran müssen wir arbeiten."

ZIB 2: EU-Beauftragte: "Antisemitischer Tsunami"
ORF

Ein Beispiel, wie das bereits passiert, zeigte der Beitrag davor: Im Rahmen des Projekts Likrat gehen jüdische Jugendliche in Schulen und beantworten Fragen. "Auch kleine Erfolge zählen", sagte Gestalterin Constanze Ertl. So ist es. (Doris Priesching, 14.3.2024)