Meister Shifu und Po. Einer ist grantig, der andere immer hungrig
AP/DreamWorks Animation

"Skadoosh!" Der pummelige Panda ist zurück. Was nicht nur die vielen Fans der Animationsfilmreihe erfreuen dürfte, sondern auch die Kassen des Animationsstudios Dreamworks. Man hat es tausendmal gehört und gesehen: Etablierte Marken funktionieren an der Kinokasse, und wenn dann noch eine daherkommt, die einen Nostalgiefaktor hat, dann ist es umso profitabler – siehe Superhelden- und Kinderspielzeugfilme à la Barbie.

Mr. Ping und Britney Spears

Der Nostalgiefaktor greift auch bei der Kung Fu Panda-Reihe. Der erste Teil des milliardenschweren Franchise kam 2008, der letzte 2016 in die Kinos. Also vor acht Jahren. Kinder, die sich den Panda damals als Kuscheltier wünschten, dürften also schon das Erwachsenenalter erreicht haben und sich gern zurückerinnern an die Abenteuer des Pandas Po, der in einem fiktiven, nur von Tieren bevölkerten China lebt und der Sohn der Ente Mr. Ping ist.

Mr. Ping repräsentiert, so hört man, einen bestimmten chinesischen Elterntypus: geschäftig, ständig kochend, ein bissl scharfzüngig, aber im Herzen voller Liebe zum verfressenen Nachwuchs. Und auch Po, dessen Stimme im Amerikanischen von Jack Black gesprochen wird, war für viele asiatisch-amerikanische Kids 2008 eine frühe Identifikationsfigur – gerade weil er mit seiner Zugehörigkeit kämpft: Er hat eine Wahlfamilie und träumt davon, in einem Feld zu reüssieren, in dem niemand den dicken Panda gesehen hat. Im traditionellen Kampfsport.

Jack Black spricht Po (deutsch Hape Kerkeling) und singt Britney.

Ein frecher Fuchs

Nun, im verspäteten vierten Teil, geht es unter neuer Regie (Mike Mitchell) ums Loslassen. Po hat seinen Traum erreicht, er ist der Drachenkrieger, doch Meister Shifu hält ihn dazu an, seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin zu bestimmen, um selbst zum spirituellen Führer aufsteigen zu können. Doch Po fühlt sich in der Rolle des Kämpfers zu wohl.

Dann taucht das freche, diebische Füchslein Zhen auf, mit dem Po schließlich die Reise in die Großstadt Juniper City antritt, um das berüchtigte Chamäleon zu finden. Das nämlich beabsichtigt die Furiosen Fünf, also die Kung-Fu-Meister, die Po zeitlebens bewunderte, aus einem anderen Universum zurückzuholen, um sich deren Kräfte einzuverleiben und die Weltherrschaft an sich zu reißen. Weshalb auch sonst? Mr. Ping und Li Shan, die Väter (!) Pos, folgen ihrem Sohn und sorgen damit für die queere Patchworkfamilienpower, die Po dringend notwendig hat.

Kung Fu Panda 4 | Offizieller Trailer deutsch/german HD
Universal Pictures Germany

Wuxia-Beziehungen

Die Filmidee rund um Panda Po existiert seit 1993, erst 2004 ging es indes an die Realisierung, 2016 kam der letzte Film in die Kinos. Eine Zeitspanne, in der der Austausch zwischen westlichem und chinesischem Kino so rege war wie nie. 1994 wurde der erste US-Blockbuster in China zugelassen, bald schon stieg die Zahl der US-Filme, die am chinesischen Milliardenmarkt mitnaschen durften, auf über dreißig pro Jahr. Vor allem Action schlug ein. 2012 stammten sieben der erfolgreichsten Filme in China aus der Traumfabrik.

Im Gegenzug erlebte auch das chinesische Kino im Westen sprichwörtlich Höhenflüge mit Wuxia-Blockbustern wie Tiger & Dragon, worin die Kämpfer und Kämpferinnen sich elegant durch die Lüfte und wunderschönen Landschaften Chinas schraubten – eine Tradition, an die die Kung Fu Panda-Reihe sowohl thematisch als auch in seinen Animationen Bezug nimmt. Natürlich mit der notwendigen Verkindlichung und Amerikanisierung.

Mittlerweile ist es um die Reputation der Volksrepublik weitaus schlechter bestellt, die Beziehungen zum Westen sind so lau wie nie. Das spiegelt sich im chinesischen Filmmarkt, der für Hollywood so gut wie zu ist. Der Kinostart für Kung Fu Panda 4 ist in China hingegen fix, denn dort ist das Franchise als westliche Interpretation des Wuxia-Genres überaus beliebt. Ein Milliardensegen. (Valerie Dirk, 15.3.2024)