Nicht in Linz beginnt's, sondern diesmal in Salzburg. Um 10 Uhr bildet dort eine Pressekonferenz den Auftakt zu einem Tag voller Proteste der Buslenkerinnen und Klimaschützer. Um 14 Uhr startet die Veranstaltung in Linz im Volksgarten, um 15.30 Uhr beginnen gleich zwei Demonstrationen. Die eine findet am Karmeliterplatz in Graz statt, die zweite nimmt ihren Anfang am Hauptbahnhof in Wien. Letztere wird gegen 16.30 Uhr vor der Wirtschaftskammer haltmachen und gegen 17.15 Uhr – so weit der Plan – am Karlsplatz ankommen.

Ausschnitt eines Busses mit dem Schild Einstieg.
Busfahrerinnen und Busfahrer haben es hierzulande nicht immer leicht. Wenig Gehaltsentwicklung, kurze Pausen und die schlechte Infrastruktur sind die größten Aufreger und auch Grund dafür, warum immer wieder Personen aus dem Beruf aus- statt einsteigen.
Christian Fischer

Ziel der Protestaktionen ist es, für bessere Arbeitsbedingungen für Buslenkerinnen und Buslenker im öffentlichen Verkehr einzutreten. Dafür haben sich die Bewegungen Fridays for Future und System change not climate change mit der Gewerkschaft Vida zusammengetan. Zusammen treten sie unter dem Bündnisnamen "Wir fahren gemeinsam" auf.

"Weil der Individualverkehr Österreichs größter Klimakiller ist, fordern wir seit fünf Jahren den sofortigen Ausbau von flächendeckendem und dicht getakteten öffentlichen Verkehr. Doch die Mobilitätswende scheitert unter anderem an den miesen Arbeitsbedingungen. Uns fehlen in den nächsten fünf Jahren allein in Wien 5.000 Buslenkerinnen! Deshalb unterstützen wir den Kampf der Gewerkschaft Vida für bessere Arbeitsbedingungen im Busbereich", sagt Teresa Tausch, Sprecherin von Fridays for Future.

Arbeitszeit und Geld

"Wir fordern, dass zur Reduzierung der Überstundenflut und zur Bekämpfung des Personalmangels die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Buslenkerinnen und Buslenker verbessert werden müssen", erklärt Markus Petritsch, Fachbereichsvorsitzender der Vida. "Unbezahlte Pausen und Arbeitstage von bis zu 15 Stunden: Das gehört zur Arbeitsrealität von Busfahrerinnen und Busfahrern in Österreich."

Weil es an Pausenräumen und Toiletten fehle, seien Lenkerinnen und Lenker oft gezwungen, ihre Notdurft im Freien zu verrichten. "Das ist eigentlich eine Ordnungswidrigkeit, die mit saftigen Strafen enden kann", ist sich Petritsch bewusst, legt aber nach: "Wir fordern daher eine bessere Infrastruktur mit Sanitäranlagen und Pausenräumen zumindest an den End- beziehungsweise Anfangsstellen von Linien." Hinzu komme, dass das Bestandspersonal – rund 15.000 Lenkerinnen und Lenker – schon länger unter der hohen Arbeitsbelastung leide. "Zu wenige Pausen aufgrund zu dichter Taktintervalle und zu viele Überstunden. Viele Fahrerinnen und Fahrer haben deswegen schon das Handtuch geworfen", ist Petritsch überzeugt.

Bis jetzt hätten die Unternehmen mit Zurückhaltung auf diese Forderungen reagiert. "Sie sind uns nicht entgegengekommen", formuliert es Petritsch. "Sie setzen ihre Hoffnungen offenbar ganz auf die Mangelberufsliste der Bundesregierung, anstatt die Arbeitsbedingungen zu verbessern." Er gibt aber zu bedenken, dass Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu einem weiteren Lohndumping führen könnten.

Keine Proteste im Burgenland

Was uns ins Burgenland bringt, wo die Buslenkerinnen und Buslenker der Verkehrsbetriebe Burgenland vom Mindestlohn von 2.000 Euro netto profitieren müssen. Eine Protestkundgebung im Rahmen von "Wir fahren gemeinsam" ist in Eisenstadt oder anderen Orten im Burgenland nicht geplant. Der Betriebsratsvorsitzende der Verkehrsbetriebe Burgenland, Ernst Weingrill, war bis zum Redaktionsschluss für eine Stellungnahme diesbezüglich nicht erreichbar.

Ein Autobus der an Weinreben vorbeifährt.
Das Land Burgenland stellt Teile des öffentlichen Verkehrs selbst auf. Zuletzt kamen 13 neue Buslinien dazu und mit dem Bast ein Anrufsammeltaxi-System.
Verkehrsbetriebe Burgenland

"Loyalität zum Arbeitgeber lohnt sich finanziell nicht. Das Einstiegsgehalt von 2.773 Euro brutto im Monat ist zwar gut, aber es gibt dann keine weiteren Lohnsprünge", erklärt Petritsch. "Das heißt, nach beispielsweise elf Jahren in einem Betrieb erhält man etwa als Kraftfahrerin oder Kraftfahrer nur rund 17 Euro mehr als jemand, der erst seit zwei Jahren im Betrieb arbeitet."

"Unattraktiv macht den Beruf auch, dass Fahrpläne und Strecken so gestaltet sind, dass Pausen oft nicht möglich sind. Und wenn, dann fehlt es an Pausenräumen, Toiletten und Verpflegung", erklärt auch Thomas Stiller vom Ausschuss Autobus der Vida. "Lenkerinnen und Lenker machen sich laut Kraftfahrgesetz strafbar, wenn sie im Winter das Fahrzeug laufen lassen, um es warm zu haben. Oft gibt es keine andere Möglichkeit, und dann werden sie dafür, dass sie gezwungen sind, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, auch noch von Anrainerinnen und Anrainern beschimpft und dabei gefilmt."

Kaum Einschränkungen im Busverkehr

"Für uns Klimaaktive ist es schlicht logisch, sich den Forderungen der Busfahrerinnen und Busfahrer nach besseren Arbeitsbedingungen anzuschließen", sagt Tausch, weil der öffentliche Busverkehr samt seinen Mitarbeitern essenziell für eine erfolgreiche Klimawende sei. Wie viele Menschen sich den Protesten anschließen werden, sei vorab nicht seriös abzuschätzen, sagt Petritsch. "Wir hoffen natürlich auf eine breite Unterstützung an allen Standorten." Gleichzeitig ist er überzeugt, dass es trotz der Kundgebungen "keine gravierenden Einschränkungen für die Fahrgäste geben wird". (Guido Gluschitsch, 15.3.2024)