Bratislava - Die slowakische Regierung unter dem linken Ministerpräsidenten Robert Fico hat mit Gesetzesplänen für einen Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens RTVS Proteste ausgelöst. Die liberale und konservative Opposition warf der Koalition aus zwei sozialdemokratischen und einer rechtspopulistischen Partei schon seit Tagen vor, einen Propagandasender der Regierung schaffen zu wollen. Am Donnerstagabend kritisierte auch Präsidentin Zuzana Caputova das Vorhaben.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico will den öffentlich-rechtlichen Rundfunk umbauen und erntet dafür heftige Kritik.
IMAGO/Ondrej Deml

Mehrere NGOs kündigten an, die EU-Kommission einschalten zu wollen. Mehr als Tausend RTVS-Mitarbeiter unterschrieben bis Donnerstag einen Protestaufruf und schlossen einen Streik nicht aus.

Politische Kontrolle befürchtet

RTVS soll im Zuge der Umstrukturierung formell aufgelöst und in eine neue Institution namens "STaR" (abgekürzt für "Slowakisches Fernsehen und Rundfunk") umgewandelt werden. Das kritisierte Präsidentin Caputova in einer von der Nachrichtenagentur TASR veröffentlichten Erklärung: "Es gibt keinen realen Grund für die Auflösung von RTVS außer einem einzigen - nämlich die politische Kontrolle darüber zu übernehmen", argumentierte das Staatsoberhaupt.

Tatsächlich kann die Regierung den gegenwärtigen RTVS-Chef Lubos Machaj, dem sie politische Einseitigkeit vorwirft, nach derzeitigem Gesetz nicht absetzen. Eine formelle RTVS-Auflösung beseitigt jedoch diese Hürde. Machaj war 2022 vom Parlament gewählt worden, als darin Gegner Ficos die Mehrheit hatten.

Die Kulturministerin und andere Regierungsvertreter erklärten am Donnerstag, das Ziel sei vor allem, die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt zu sichern. So wolle man das bisher für RTVS geltende Verbot von Werbung im Internet aufheben und die Möglichkeit von Direktzahlungen des Staates für Aufträge ausbauen. Oppositionspolitiker wiesen hingegen darauf hin, dass der Gesetzesentwurf mehr Einflussnahmen durch Regierung und Parlament vorsehe. (APA, 15.3.2024)