Bild vom Neustifter Kirtag, mit jungen Mensch in Tracht. Ein Mann im Vordergrund trinkt aus einer Flasche.
Der Neustifter Kirtag zieht nach Eigenangaben Ende August in vier Tagen jährlich rund 100.000 Besucherinnen und Besucher an. Viele werfen sich auch in Tracht.
Heribert Corn

Diese Zusammenarbeit ist nicht alltäglich. Am Freitag gaben Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Karl Mahrer, Chef der Stadt-ÖVP und nichtamtsführender Stadtrat, gemeinsam einen "politischen Schulterschluss zur Rettung des Neustifter Kirtags" bekannt. Konkret spenden beide Parteien jeweils 12.500 Euro als "Soforthilfe" an den Ausrichterverein der Traditionsveranstaltung, die diesmal zwischen 22. und 25. August in der Döblinger Heurigengegend stattfindet.

Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben

Die Veranstalter des Kirtags sollen laut der gemeinsamen Aussendung von SPÖ und ÖVP einer unsicheren Zukunft entgegengeblickt haben. In den vergangenen Jahren hätten diese mit einem deutlichen Rückgang der Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Ausgaben für Energie und Personal zu kämpfen gehabt. So habe es laut den Parteien auch "ernsthafte Überlegungen" gegeben, das Straßenfest zu verkleinern.

Mit der rot-schwarzen Soforthilfe ist "die Durchführung des Kirtags in diesem Jahr gewährleistet", sagte Mahrer. Eine jährliche Spende für das Fest ist demnach aber nicht angedacht: Die Finanzierung soll auch in Zukunft unabhängig sein. Peter Wolff, Obmann des Weinbauvereins Neustift, bedankte sich für die "überparteiliche, kurzfristige Lösung". Gleichzeitig müsste für die kommenden Jahre eine "nachhaltige sowie unabhängige Finanzierung gesichert" werden. "Daran müssen wir arbeiten. Dies soll auch ein Zeichen der Motivation für die nächste Generation der Winzerinnen und Winzer sein."

Der Neustifter Kirtag, der auf einen Brauch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts Bezug nimmt, zog zuletzt nach Eigenangaben der Veranstalter an vier Tagen jährlich rund 100.000 Besucherinnen und Besucher an. Ähnlich wie beim städtischen Oktoberfest im Prater, der Kaiser Wiesn, ist die Dichte an Dirndlträgerinnen sowie Burschen und auch Mädels in Krachledernen hoch. Auch Politikerinnen und Politiker werfen sich vor allem vor Wahlen zuerst in die Tracht und dann ins Neustifter Getümmel. (David Krutzler, 15.3.2024)