FE 24-50mm F2.8 G
Dieses Foto wurde mit einem Pixel 7 Pro im Porträtmodus gemacht.
Der Standard/Stefan Mey

Wer mit dem Smartphone Haustiere, Verwandte oder Details wie etwa Blumenblüten fotografiert oder filmt, der wird schon einmal über den "Porträtmodus" gestolpert sein, der einen sogenannten Bokeh-Effekt bewirkt: Der Hintergrund wird unscharf dargestellt, sodass sich das Motiv im Vordergrund besser abheben kann. Nun kommt auf den Smartphones jedoch weniger die Hard-, sondern eher Software zum Einsatz, schon vor dem aktuellen Hype um künstliche Intelligenz nutzten Handyhersteller KI, um Fotos zu optimieren.

Für Laien erklärt: Was macht die Blende?

Darüber können echte Fotografen freilich nur die Nase rümpfen. Sie steuern das Ausmaß des Bokeh-Effekts selbst, indem sie Einstellungen an der Kamera und vor allem an dem Objektiv vornehmen. Hier ist die Blendenzahl entscheidend, die auf Kameras mit dem Symbol "A" (für das englische Wort "Aperture") dargestellt wird. Die Blendenöffnung bestimmt, wie viel Licht gleichzeitig in die Kamera gelassen wird.

Kamera BLENDE EINFACH erklärt | Jaworskyj Foto Kurs 📷 Lektion 8
Benjamin Jaworskyj

Dadurch kann nicht nur gesteuert werden, wie hell ein Bild ist. Es wird auch bestimmt, zu welchem Ausmaß jene Objekte scharf gestellt werden, auf die nicht fokussiert wird, in den meisten Fällen also der Hintergrund. Eine kleine Blendenzahl bedeutet, dass die Blende weit geöffnet ist, eine große Zahl bedeutet eine kleine Blende. Eine große Blende (also eine kleine Blendenzahl) bringt einen starken Bokeh-Effekt, eine kleine Blende (mit großer Blendenzahl) lässt auch den Hintergrund scharf erscheinen.

Neue Objektive

Um das Bedürfnis von Hobby- und Profifotografen nach besonders schicken Porträts zu befriedigen, stellen die Hersteller regelmäßig neue Objektive vor, die genau diesen Zweck erfüllen. So berichtete DER STANDARD Anfang des Jahres von der Präsentation von Panasonics Objektiv LUMIX S 100mm F2.8 MACRO (S-E100) im Rahmen der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, das für Porträts und Nahaufnahmen konzipiert wurde.

Das LUMIX S 100mm F2.8 MACRO (S-E100) wiegt nur 298 Gramm und hat eine fixe Brennweite von 100 Millimetern, die Blende lässt sich auf bis zu 2,8 öffnen. Durch sein geringes Gewicht soll sich das Panasonic-Objektiv zum Preis von 1.099 Euro auch für Reisen gut eignen.

Wenig später schoss Sony nach und stellte das FE 24-50mm F2.8 G vor, das in einer ähnlichen Zielgruppe fischt, mit einem Preis von circa 1.300 Euro nochmals 200 Euro teurer ist als der Konkurrent. DER STANDARD hat Sonys neues Objektiv getestet. Da die Website des STANDARD Bilder in der Qualität stets herunterrechnet, können die Beispielfotos in einem Ordner unter diesem Link in voller Qualität abgerufen werden.

Größe, Gewicht und Brennweite

Das FE 24-50mm F2.8 G ist 92,3 mm lang und hat einen Durchmesser von maximal 74,8 Millimeter. Das Gewicht beläuft sich laut Hersteller auf rund 440 Gramm, wodurch das Sony-Objektiv nicht nur preislich, sondern auch in Gramm deutlich mehr ins Gewicht fällt als der Konkurrent. Leichter und kompakter als diverse Profi-Objektive ist es jedoch allemal, gemeinsam mit der Kamera passt es in eine herkömmliche Fototasche.

Geschuldet ist dieses zusätzliche Gewicht auch der Tatsache, dass man bei Sony auf eine feste Brennweite verzichtet hat. Diese lässt sich in einem Bereich zwischen normalen 50 mm und 24 mm (Weitwinkel) einstellen. Das bietet sich unter anderem an, wenn bei Porträts etwas mehr vom Hintergrund eingefangen werden soll. Und natürlich für Momentaufnahmen im Alltag, bei denen man mit kleinerer Blende möglichst viel vom Geschehen festhalten will.

Blende und Autofokus

Der Bereich der Blende bewegt sich wiederum zwischen 2,8 und 22, was sehr viel Spielraum schafft. So wird man eine große Blende von 2,8 nutzen, um bei Porträts gezielt auf bestimmte Teile des Gesichts – etwa die Augen – zu fokussieren und einen starken Bokeh-Effekt zu erzielen. Bei einer kleinen Blende von 22 kann hingegen erwartet werden, dass das Bild weitgehend scharfgestellt ist.

Testfoto
Selbstporträt mit Blende 2,8. Fokussiert wurde auf die Augenbrauen, wodurch das Ohr bereits unscharf erscheint.
Der Standard/Stefan Mey
Test
Zum Vergleich das gleiche Motiv mit Blende 22. Hier sind auch im Hintergrund diverse Details erkennbar.
Der Standard/Stefan Mey

Wie üblich kann zwischen manuellem Fokus und Autofokus gewählt werden. Der Mindestfokussierabstand liegt im Weitwinkelbereich bei 0,19 Metern, was entsprechend gute Nahaufnahmen ermöglicht. Der manuelle Fokus wird händisch am Objektiv eingestellt, der Autofokus läuft über zwei Linearmotoren im Objektiv.

Test
Ein Kompromiss: Blende 5,6 bei 49 mm Brennweite, ISO 100 und 1/100 Sekunde Belichtungszeit.
Der Standard/Stefan Mey

Sony wirbt auch damit, dass in Kombination mit der zuletzt mit großem Hype angekündigten spiegellosen Vollformatkamera Alpha 9 III Highspeed-Serienaufnahmen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde mit AF/AE-Tracking möglich sind. Allerdings lässt sich das Objektiv auch mit günstigeren Kameramodellen – in unserem Fall eine Sony Alpha 7 C 2 – kombinieren, in dem Fall ist die Kapazität der Serienbildaufnahme von der Leistung der Kamera abhängig.

Test
Porträt nachts bei Kunstlicht mit Blende 2,8, ISO 100, 1/2 Sekunde Belichtungszeit. Auch hier tut das Objektiv, was es soll.
Der Standard/Stefan Mey
Test
Erneut Blende 2,8, diesmal mit einem hohen ISO-Wert von 1.250, 1/30 Sekunde Belichtungszeit.
Der Standard/Stefan Mey

Fazit: Eine Linse für den richtigen Zweck

Seinen Zweck erfüllt das FE 24-50mm F2.8 G definitiv: Es ermöglicht schöne Bokeh-Effekte, bei Porträts ebenso wie bei diversen Detailaufnahmen von anderen Objektiven. Dabei kann man es durchaus auch mal übertreiben und bei der Blendenöffnung über das Ziel hinaus schießen – hier ist Experimentierwille gefragt, aber das macht ja gerade den Reiz des Hobbys aus. Ob man dafür einen Betrag auf den Tisch legen möchte, der mit dem Preis eines Highend-Smartphones vergleichbar ist, muss jeder für sich entscheiden. (Stefan Mey, 16.3.2024)